Gemütliche Gaststube mit Kachelofen Foto: Rief/Hotel Rad

Im Hotel Rad in Tettnang stehen über 60 Gerichte mit den weißen Stangen auf der Karte. Exotische wie „Spargel Gourmet“ mit Morchelrahmsauce, gebratener Gänseleber und Kräuterflädle oder „Spargel 2015“ mit gebratener Maispoularde, Erbsencreme und Schalottenmarmelade.

Tettnang - Als Hugo Eberhardt vor fast 100 Jahren den traditionsreichen Gasthof Rad in Tettnang kaufte, gab es in der Stadt über 20 gastronomische Betriebe. Ihm war klar, um überleben zu können, „muss ich etwas Besonderes bieten.“ Er versuchte es mit Spargel. „Ich werde so viele Spargelgerichte auf der Karte haben wie kein anderer“, beschloss er. Bis heute ist das Rad in Tettnang bekannt und beliebt wegen seiner Spargelkarte.

Dieses Jahr stehen insgesamt 66 Gerichte zur Auswahl. Exotische wie „Spargel Gourmet“ mit Morchelrahmsauce, gebratener Gänseleber und Kräuterflädle (25,50 Euro) oder „Spargel 2015“ mit gebratener Maispoularde, Erbsencreme und Schalottenmarmelade (20,50 Euro). „Kommt sehr gut an“, sagt Juniorchef Philip Blank, Urenkel von Hugo Eberhardt. Der 30-Jährige steht in vierter Generation am Spargeltopf. An seinen Urgroßvater erinnert die Variante „Hugo Eberhardt“ mit Kalbsleber und Kartoffeln (21,50 Euro).

Eine gelungene Kombination ist auch Spargel „Wilderer Art“ mit ganz zart sautierten Pfifferlingen und Kräuterflädle (20,50 Euro). Oder die auf Tettnangs Geschichte zurückgehende „Graf Montfort“-Variante mit Limonensauce, knusprigem Fenchelfilet und Kartoffeln ((20,50 Euro), die unter der Rubrik „Spargel & Meeresfrüchte“ angeboten wird.

Aber auch die Klassiker kommen nicht zu kurz – „bürgerliche Art“ mit zerlassener Butter (17,20 Euro) oder mit Sauce Hollandaise (18,50 Euro). Dazu kann man sich kalte oder warme Beilagen aussuchen – vom gekochten Schinken (5,10 Euro) bis zur schwäbischen Kratzete (4 Euro) oder den Medaillons vom Seeteufel (12,80 Euro) und einem Hirschrücken unter der  Haselnusskruste  (11,80 Euro). In der holzgetäfelten Gaststube mit dem grünen Kachelofen wird an diesem frühsommerlich warmen Sonntagabend an jeden Tisch Spargel gegessen.

Die normale Speisekarte wird in der Spargelsaison, die mit dem Johannistag am 20. Juni zu Ende geht, meist keines Blickes gewürdigt. Dabei hätte auch sie es verdient. Das imposante Fachwerkhaus des Hotel und Gasthaus Rad erzählt von einer langen Tradition, es ist wahrscheinlich eines der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Herberge in der Stadt Tettnang, die vor allem durch den Hopfenanbau überregional bekannt ist. In einer am 15. März 1360 ausgestellten Urkunde des Stadtarchivs Tettnang wird ein „Diet der Wirt“ erwähnt, der früheste Nachweis für einen Gastwirt in der Stadt. Es werden im Laufe der Zeit immer mehr, in der Ortsmitte von Tettnang reiht sich bis heute ein Gasthaus beziehungsweise Restaurant ans andere.

Das Geheimnis des Geschmacks liegt in der Würzmischung

Warum die Spargel im Rad besondere gut schmecken, habe mehrere Gründe, verrät Philip Blank. „Wir bekommen die weißen Stangen stechfrisch aus dem benachbarten Meckenbeuren vom Spargelbetrieb Landerer“, sagt der Juniorchef. Aber das ist es nicht allein. „Mein Urgroßvater hat dem Spargelwasser eine ganz besondere Würzmischung beigefügt“, ist er auskunftsbereit, aber dennoch zugeknöpft, wenn man wissen will, was diese Mischung, die zum Mit-nach-Hause-nehmen im Restaurant verkauft wird, beinhalte. Riecht man in die Tüte mit dem leicht gelblichen Salz-Mix hinein, erahnt man unter anderem Zitrone. „Wir geben den Spargel in einen breiten Topf, bedecken ihn mit Wasser, geben 20 Gramm Gewürzmischung auf einen Liter Wasser und ein Kilo Spargel dazu und lassen das Ganze bei mittlerer Hitze aufkochen. Dann ziehen wir den Topf vom Herd und lassen die Stangen im Wasser ziehen bis sie eine elfenbeinartige Farbe angenommen haben“, erklärt Philip Blank.

„Köstlich“, sagen die Gäste, „perfekt“ lautet dann das Urteil von Vater und Sohn, die zum Spargel die Weißwein-Cuvèe „Seehas“ vom Weingut Aufricht (02, l für 5,50 Euro) oder den trockenen Trollinger Steinwiege vom Weingut Schnaitmann aus Fellbach empfehlen. Dann sollte man besser in einem der neu renovierten Zimmer des Hotels übernachten.