Jeanette Zenko und ihr Liebling Mariandl – eine handliche Waschmaschine, die noch immer funktioniert. Foto: Werner Kuhnle

Puppenküchen, Kaufläden, Schaukelpferde – Jeanette und Michael Zenko lassen Kindheitserinnerungen lebendig werden. Beim 18. Jahrhundertfest in Marbach wird der 69-Jährige in die Rolle des Turmuhrmachers schlüpfen.

Wenn Jeanette Zenko an ihre Kindheit zurückdenkt, leuchten die Augen der 63-Jährigen. Da gab es die große Puppenküche und daneben den Kaufladen. Der war unter anderem gefüllt mit echten Saitenwürstle und Eiern. „Meine Eltern haben dann bei uns eingekauft und nach dem Frühstück mussten wir das Geschirr dann spülen“, erinnert sich Jeanette Zenko.

 

Als die Eltern 1980 umzogen packte die Tochter die Sammelleidenschaft. „Da stellte sich dann auf einmal die Frage, was wir mit den ganzen alten Spielsachen machen.“ Hergeben oder gar wegwerfen, das war keine Option.

Jedes Stück hat einen Lebenslauf

Jeanette Zenko und Ehemann Michael begannen auf Flohmärkten zu stöbern und einzukaufen. Bei altem Spielzeug schlagen die Herzen der beiden höher. Besonders, wenn es aus dem vergangenen Jahrhundert stammt – oder noch älter ist. Eine im Internet entdeckte Puppenküche ist sogar aus dem Jahr 1896.

„Mich faszinieren die Geschichten der Stücke“, sagt Jeanette Zenko. Die meisten Dinge, die sich inzwischen im Besitz des Paares befinden, haben sie von Menschen erworben oder auch geschenkt bekommen, die eben diese Geschichten erzählen.

Aktuell arbeitet Michael Zenko an dieser Puppenstube. Foto: Werner Kuhnle

Vor drei Jahren zog das Paar von Marbach nach Pattonville. Ihrer Leidenschaft gehen sie in Freiberg nach. Die Sammlerstücke füllen dort das Obergeschoss eines Hauses. Kein Quadratmeter, der nicht genutzt wird. Auch in den Gängen zwischen den Regalen reihen sich die Sammlerstücke aneinander. Den Überblick verlieren die beiden aber nicht. „Wir haben alles sortiert und beschriftet“, erklärt die Sammlerin und zeigt auf die Schilder.

Alte Kindernähmaschinen, die noch funktionieren. Herde, auf denen sogar noch gekocht werden kann – ein mit Gas betriebener Herd aus dem Jahr 1910 beispielsweise. Puppen, Schaukelpferde, Papiertheater anno 1900, Puppenstuben... Kleine und große Kostbarkeiten, wo man hinschaut. Darunter auch die Lieblingsstücke der beiden.

Bagger ist das Lieblingsspielzeug

Bei Jeanette Zenko ist es eine noch immer funktionsfähige Waschmaschine aus den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts, die auf den klangvollen Namen Mariandl hört. Die 63-Jährige nimmt sie aus dem Regal und streichelt fast schon liebevoll über das Rondell. Das Lieblingsstück von Ehemann Michael ist hingegen ein Bagger. Aber auch ein Pferdestall aus dem Jahr 1912 hat es ihm angetan. „Der ist eine Rarität“, sagt der 69-Jährige und strahlt. Ebenso wie eine etwa 100 Kilo schwere Dampflok.

Im Erdgeschoss wird in einer Werkstatt restauriert. Fräsmaschine, Drechselbank, Metallsäge – es ist alles da. Michael Zenko macht jedes Spielzeug wieder funktionstüchtig, oder er versucht es zumindest. Aktuell restauriert er ein Puppenhaus. Die Möbel werden abgelaugt, die alten Tapeten sind schon weggemacht, der Parkettboden wird noch verlegt.

Bis unter die Decke stapeln sich die Stücke. Foto: Werner Kuhnle

An ihrer Leidenschaft lassen Jeanette und Michael Zenko andere in Ausstellungen teilhaben. Schon zweimal hat das Paar im Museum in Ebersbach an der Fils ausgestellt. Auch das Fernsehen war schon bei ihnen und hat sich von den Sammlern in die Welt des Spielzeugs einführen lassen. Früher, erzählt Michael Zenko, haben Eltern viel Geld für die Spielsachen ihrer Kinder ausgegeben. „Dementsprechend mussten die Kinder auch gut drauf aufpassen.“ Heute werden Kinder mit Spielsachen überschüttet und oft fehlt die Wertschätzung, so die Beobachtung des Remseckers. „Es war einfach eine komplett andere Zeit und Welt.“

Beim 18. Jahrhundertfest vor neun Jahren hat Michael Zenko (links) die Turmuhr bereits präsentiert. Foto: privat

In eine andere Zeit und Welt taucht das Paar auch beim großen 18. Jahrhundertfest ein, das am Wochenende, 3. und 4. Mai, in Marbach stattfinden wird. Michael Zenko wird in die Rolle des Turmuhrmachers schlüpfen und die Marbacher Turmuhr zeigen. Sie kam 1718 in den Marbacher Torturm und blieb dort bis 1927. Sie musste täglich aufgezogen und reguliert werden.

Danach wurde sie zerlegt und kam nach Rielingshausen ins Heimatmuseum. Als dieses umgebaut wurde kamen die Uhrteile in die Katakomben der Stadthalle und gerieten dort in Vergessenheit. Jeanette und Michael Zenko entfernten Schmutz und Rost und setzten die Teile wie ein Puzzle wieder zusammen.