Marc und Yvonne Hermann vom Josefle. Foto: Sachsenmaier

Im Josefle in Kaisersbach-Cronhütte gibt es bodenständige Küche.

Kaisersbach - Früher hieß das Josefle in Kaisersbach-Cronhütte Linde. Das ist zwei Generationen her. Damals war Linde ein weitverbreiteter Name für Gasthäuser. Der Koch in der Linde hieß seinerzeit Josef Maier. Es waren die Gäste, die der Linde den Vornamen vom Wirt gaben: Josefle. Und dabei ist’s geblieben.

Ursprünglich war das Haus als Stall konzipiert. Das war 1953. Aber dann entschied sich Opa Maier, daraus eine Gaststube und Fremdenzimmer zu machen. Später übernahm die Tochter von Josef Maier mit ihrem Mann, einem gelernten Metzger, den Betrieb. Jetzt hat der Sohn Marc Hermann (38) das Zepter beziehungsweise den Kochlöffel im Josefle in der Hand, die dritte Generation. Zuvor haben er und seine Frau Yvonne (36) im Jahr 2012 umgebaut. Die Tische sind Ton in Ton eingedeckt, auf der Theke stehen Kerzen, und das Porzellan ist weiß, die Teller sind im modernen XXL- Format.

Marc Hermann hat Koch gelernt und ist gerne „ins Sandland“ beziehungsweise ins „Sandländer Dreieck“, wie das Gebiet um Kaisersbach wegen seiner sandigen Böden heißt, zurückgekommen. Gelernt hat er im Stumpenhof, danach ging er in den Haghof, von dort in die Weinstube Mutz in Endersbach und zur Schönen Aussicht in Bürg. Alles verbürgt gute Adressen für die Liebhaber einer schwäbischen Küche.

Und der hat sich Marc Hermann verschrieben, aber in Kombination mit unerwarteten Aromen und Gewürzen. Da muss man erst mal drauf kommen: die Kerne von Himbeeren zu trocknen und dann über den mit einer Holunderblütenvinaigrette angemachten Salat zu streuen, der die genial schmeckenden Wildmaultäschle in Ravioli-Größe (8,90 Euro) begleitet. Die kleinen Dinger knacken und sehen obendrein wunderschön aus.

Die Bratkartoffeln sind dünn und goldbraun

Das ist nicht die einzige Idee, mit der Marc Hermann verblüfft. Die Speisekarte wird zur Versuchung, alles klingt lecker – und anders. Das Brauhaus-Schnitzel vom Landschwein (13,90 Euro groß/12,40 Euro klein) macht neugierig, wegen seiner Meerrettich-Senf-Panierung. Ein Geschmackserlebnis. Ganz zu schweigen von den Bratkartoffeln. So wie sie halt sein sollen – dünn, goldbraun und mit einem Hauch von Speck.

Zweimal Schnitzel bestellen, das ist langweilig. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, wie ein paniertes Sandländer-Bauernschnitzel mit Leberwurst, Bergkäse und Röstzwiebeln gefüllt schmeckt (14,90 Euro). Offenbar sehr gut, denn es ist der Renner im Josefle. Auch im Angebot: Schwäbische Kässpätzle mit Bergkäse (7,20 Euro), Saure Nierle im Zwiebel-Essig-Sößle (10,80 Euro), Saure Kutteln (8,50 Euro) oder ein Filderkrauttöpfle mit Kassler vom Schwein, Leberknödel, Maultäschle, Speckknödel und Sauerkraut (12,50 Euro), ein schwäbischer Rostbraten (19,90 Euro) und Wurstsalat mit und ohne Käse oder mit Schwarzwurst und Holzofenbrot aus der ortsansässigen Bäckerei (7,20 Euro).

Die Wahl fällt schwer, am Ende aber auf ein Wildgericht. Marcs Bruder Daniel ist nämlich Jäger – und das Rehgulasch samt weinverfeinertem Preiselbeer-Sößle ein Gedicht (16,90 Euro). Dazu passen hervorragend die Weine aus dem Remstal, die in großer Auswahl auf der Karte stehen und als echtes Viertele (0,25 l) ab 4,40 Euro ausgeschenkt werden.

Seit 2014 führt Hermann das Label „Schmeck den Süden“, dem mittlerweile 300 Betriebe angehören. Zwei Löwen zieren seine Speisekarte, was bedeutet, dass mindestens sechs Gerichte auf der Karte „ehrlich regional“ sein müssen. Einmal im Jahr wird das kontrolliert.