Das solarbetriebene Tiny House auf Weltreise hat Station im Gäu gemacht. Ist es eine Lösung gegen die globale Erwärmung?
Historische Häuserkulisse trifft auf innovatives Wohnkonzept – stattgefunden hat diese ungewöhnliche Zusammenkunft am Dienstagvormittag, als der „Solar-Butterfly“ auf seiner Weltreise für drei Stunden Halt auf dem Herrenberger Marktplatz machte.
14 Meter breite Flügel
Das rund zehn Meter lange und knapp drei Tonnen schwere Tiny House mit der markant designten Front, die in Gestalt eines freundlich dreinschauenden Insektengesichts daherkommt, ist ein aufsehenerregendes Unikat: Es kann mit seinen Solarflügeln, die komplett ausgeklappt eine Spannweite von über 14 Metern haben, die elektrische Energie für sein Zugfahrzeug – einen eigens für das große Gewicht des Hängers aufgelasteten Tesla – vollständig selbst produzieren. Entwickelt wurde das Gefährt von der Hochschule Luzern.
Initiator des Projekts ist der Luzerner Klima-Aktivist Louis Palmer, der bereits 2007 mit dem „Solartaxi“, einem solarbetriebenen Auto, als erster Mensch die Welt umrundete. Außerdem veranstaltet er die jährlich stattfindende Elektroauto-Rallye „Wave“. Das Ziel der Aktion ist es, den Klimaschutz in den Fokus zu rücken und zu zeigen, dass Lösungen gegen die globale Erwärmung bereits existieren.
Schmetterling mit Symbolkraft
So informierte in Herrenberg Thomas Kleiser von der Stabstelle Klima- und Umweltschutz gemeinsam mit der Gruppe Lokale Agenda 21 unter anderem über den kommunalen Klimafahrplan mit seinen 85 Maßnahmen sowie die Institution der Bürger-Solar-Beratung.
Für Louis Palmer, der bei dem Stopp in Herrenberg mit an Bord war, steht der Schmetterling als Symbol für Transformation: So wie die erdgebundene Raupe zum freifliegenden Insekt wird, könne sich auch die Gesellschaft wandeln – weg von fossilen Energieträgen, hin zu sauberen, erneuerbaren Energien.
Vier Schlafkojen gibt es im Inneren
Auch auf dem Herrenberger Marktplatz, wo der Solar-Butterfly von Oberbürgermeister Thomas Sprißler empfangen wurde, ging Louis Palmers Plan, mit seinem besonderen Gefährt Aufsehen zu erregen, auf. Interessierte Bürger und Schulklassen erklommen am Heckeinstieg das Tiny House und erkundeten das Innenleben mit Dusche, den beiden Stockbetten mit vier Schlafkojen, dem kleinen Wohnbereich sowie der Küche. Diese verfügt über jede Menge Tageslicht, das durch die transparenten Augen des Schmetterlings ins Innere fällt.
Auch die zahlenreichen Abbildungen von vom Aussterben bedrohten Tierarten wie Eisbär, Hai oder Koala auf der Wohnmobil-Außenwand boten Gesprächsstoff, ebenso die Fahrzeughülle selbst. Diese ist aus recycelten Plastikflaschen, die aus dem Meer gefischt wurden, hergestellt. Auskunftsfreudig waren zudem auch Willi Eling und Maximilian Schwabe, die als Fahrer zur Solar-Butterfly-Crew gehören. Während der 62-jährige Eling, der einst als Pilot, wie er selbst sagt, von Berufs wegen ein großer CO2-Verursacher war, drei Wochen durch Deutschland mit von der Partie ist, fährt Schwabe bis nach Panama mit. Dort soll das zweite Jahr auf Achse für den Solar-Butterfly im Dezember enden.
Abfahrt nach Übersee rückt näher
Nachdem er 2022 bereits durch Europa getourt ist – mit kleinem Zwischenstopp auf dem Böblinger Flugfeld –, ist der Solar-Butterfly noch bis zum 23. Mai in Deutschland unterwegs. Dann geht es nach Liverpool, bis er mit dem Schiff nach Halifax (Kanada), dem Startpunkt für die anstehende Tour durch Nordamerika übersetzt.
Bis zum 12. Dezember 2025, dem zehnten Geburtstag des Pariser Weltklimaabkommens, will das Solar-Butterfly-Team über 90 Länder bereist und bei mehr als 1000 Zwischenstopps bei Kommunen, Schulen und Firmen auf allen Kontinenten Klimaschutzideen zusammengetragen haben. Über 100 000 Kilometer wird das besondere Tiny House dann zurückgelegt haben.