Brigitte Meier war eine der treibenden Kräfte bei der Gründung des Weltladens. jetzt ist sie die Vorsitzende des Vereins. Foto: factum/

Der Weltladen-Verein ist ein neuer und kleiner Verein. Er setzt sich für Menschen in fernen Ländern ein – durch den Verkauf ihrer Produkte und durch Veranstaltungen. Das Geschäft wird mit Ehrenamtlichen und einem Freiwilligen betrieben.

Gerlingen - Viele Menschen in Gerlingen kennen den Weltladen an der Endhaltestelle der Stadtbahn. „Die meisten wissen aber nicht, dass wir ein Verein sind“, sagt dessen Vorsitzende Brigitte Meier. Sie war die Initiatorin des Ladens, der im September 2015 eröffnet wurde. Wer die 60-Jährige kennt, und das tun in Gerlingen viele, der weiß: Was sie anpackt, das macht sie gründlich – und das klappt auch meistens rasch. Das war so vor einigen Jahren bei der ersten Fundraising-Aktion „Dein Stein hilft“ zur Innenrenovierung der Petruskirche. Da hat es Meier geschafft, durch unzählige Aktionen und mit unzähligen Mitstreitern innerhalb von zwei Jahren 600 000 Euro Spenden zu verbuchen.

Gutes auskommen sichern

Beim Projekt Weltladen dauerte es nicht so lange, und es ging auch nicht um so viel Geld. Aber es ging wiederum darum, Gutes zu tun. Aber diesmal nicht um die einmalige Erhaltung einer Kirche am Ort, sondern um die dauerhafte Unterstützung von Menschen in ärmeren Ländern dieser Welt. Es geht um deren Arbeit und darum, ihnen einen ehrlichen Verdienst und ein gutes Auskommen zu sichern. Diese Menschen sollen nicht ausgebeutet werden von renditebestimmten, weltweit aktiven Firmen – sondern fair behandelt und bezahlt werden durch Menschen, die deren Produkte kaufen, unter anderem in Weltläden. Es ist eben ein Unterschied, ob ein Päckchen Kaffee von der Fairhandelsgemeinschaft El Puente stammt oder von einer Marke, die auch mit E beginnt.

Zu den Zielen des Weltladenvereins gehört es ebenso, über den fairen Handel, seine Strukturen, Produkte und Partner zu informieren, sowie fair gehandelte Artikel anzubieten. Das Sortiment beschränkt sich heutzutage längst nicht mehr auf Kaffee, Tee und Jutebeutel, wie das am Anfang der Bewegung in den Siebzigerjahren so war. Heute sind edle Taschen und Dekoartikel ebenso im Programm wie Lebens- und Genussmittel, beispielsweise Säfte, Chutneys oder Schokolade, und vieles mehr.

Verkäuferinnen erhalten kein Gehalt

Eines aber ist in den Weltläden Standard, und das wollen Brigitte Meier und der Vorstand des Vereins weiter so halten: Die Mitarbeiter des Ladens arbeiten ehrenamtlich – ausgenommen ist der zur Unterstützung eingestellte junge Mensch, der Bundesfreiwilligendienst leistet. Die Stelle soll zum kommenden Herbst wieder besetzt werden. Damit sei eine gewisse Garantie für die Besetzung des Ladens gegeben, sagt Brigitte Meier – die als Vorsitzende den Personaleinsatz plant und bei Bedarf einspringt. Das Ehrenamt müsse man sich leisten können, sagt sie – und dankt ihrer Familie, die lange auf Einkommen verzichtet hätte, damit die Mutter ehrenamtlich tätig sein konnte. Im Weltladen sind 40 Verkäuferinnen tätig – und ein Mann.

Im zehnköpfigen Vorstand sitzt übrigens auch nur ein Mann. Warum das so ist? Brigitte Meier lacht und sagt: „Wir verkaufen halt keine Akkuschrauber. Wir haben lauter schöne Sachen.“ Im Ernst: Sie kann sich nicht erklären, warum der Weltladen und dessen Verein fast ein reiner Frauenklub ist. Über weitere Freiwillige, die verkaufen oder andere Arbeiten übernehmen, freue sie sich – auch über Frauen.

Im vierten Jahr des Bestehens sind die Zuschüsse der Kirchen und der Stadt längst ausgelaufen. „Wir zahlen Umsatz- und Gewerbesteuer wie andere Läden auch“, betont Meier. Der Verein will nun eine Bildungsreferentin einstellen, um den Laden und den fairen Handel mit noch mehr Vorträgen noch bekannter machen zu können.

Vieles hat mit Marketing zu tun

Es hat alles mit Marketing zu tun – auch die Öffnungszeiten, die sich an anderen Einzelhandelsgeschäften im Ort orientieren. Ein Geschäft in guter Lage, das nur ab und an mal offen habe, war für Meier keine Option. Die Bioläden am Ort seien keine Konkurrenz, und dass große Marktketten auch Produkte aus fairem Handel im Programm hätten, freut sie. Es gibt aber einen Unterschied: Im Supermarkt werden die meisten Kunden nicht mit Namen angesprochen. Im Weltladen schon. Und viele per Du.