Der Profi erkennt es gleich: Diese Treppe ist eine Kavalierstreppe. Foto: Schlossverwaltung

Eineinhalb Stunden lang Treppen rauf und runter laufen? Die Führungen über Treppen im Ludwigsburger Schloss sind so gefragt, dass es sogar Zusatztermine gibt. Was ist der Grund?

Ludwigsburg – - Erfunden wurde die Führung „Treppauf-Treppab“ im Residenzschloss Ludwigsburg eigentlich für Kinder. Doch denn waren deren Eltern so interessiert, dass es nun eigene Termine für Erwachsene gibt. Die Schlossführerin Birgit Kupka erklärt, was an Treppen so spannend ist – und warum sie manchmal sogar an Alfred Hitchcock denken muss.

Frau Kupka, was bitte ist denn an Treppen interessant?

 

Eine Treppe zuhause ist natürlich nicht interessant, aber die Treppen im Schloss sind es. Jede Treppe hat eine besondere Bedeutung. Es gibt Prachttreppen, Kavalierstreppen und Dienerschaftstreppen.

Dienerschaftstreppen?

Die Dienerschaftstreppe ist meist eine Wendeltreppe, und die einzelnen Stufen sind sehr hoch. Bei den Treppen früher war das so: Je höher der Rang einer Person, desto niedriger die Höhe der Stufe. So konnten die Herrschaften würdevoll schreiten.

Prachttreppen sind also flach und breit?

Genau, das sind die großen Treppen im Eingangsbereich des Schlosses, wo drei Personen bequem nebeneinander hergehen können.

Und was macht eine Kavalierstreppe zur Kavalierstreppe?

Sie ist nicht mehr so prachtvoll angelegt, aber noch immer groß und bequem zu begehen. Benutzt werden durfte sie von Höflingen, auch Kavaliere genannt. Unsere Kavalierstreppe führt ins Carl-Eugen-Appartement. Diese sechs Räume hat sich der Herzog zum, heute würde man sagen, Chillen einrichten lassen. Dort hat er sich zurückgezogen und Gäste empfangen.

Haben Sie eine Lieblingstreppe?

Ja, eine der Dienerschaftstreppen. Sie führt von der Empore der Ordenskapelle in die Ordenskapelle hinab. Wenn man oben steht, dreht sie sich leicht, das sieht spektakulär aus – und erinnert mich ein bisschen an Hitchcocks „Vertigo“.

Wie viele Treppen gibt es denn im Schloss?

Das weiß kein Mensch. Sie sind nie gezählt worden.

Ihre Führung dauert eineinhalb Stunden. Gibt es so viel über Treppen zu berichten?

Wir erzählen viel über die Menschen, die diese Treppen benutzt haben. Wie das zum Beispiel war, wenn der Herzog den Kaiser empfangen hat. Und natürlich erzählen wir viel über die Diener: über die Bratenwender, die Kübelträger, die Tellerkratzer. Und wir zeigen ein kleines Versteck, wo man sich vielleicht mal ausgeruht, mit einer Freundin getroffen oder zum Kartenspiel zurückgezogen hat. Auf dem Dachboden gibt es einige Ecken, wo ich denke, dass man sich mal versteckt haben könnte für ein halbes Stündchen.

Braucht man für diese Führung eine gute Kondition?

Unbedingt, und man sollte trittsicher sein. Wir gehen vom Keller – wo wir die alte Silberkammer besuchen – bis rauf auf den Dachboden und wieder runter. Wir nutzen dabei viele Dienerschaftstreppen, und da ist es mit dem Festhalten nicht immer so einfach. Bis jetzt ist aber nie etwas passiert. Aber ich betone auch vor jeder Treppe: Bitte passen Sie auf. Diese Treppe ist alt und ausgetreten.

Eigentlich ist die Treppenführung für Kinder erfunden worden. Warum gibt es sie nun auch für Erwachsene?

Weil das Interesse so groß war. Bei den Kinderführungen haben wir festgestellt, dass die erwachsenen Begleitpersonen viel nachgefragt haben und immer noch mehr wissen wollten. Und tatsächlich ist die erste Treppenführung für Erwachsene am 10. Februar gleich überbucht gewesen.

Was kommt als nächstes: Eine Führung, bei der sich die Großen verkleiden können wie die Kleinen im Kinderreich?

Das haben wir schon: die „Soirée royale“. Tatsächlich hatten wir im Kinderreich gemerkt, dass sich die Erwachsenen auch gerne verkleiden möchten. Daraufhin haben wir passende Kostüme für Herren und Damen anfertigen lassen. Die Teilnehmer der „Soirée royale“ werden von einer Hofmarschallin durchs Schloss geführt und in höfische Tänze eingeführt, und als Höhepunkt gibt es ein Vier-Gänge-Menü. Sie sehen: Wir sind für alles gerüstet.

Erstaunt Sie dieses großes Interesse?

Nein. Es zeigt mir vielmehr, dass reale Erfahrungen wichtig sind. Heutzutage kann man ja im Internet alles anschauen, man kann virtuell sogar durch die Sixtinische Kapelle gehen – aber um wirklich hinter die Kulissen zu blicken, um die Türen zu öffnen, die sonst verschlossen sind und Geschichten von Menschen zu hören, muss man sich halt doch ein eigenes Bild vor Ort machen.

Volles Programm

Person
Birgit Kupka, 60, wollte mal Lehrerin werden und war dann Ausbildungsleiterin in einem großen Warenhauskonzern. Seit 20 Jahren vermittelt bei Führungen im Residenzschloss viel Wissenswertes.

Termine
Die nächste Treppen-Führung findet an diesem Samstag, 16. Februar, um 13 Uhr statt. Eine weitere ist für Sonntag, 3. März, um 11 Uhr angesetzt. Eine Führung dauert eineinhalb Stunden, Karten kosten zehn Euro, eine Anmeldung ist erforderlich und möglich unter der Rufnummer 07141/186400 oder per Mail info@schloss-ludwigsburg.de

Eine Treppe zuhause ist natürlich nicht interessant, aber die Treppen im Schloss sind es. Jede Treppe hat eine besondere Bedeutung. Es gibt Prachttreppen, Kavalierstreppen und Dienerschaftstreppen.

Dienerschaftstreppen?

Die Dienerschaftstreppe ist meist eine Wendeltreppe, und die einzelnen Stufen sind sehr hoch. Bei den Treppen früher war das so: Je höher der Rang einer Person, desto niedriger die Höhe der Stufe. So konnten die Herrschaften würdevoll schreiten.

Prachttreppen sind also flach und breit?

Genau, das sind die großen Treppen im Eingangsbereich des Schlosses, wo drei Personen bequem nebeneinander hergehen können.

Und was macht eine Kavalierstreppe zur Kavalierstreppe?

Sie ist nicht mehr so prachtvoll angelegt, aber noch immer groß und bequem zu begehen. Benutzt werden durfte sie von Höflingen, auch Kavaliere genannt. Unsere Kavalierstreppe führt ins Carl-Eugen-Appartement. Diese sechs Räume hat sich der Herzog zum, heute würde man sagen, Chillen einrichten lassen. Dort hat er sich zurückgezogen und Gäste empfangen.

Haben Sie eine Lieblingstreppe?

Ja, eine der Dienerschaftstreppen. Sie führt von der Empore der Ordenskapelle in die Ordenskapelle hinab. Wenn man oben steht, dreht sie sich leicht, das sieht spektakulär aus – und erinnert mich ein bisschen an Hitchcocks „Vertigo“.

Wie viele Treppen gibt es denn im Schloss?

Das weiß kein Mensch. Sie sind nie gezählt worden.

Ihre Führung dauert eineinhalb Stunden. Gibt es so viel über Treppen zu berichten?

Wir erzählen viel über die Menschen, die diese Treppen benutzt haben. Wie das zum Beispiel war, wenn der Herzog den Kaiser empfangen hat. Und natürlich erzählen wir viel über die Diener: über die Bratenwender, die Kübelträger, die Tellerkratzer. Und wir zeigen ein kleines Versteck, wo man sich vielleicht mal ausgeruht, mit einer Freundin getroffen oder zum Kartenspiel zurückgezogen hat. Auf dem Dachboden gibt es einige Ecken, wo ich denke, dass man sich mal versteckt haben könnte für ein halbes Stündchen.

Braucht man für diese Führung eine gute Kondition?

Unbedingt, und man sollte trittsicher sein. Wir gehen vom Keller – wo wir die alte Silberkammer besuchen – bis rauf auf den Dachboden und wieder runter. Wir nutzen dabei viele Dienerschaftstreppen, und da ist es mit dem Festhalten nicht immer so einfach. Bis jetzt ist aber nie etwas passiert. Aber ich betone auch vor jeder Treppe: Bitte passen Sie auf. Diese Treppe ist alt und ausgetreten.

Eigentlich ist die Treppenführung für Kinder erfunden worden. Warum gibt es sie nun auch für Erwachsene?

Weil das Interesse so groß war. Bei den Kinderführungen haben wir festgestellt, dass die erwachsenen Begleitpersonen viel nachgefragt haben und immer noch mehr wissen wollten. Und tatsächlich ist die erste Treppenführung für Erwachsene am 10. Februar gleich überbucht gewesen.

Was kommt als nächstes: Eine Führung, bei der sich die Großen verkleiden können wie die Kleinen im Kinderreich?

Das haben wir schon: die „Soirée royale“. Tatsächlich hatten wir im Kinderreich gemerkt, dass sich die Erwachsenen auch gerne verkleiden möchten. Daraufhin haben wir passende Kostüme für Herren und Damen anfertigen lassen. Die Teilnehmer der „Soirée royale“ werden von einer Hofmarschallin durchs Schloss geführt und in höfische Tänze eingeführt, und als Höhepunkt gibt es ein Vier-Gänge-Menü. Sie sehen: Wir sind für alles gerüstet.

Erstaunt Sie dieses großes Interesse?

Nein. Es zeigt mir vielmehr, dass reale Erfahrungen wichtig sind. Heutzutage kann man ja im Internet alles anschauen, man kann virtuell sogar durch die Sixtinische Kapelle gehen – aber um wirklich hinter die Kulissen zu blicken, um die Türen zu öffnen, die sonst verschlossen sind und Geschichten von Menschen zu hören, muss man sich halt doch ein eigenes Bild vor Ort machen.

Volles Programm

Person
Birgit Kupka, 60, wollte mal Lehrerin werden und war dann Ausbildungsleiterin in einem großen Warenhauskonzern. Seit 20 Jahren vermittelt bei Führungen im Residenzschloss viel Wissenswertes.

Termine
Die nächste Treppen-Führung findet an diesem Samstag, 16. Februar, um 13 Uhr statt. Eine weitere ist für Sonntag, 3. März, um 11 Uhr angesetzt. Eine Führung dauert eineinhalb Stunden, Karten kosten zehn Euro, eine Anmeldung ist erforderlich und möglich unter der Rufnummer 07141/186400 oder per Mail info@schloss-ludwigsburg.de