Gasthaus Die Linde-Lindengärtle in Herrenberg-Affstätt Foto: Sweetpix

Eine persönliche Abenteuergeschichte hat dazu geführt, dass die Linde in Herrenberg heute so ist, wie sie ist.

"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt" - so hat "Forrest Gump" im gleichnamigen Kinostreifen seine abwechslungsreiche Karriere erklärt. Eine solche persönliche Abenteuergeschichte hat auch dazu geführt, dass die Linde in Herrenberg-Affstätt heute so besonders ist, wie sie ist.

Weit ist es nicht von Stuttgart aus - sofern es auf der Autobahn Richtung Singen nicht mal wieder Stau gibt. Nach der Abfahrt bei Gärtringen sieht man schon bald die wuchtige evangelische Stiftskirche von Herrenberg linker Hand, dann geht es nach ein paar Kilometern scharf nach rechts auf einem ziemlich schmalen und holprigen Landsträßchen bis zur Ortsmitte von Affstätt. Dauert bei ungehindertem Verkehrsfluss kaum mehr als eine gute halbe Stunde. Da wären wir nun - mitten auf dem Land.

Der Traditionsgasthof mit dem 1948 gepflanzten Lindenbaum vor und dem ausladenden Lindengärtle hinter dem Haus ist nicht zu verfehlen. Er wird von Ingo Willms, 37, geführt, der das Lokal 2002 von seinen Eltern übernommen hat. Willms hatte zuvor jahrelang im Ausland gelebt, in Cannes und in der Schweiz - bis ihn das Schicksal wieder in die Heimat zurückführte. Es ist bereits der fünfte Generationswechsel, den die Linde erlebt, jedes Familienmitglied hat seine Spuren hinterlassen. Ihre lange Vergangenheit - vor kurzem wurde 130-jähriges Bestehen gefeiert - mündete in ein Konzept, das mit dem Attribut "gewachsen" wohl am treffendsten umschrieben ist.

Das Gebäude an sich ist eher unspektakulär, die Gasträume wurden aber renoviert und vom Betriebs- und Hotelleriefachwirt Willms mit modernen Elementen wie Stahltheke, Lichtsegeln, Spiegeln und wechselnden Ausstellungen aufgewertet. Der gepflegte Biergarten mit rund 100 Plätzen grenzt an Streuobstwiesen und eine Pferdekoppel, weiter hinten machen sich gelegentlich die putzigen Esel eines benachbarten Bauernhofes bemerkbar - man sitzt sehr idyllisch hier.

Auch das Speisenangebot trägt eindeutig Ingo Willms' Handschrift, der in der Küche auf das Motto "Tradition trifft Innovation" setzt: "Wir machen einen Spagat", sagt er, "hier können die Gäste Deftiges wie Zwiebelrostbraten oder Wurstsalat haben oder auch feine Gerichte wie gebratene Jakobsmuscheln auf Tomaten-Mango-Salat oder Seezunge mit getrüffeltem Kartoffelsalat."

Der getrüffelte Kartoffelsalat gehört zu den Rennern auf der Karte. Er schmeckt vertraut und gleichzeitig außergewöhnlich, was sowohl an den Zutaten als auch an der Herstellung liegt. "Wir machen ihn jeden Tag frisch mit selbst gemachter Brühe aus Rinderknochen, die Kartoffeln beziehen wir immer vom selben Bauern aus der Gegend", erklärt Willms. "Der Kartoffelsalat schwätzt, wie der Schwabe sagt."

Ohnehin ist fast alles "Handarbeit", auch beim bei den Gästen beliebten Herrenberger Leibgericht, einem Allerlei mit Schweinemedaillons in Pilzrahmsauce, Maultasche, Spätzle und Schupfnudeln, oder dem Lindensalat, einer Mischung aus Blattsalaten und gerösteten Nüssen, weißen und roten Trauben sowie Speckwürfelchen mit Lindenblütenhonigdressing.

Willms legt Wert auf Regionalität und Saisonalität - Gemüse und Fleisch kommen möglichst aus der Nachbarschaft (bis auf das argentinische Rindfleisch), die Forellen aus dem Schwarzwald, die Felchen vom Bodensee. Kleine Ausnahme: Einmal im Jahr - im September - gibt es Nordseefische von einem befreundeten Fischer.

Ansonsten bietet Willms, für den ein 18-Stunden-Tag nichts Besonderes ist, seinen Gästen ein breites kulinarisches Programm: Nach den exotischen Südafrika-WM-Wochen werden ab 12. Juli Pfifferlinge und Felchen serviert.

Gasthaus Die Linde - Lindengärtle, Kuppinger Straße 14, 71083 Herrenberg- Affstätt, Telefon 0 70 32 / 3 16 70, www.dielin.de. Montag bis Samstag ab 18 Uhr geöffnet, Sonn- und Feiertag 11.30 bis 14 Uhr und ab 18 Uhr. Am Wochenende unbedingt reservieren.