Renate Jung hat die Scheune ihres Großvaters in ein gemütliches Café mit Laden und Seminarraum umfunktioniert. Foto: Edgar Layher

Renate Jung hat in Waiblingen eine geerbte Scheuer in den Hegnacher Scheunenladen mit Kaffeebar umfunktioniert. Hier können Gäste gemütlich Kaffee trinken und gleich noch einkaufen.

Es war einmal eine grundsolide Scheune, die viel zu schade für den Abriss war. Umso mehr, als viele Erinnerungen an dem Gebäude hängen. „Hier standen früher der Traktor, Egge und Pflug“, sagt Renate Jung und deutet auf den großen Raum im Erdgeschoss ihres Hegnacher Scheunenladens im Waiblinger Teilort. Nun stehen hier Tische, Stühle und gemütliche Sessel, eine Theke mit Kuchen und Torten und eine italienische La-Gimbali-Siebträger-Kaffeemaschine. Die zwei ausladenden hölzernen Scheunentore hat Renate Jung gegen große Glasscheiben und Türen austauschen lassen, die viel Licht ins Innere lassen.

Im kleineren Raum nebenan, den Renate Jung für Seminare, Firmenevents, Feiern und Gesundheitskurse für rund 20 Personen vermietet, lebten einst die Kühe der Familie, erklärt die 57-Jährige, „und im Toilettenbereich waren die Kälbchen untergebracht“. Eine lange Treppe führt hinauf in den oberen Stock, wo in der Vergangenheit Heu und Stroh zwischen den Holzbalken lagerten. Mittlerweile entdecken Besucher hier jede Menge ausgefallene Dinge – von Postkarten-Unikaten über Schmuck und Dekoartikel bis hin zu Taschen, Lampen, Kunstwerken und einigen wenigen, ausgewählten Lebensmitteln. Denn Renate Jung betreibt in der alten Scheune nicht nur eine Kaffeebar, sondern auch einen Laden.

Selbst gemachter Bienenstich ist eine der Spezialitäten

Nach dem Tod ihres Vaters war es der ursprüngliche Plan der gelernten Maschinenbauerin gewesen, die Scheune als Ort für CAD-Schulungen zu nutzen. Doch dann erlitt sie einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule – eine Schreibtischtätigkeit kam aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in Frage. So entstand die Idee, das Gebäude als Laden für Ware zu nutzen, die nur bei Kunsthandwerkmärkten angeboten wird.

Weil ein Unternehmensberater der Hegnacherin empfahl, zusätzlich zum Laden ein Café als Frequenzbringer zu betreiben, eröffnete die Quereinsteigerin auch noch eine Kaffeebar. Frühstück und Mittagessen bietet sie nicht an, aber Kaffee, Tee und andere Getränke sowie hausgemachte Kuchen, die eine Konditorin bäckt. Vier bis fünf ganze Kuchen und Torten gehen pro Tag über den Verkaufstresen. Sehr beliebt sei der Bienenstich, sagt Renate Jung. Weitere Spezialitäten in Hegnach sind die Kuchensorten Aprikose-Mohn und Apfel-Eierlikör.

Die Gäste kommen überwiegend von auswärts

Weil Renate Jung Wert auf eine gemütliche Atmosphäre legt, hat sie die Zahl der Sitzplätze in der Scheune auf 24 begrenzt, obwohl sich mehr Gäste unterbringen lassen würden. In der warmen Jahreszeit gibt es weitere 22 Sitzgelegenheiten draußen im Grünen. Die Besucher, die überwiegend durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf den Scheunenladen aufmerksam geworden sind, kommen aus dem Remstal, aus Stuttgart und dem Raum Ludwigsburg.

Beim Umbau der Scheuer, vor der eine große, kunterbunt getupfte Kuh namens Pünktchen steht und an die frühere Nutzung erinnert, war es Renate Jung wichtig, den Charakter des Gebäudes aus der Zeit Anfang der 1950er-Jahre zu erhalten. Eine Außendämmung kam für sie daher nicht in Frage. Nach langer Suche fand die 57-Jährige schließlich die Lösung: eine Firma in Ostdeutschland, welche die Wände von innen mit Holzfaserplatten dämmte. Ansonsten sei der gut ein Jahr dauernde Umbau kein Problem gewesen, berichtet Renate Jung. „Das technische Verständnis war ja da.“ Erhalten geblieben ist zum Beispiel das alte Gebälk, dazu passt die Beleuchtung in Form von rustikalen Kronleuchtern. Auch im Toilettenbereich kann man noch manches entdecken, was an die Zeit der landwirtschaftlichen Nutzung des Baus erinnert.

Nachhaltige Ware aus der Region

Das Sortiment des Ladens habe sich seit der Eröffnung vor fünf Jahren stark erweitert, berichtet Renate Jung, die nun weniger Kunsthandwerk und mehr Produkte kleiner Labels und Newcomer anbietet, deren Waren sie auf Händlermessen einkauft. Dabei achtet sie auf Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und setzt einen Schwerpunkt auf regionale Anbieter, verkauft Upcycling-Taschen aus Endersbach und Stricksachen aus Reutlingen. Der Einkauf der Ware, das Auspacken und Auszeichnen sei viel Arbeit neben dem Cafébetrieb, sagt Renate Jung. Ihren Schritt bereut sie aber nicht: „Der Scheunenladen ist der schönste Arbeitsplatz in meinem bisherigen Berufsleben.“

Kaffeebar mit Kunsthandwerk

Café
 Den „Hegnacher Scheunenladen“ mit Kaffeebar findet man in der Schickhardtstraße 55 in Waiblingen-Hegnach. Serviert wird hier italienischer illy-Kaffee, dazu gibt es Torten und Kuchen. Ein Stück Kuchen kostet 3,60 Euro, ein Tortenstück 3,90 Euro und eine Tasse Kaffee 2,80 Euro. Auf Wunsch gibt es dazu lactosefreie Milch oder Hafermilch. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr. Geöffnet ist nach einer Osterpause wieder ab dem 18. April.

Mehr zur Location findet man hier: www.hegnacher-scheunenladen.de