Die Länder wollen die Situation von Künstlern verbessern. Weil das nicht von heute auf morgen geht, bleiben die Coronahilfen vorerst unverzichtbar.? Foto: / /Sascha Steinach

Bereits vor der Coronakrise arbeiteten viele freischaffende Künstler unter prekären Bedingungen. Nun sollen die Kulturminister bei ihrer Frühjahrstagung darüber beraten, wie sich das ändern kann.

Düsseldorf - Als Konsequenz aus der Corona-Krise will Nordrhein-Westfalen eine bundesweit bessere soziale Absicherung von Künstlern vorantreiben. Gerade die freischaffenden Künstler hätten keine großen Rücklagen, sagte NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos). Das werde auch bei der Frühjahrstagung der Kulturminister ein Thema sein.

Bereits vor der Coronapandemie hat die Studie „art but fair“ ermittelt, dass 70 Prozent der freischaffenden Künstler teils unbezahlt arbeiteten und 80 Prozent ihre Beschäftigung als unsicher empfänden. Von den befragten Bühnenkünstlern sagten damals 79 Prozent, dass sie ihre Gagen für unangemessen hielten. Das Nettoeinkommen lag bei 40 Prozent unter 10 000 Euro pro Jahr. Die prekäre Einkommenssituation hänge auch damit zusammen, dass 70 Prozent der Musiker, Tänzer und Schauspieler unbezahlte Leistungen erbringen müssten. Besonders zu Beginn der Karriere würden von Künstlern kostenlose Auftritte erwartet, damit sie Erfahrung und Renommee sammeln könnten, so der Autor der Studie „art but fair“.

Arbeit an der Supermarktkasse

Auf der Bühne sein Geld zu verdienen, ist also auch ohne Coronakrise ein hartes Geschäft: Viele Künstlerinnen und Künstler arbeiten unter prekären Bedingungen, eine deutliche Mehrheit rechnet mit Altersarmut. Um das zu ändern, wären mehr gewerkschaftliches Engagement von Künstlern, mehr Problembewusstsein beim Publikum und ein Kurswechsel der Kulturpolitik gefragt.

Angeregt durch die Coronakrise wollen die Kulturminister der Länder nun handeln. Unter Federführung von NRW arbeiten sie derzeit an Lösungen. „Das geht nicht von heute auf morgen, deshalb sind die Corona-Hilfsprogramme vorerst unverzichtbar“, sagte die NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „Aber für mich steht fest: Es darf nicht noch einmal passieren, dass Künstlerinnen und Künstler urplötzlich vor dem Nichts stehen.“

Es gebe Künstler, die aktuell an der Kasse im Supermarkt oder bei der Infektionsnachverfolgung im Gesundheitsamt arbeiteten, um über die Runden zu kommen und um zu helfen. „Mir haben Künstler berichtet, dass sie deshalb aus der Künstlersozialkasse rausgeflogen sind. Das ist natürlich ein absolutes Unding“, so Pfeiffer-Poensgen. Es müsse möglich sein, im Sozialversicherungsrecht Lösungen für eine bessere Absicherung zu finden.