Katrin Stockburger mit Bildern ihres Vaters (rechts im Selbstporträt). Foto: factum/Granville

Kunst im Kulinarik-Tempel: Die Ottenbachers im Asperger Adler wollen die Wiederentdeckung des vergessenen Künstlers Georg Alfred Stockburger fördern.

Asperg - Dass ein Sterne-Gastronom Exquisites kredenzt, versteht sich. Adler-Geschäftsführer Christian Ottenbacher und seine Frau Dory übertragen diesen Anspruch auch ins Außer-Kulinarische: In ihrem Hotel-Restaurant zeigen sie seit Neuestem Werke des fast vergessenen Malers Georg Alfred Stockburger. Für sein Haus sei das eine große Ehre, sagt Ottenbacher. Den Willen des kunstaffinen Paares, seinen Gästen mehr zu bieten als beliebiges Wohlfühl-Dekor, bezeugen das Restaurant-Entree und Wände der Hotelflure.

Als Arzt geschätzt, als Künstler vergessen

Als Arzt kannten und schätzten Georg Alfred Stockburger (1907 bis 1986) viele – als Künstler kennt ihn fast niemand mehr. Weil er sich nicht mit dem Kulturbegriff der Nazis gemein machte und sich nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wiederum nicht dem Zeitgeist unterwerfen wollte, konnte das einstige Mitglied der Stuttgarter Neuen Sezession von seiner Kunst nie leben und sattelte auf die Medizin um. Dabei hatte seine Karriere vielversprechend begonnen. Dank der Fürsprache von Kollegen wie Emil Nolde wurde Stockburger 1928 sogar bei der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes gezeigt.

Die Gräuel an der Zivilbevölkerung blieben ihm immer präsent

Nach dem Krieg malte er nur noch privat, doch ungemein produktiv. Seine Holzschnitte, Ölbilder und Lithografien sind nicht zuletzt Zeugnisse der Kriegsgräuel an der russischen Zivilbevölkerung. Als Arzt in einem Sanitätszug empfand er tiefe Verzweiflung über die Brutalität der deutschen Aggressoren. Selbst in manchem licht und hell wirkenden späteren Bild lauere „die latente Bedrohung durch eine fremde Welt, die ihm im Grunde unzugänglich blieb“, beschreibt seine Tochter Anna Latz. Ihre Schwester Katrin Stockburger, die den Vater bis zum Tod pflegte, hofft, dass seinem Werk späte Anerkennung zuteil wird. Der Adler trägt sein Scherflein dazu bei.