Ihr Werk haben sie fest im Griff: Eva Kaap, Lara Barnic, Simon Köhler, Maya Panu, und Anika Rahn (von links) präsentieren als Vertreter aller 27 Autoren das Reclam-Heft. Die Deutschlehrer Dirk Wegner und Claudia Hellriegel waren zwei der vier Herausgeber. Foto: factum/Bach

Ein Wettbewerb für junge Autoren hat erstaunliche Ergebnisse gebracht. Wir stellen einige der Schülerinnen und Schüler vor. Ihre Themen sind höchst unterschiedlich.

Gerlingen - Kein Blick in die Vergangenheit, sondern einen in die Zukunft – das regten die Deutschlehrer des Gerlinger Robert-Bosch-Gymnasiums zum 50-jährigen Bestehen der Schule an. Sie lobten einen Schreibwettbewerb unter 600 Schülern aus – und erhielten gut 150 Einsendungen. 27 wurden in einem extra produzierten Reclam-Heft abgedruckt. Darunter sind ein Comic, zwei Gedichte und 24 Kurzgeschichten. Unterschiedliche Motive und Themen haben die Autoren angetrieben.

Simon Köhler, sechste Klasse

Der Elfjährige hat ein Gedicht verfasst. Darin unterrichten Roboter neue Fächer, „aber es gibt noch Geographie“. Und die Schüler haben ein Implantat – „darum ist Lernen für sie nicht mehr fad“. Damit würde der Stoff direkt in den Kopf übertragen, erklärt Simon Köhler, „damit man nicht mehr selbst denken muss“. Und alle tragen dieselben glitzernden Anzüge.

Eva Kaap, Kursstufe II

Die Menschen sollten auch in 50 Jahren noch tragen, was sie selbst mögen, meint Eva Kaap. In ihrem Essay macht sich eine Schülerin 2068 angesichts der Schuluhr von 2018 Gedanken über die Zeit. Darin kommt der Satz vor „die Zukunft ist noch nicht geschrieben, alles ist möglich. Jeder kann die Zukunft formen.“ Ihre Idee sei gewesen, dass keiner allein auf der Welt sei und jeder etwas für die Zukunft tun könne. Mit ihrer Freundin habe sie die Leitgedanken der Geschichte diskutiert – und diese in einer Nacht in drei Stunden geschrieben.

Lara Barnic, Kursstufe II

„Staatsoptimierung“ hat die Siebzehnjährige ihre Geschichte über eine Revoluzzerin genannt. Die nutzt eine Prüfung für ein politisches Statement. Sie sei ein politischer Mensch, erzählt Lara Barnic. Gleichberechtigung werde heute an vielen Stellen nicht praktiziert – wie im Gesundheitswesen mit gesetzlicher und privater Versicherung. Sie habe dieses Zweiklassensystem ins Bildungswesen der Zukunft übertragen und ihre Heldin dort platziert. „Ich spiegele mich selbst ein Stück weit in ihr wider; ich bin eine Person, die etwas tut.“

Dirk Wegner, Deutschlehrer

Nicht nur diese Texte finde er toll, erzählt Dirk Wegner. Eva verwende im Wechsel erzählende und reflektierende Teile. Diese Form hätten sie im Unterricht besprochen – und Eva dann diesen Stil gewählt, so der Deutschlehrer. „Laras Text hat Vitalität, Kraft und einen appellativen Charakter. Da spürt man Persönlichkeit dahinter.“ Genau dies sei das Ziel: „Wir wollen an der Schule, dass Schüler wissen, was sie wollen.“

Maya Panu, siebte Klasse

In der Story „Stiftung Warentest“ wird das Bosch-Gymnasium zur besten Schule 2068 ernannt. Technik bestimmt das Leben in 50 Jahren, nimmt die Zwölfjährige an. Der Schulteich überlebt – „die Natur muss doch erhalten bleiben“, sagt Maya Panu. Und Kochen wird zum Unterrichtsfach, weil „es so viel Essen aus der Mikrowelle gibt“. Da geht die junge Autorin wohl davon aus, dass sich heutige Zustände nicht verbessern.

Anika Rahn, achte Klasse

Das dunkle Thema Gewalt hat sich die Dreizehnjährige vorgenommen. In ihrer Geschichte „Mist, nur noch fünf Minuten“ stellt sie einen Polizisten in die Schule, der aufpasst. Das Thema Attentate beschäftigt Anika Rahn, vor allem jene in Amerika. Das könne in Zukunft noch schlimmer sein, meint sie. „Die Schule muss sicher sein.“ In ihrer Geschichte haben auch Jugendliche in 50 Jahren noch Hektik. Den Stress abzuschaffen, sei „vielleicht nicht möglich“, schätzt sie.

Claudia Hellriegel, Deutschlehrerin

Drei Buchpreise, unter anderem für Maya und Anika, und die Ehre der ersten Veröffentlichung – das war der Lohn für 31 junge Autoren, erzählt die Deutschlehrerin Claudia Hellriegel. Ihr und den drei Kollegen des Herausgeberteams sei es schwergefallen, 27 Beiträge für das Reclam-Heft auszusuchen. Sie habe gewusst, dass es „super Schriftsteller“ unter den Schülern gebe – das Schreiben von Essays, Kurzgeschichten oder Erzählungen käme aber im Schulalltag zu kurz. Und sie freut sich über zwei Schülerinnen, die einen Comic entwarfen – darin berichtet 2068 die Oma einer Schülerin vom Bücherschleppen vor 50 Jahren. Die Mädchen hätten alles dreimal gezeichnet, damit es auf die Seiten passt.

Petra Mayer, Reclam-Verlag

„Wir unterstützen es, wenn Schüler literarisch tätig werden“, sagt Petra Mayer, Programmleiterin beim Reclam-Verlag in Ditzingen. Die Herstellung sei von einer Volontärin des Lektorats begleitet worden. Das Gymnasium habe nur die Materialkosten bezahlt, „unser Arbeitsaufwand war eine Spende zum Jubiläum der Schule“. Ein ähnliches Projekt habe es 2017 zum 150-jährigen Bestehen der Reihe Universalbibliothek gegeben. Da gestalteten Schüler die Cover zu Klassikern wie Goethes „Faust“.