Martin Nufer ist gern im Grünen – nicht nur beim Laufen. Foto: factum/

Martin Nufer erhält die Goldene Ehrenmedaille der Stadt. Der Freie Wähler folgt auf Petra Bischoff beim Fraktionsvorsitz. Und hat einige ambitionierte private Ziele.

Gerlingen - Langstrecken ist er gewohnt. Martin Nufer, Malermeister in Gerlingen mit eigener Firma und seit 20 Jahren Stadtrat der Freien Wähler, geht in die fünfte Amtszeit im Rathaus. Seit 1995 ist er selbstständig, seither läuft er Marathon – also seit 24 Jahren. Demnächst stehen Berlin und Lissabon auf dem Plan. Für seine ehrenamtlichen Bemühungen um Gerlingen erhält Nufer am 9. Juli eine Auszeichnung der Stadt.

1995 viele Dinge begonnen

„’s isch halt so worda“, meint Nufer, als er auf die für ihn so wichtigen beiden Ereignisse des Jahres 1995 zu sprechen kommt: Die Gründung seines Malerbetriebs, in dem heute zehn Menschen arbeiten („wir sind gut ausgelastet“), und den Beginn seines Lauftrainings. Das Ziel Marathon hatte er in der Silvesternacht mit einem Freund verabredet. Dass er im gleichen Jahr noch zum ersten Mal in Kanada war zum Snowboarden, ist da eher schon nebensächlich.

Der Sport ist das Element des 52-jährigen Läufers und Skilehrers. Klar, dass er nicht nur als Leichtathlet für die KSG, sondern auch im Skiclub aktiv ist. Deshalb ist auch die Antwort auf die Frage, was ihm im Gemeinderat wichtig war, nicht verwunderlich: „Alles, was wir rund um die Sportstätten verwirklichen konnten.

Nufer gehört zur fünfköpfigen Fraktion der Freien Wähler, die in den vergangenen Amtsperioden eine der Konstanten im Gerlinger Gemeinderat bildete: Petra Bischoff, Horst Arzt, Martin Maisch, Gerhard Amos und er. Früher, da hatten sie noch einen oder zwei Sitze mehr, aber das ist Geschichte. Wie der 52-Jährige zur Kommunalpolitik kam und auch zu den Freien Wählern, ist eine Geschichte für sich. Sein Klassenlehrer in der Hauptschule sei Walter Blumhardt gewesen – der bekannte Lehrer und Stadtrat der Freien Wähler. Er habe seinen Schülern erklärt, was der Gemeinderat mache. Bis zur ersten Wahl war es aber noch ein Weilchen.

Als Praktikant beim Maler geschnuppert

Zuvor ging die Schulzeit zu Ende und Martin Nufer kam in die Lehre – von dem Malerbetrieb angestellt, den er als Praktikant eine Woche kennengelernt hatte. Nach der Lehre kam die Meisterschule, Mitte der Neunziger die Firmengründung. Das war eigentlich nicht vorgezeichnet. Denn viele Nufers, bis 1812 in Gerlingen zurückverfolgt, hatten mit Ernährung zu tun, waren Landwirte und Weingärtner, der Vater Bäcker, ein Onkel ist Küfermeister.

Vom selbstständigen Malermeister, meint Martin Nufer, sei „der Weg zum Bund der Selbstständigen und zu den Freien Wählern nicht mehr weit“. Diese Gruppe ist keine bundesweit organisierte Partei. Für Nufer hat das Vorteile: „Wir kriegen nicht vorgesetzt, was ein riesiger Apparat ausgearbeitet hat. Wir sind in Gerlingen für Gerlingen. Das Parteibuch ist nicht entscheidend.“ Dass die Freien Wähler draußen häufig als „Bürgerliche“ mit der CDU zusammengefasst werden, sieht er nicht so eng. „Entscheidend ist das Thema.“ Er habe kein Problem, beispielsweise mit den Grünen abzustimmen – „wenn’s ein gescheites Thema ist“.

Warum er nach 20 Jahren und vier Amtsperioden für eine fünfte angetreten ist? Und warum er, auch im Technischen Ausschuss des Gemeinderats, immer so leidenschaftlich mit diskutiert? „Mir macht es Spaß, Stadt zu gestalten. Ich war noch nicht soweit aufzuhören.“ Die Vertrauensbasis mit den Kollegen sei gut, die gute Verankerung in der Bevölkerung zeigten die Wahlergebnisse. Nach dem Ausscheiden von Horst Arzt müsse sich mit Rainer Gutekunst ein Neuer in die Fraktion einfinden – deren Vorsitz Nufer in der neuen Amtszeit von Petra Bischoff übernimmt. Die ebenfalls langgediente Stadträtin hat mit dem Kreistagssitz ein zweites kommunalpolitisches Amt.

Radfahren muss attraktiver werden

Welche Themen sieht er als Plicht für die kommenden Jahre? Der Straßenverkehr und das Parken stünden an erster Stelle. Auch müssten die Kurzstreckenmobilität und das Radfahren attraktiver werden. Und auch das Bauen dauere oftmals zu lange. Zum Beispiel das Neubaugebiet Bruhweg II: Dessen Planung zieht sich seit Jahren hin, ein Baustart sei noch nicht in Sicht.

Zudem hat Martin Nufer für sich konkretere Ziele im Blick: am 29. September den Berlin-Marathon und am 20. Oktober den in Lissabon. „Ich muss Ziele haben für das Training.“ Und um den Lauf wird meist noch eine Städtereise drumherum gebaut. Ganz besondere Veranstaltungen hat Nufer bereits für die Stadt mitgemacht: Die Staffelläufe in die Partnerstädte Vesoul (Frankreich), Tata (Ungarn) und Seaham (England). Die sind aber nicht in 3:20 Stunden abgehakt, wie die 42 und noch was Kilometer. Die rund 40 Teilnehmer eines Staffellaufs sind Tage unterwegs. Eine ziemliche Langstrecke.