Michael Kinzinger ist gerne im Weinkeller und nimmt Einfluss auf seine Weine. Foto: Simon Granville

Der 31-jährige Michael Kinzinger hat die Jury passend zum zehnjährigen Bestehen seines Weinguts überzeugt – mit vielem, was er macht.

Michael Kinzinger ist einer der anpackt. Einer, der raus will in die Natur. Auf den Acker oder in die Weinberge. Einer, der die Gerste ebenso wie die Trauben wachsen sehen und pflegen will. Viel im Büro sitzen ist nichts für ihn. Das entspricht einfach nicht seiner Mentalität als Sohn eines Landwirts. Deshalb begann er vor 16 Jahren auch eine Lehre als Winzer, gründete dann das Weingut Kinzinger auf dem Berghof seiner Eltern in Enzweihingen. Vor Kurzem ist er vom Weinbauverband Württemberg als Jungwinzer 2023 ausgezeichnet worden – aus vielerlei Gründen.

Michael Kinzinger hat viel auf dem Familien-Hof bewegt

Einer davon: Der 31-jährige Vater dreier Kinder hat in den vergangenen zehn Jahren einiges auf dem Hof seiner Eltern bewegt. Diese waren zwar schon im Weinbau unterwegs und kelterten auch selbst, aber nur in kleinen Mengen. Ihr Hauptaugenmerk lag auf der Landwirtschaft und der hofeigenen Destillerie. „Ich wollte den Wein aber auf unserem Hof etablieren“, erzählt er. Aus den anfänglichen etwas mehr als ein Hektar Rebflächen sind inzwischen unter seinen Fittichen sieben Hektar geworden. Aus den anfänglichen 15 000 Flaschen rund 70 000. Aus nur ein paar traditionellen Rebsorten ein bunter Mix aus alten und moderneren. Insgesamt pflegt Michael Kinzinger aktuell 35 000 Rebstöcke rund um Enzweihingen und Horrberg. Etwa zehn Prozent davon tragen pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die sogenannten Piwis. Sie unterstützen einen nachhaltigen Weinbau. In diesem Jahr kann der erste Jahrgang seines weißen Piwis in die Flaschen wandern – ein Sauvignon Gris. Auf die Rebsorten Sauvitage und Divico, eine schweizer Züchtung, müssen Weinliebhaber hingegen noch warten. Letztgenannte Sorte wird erst in diesem Jahr gepflanzt. Bislang ist sie in der Region Stuttgart kaum zu finden.

Dass Michael Kinzinger neben den bewährten Württemberger Sorten wie Lemberger, Spätburgunder, Trollinger oder Riesling auch auf neue Sorten setzt, ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass er viele alte Weinberge übernommen hat. Diese mussten sowieso neu angelegt werden. Den Klimawandel stets im Blick, baut der 31-Jährige dort auch südländische Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Chardonnay, Grauburgunder oder Sauvignon Blanc an. Dass am Ende alle seine Weine - egal ob Gebietsklassiker oder die bis zu 24 Monaten im Barrique ausgereiften Réserve-Weine – auch im hofeigenen Besen ausgeschenkt werden, ist dem Jungwinzer wichtig. „Früher gab es nur rot, weiß und rosé. Jetzt findet jeder den passenden Wein für sich“, sagt er. Zweimal im Jahr ist der Besen geöffnet. Ein Probierausschank in einem neuen Hofladen ist in Planung, soll Ende 2024 fertig sein. Es ist nicht das einzige große Projekt, das ansteht.

Zahlreiche Projekte sind in Planung

„Neben dem Anbau für einen neuen Hofladen planen wir auch einen Anbau für einen neuen Weinkeller sowie eine Wohnung für Auszubildende, damit wir ausbilden können“, sagt Kinzinger. Der bisherige Weinkeller ist durch die gestiegene Menge zu klein geworden, Platz wird dringend benötigt. Das Baugesuch läuft. „ Wir hoffen, im Frühjahr 2024 mit den Anbauten starten zu können.“

Nachhaltigkeit spielt für Michael Kinzinger eine große Rolle

Seit der Betriebsgründung achtet der Jungwinzer auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise – nicht nur in den Weinbergen, sondern auch auf dem Hof. So bezieht der Berghof inzwischen einen Großteil seines Energiebedarfs aus eigenen Photovoltaikanlagen. Eine weitere mit Speicherfunktion ist in Planung. Außerdem sammelt Kinzinger Regenwasser in einem Pufferspeicher und verwendet es zur Dürre-Beregnung.

Überzeugt hat die Jury des Jungwinzerpreises auch, dass „die Weinlinien des Preisträgers klar strukturiert sind und nicht nur für höchste Qualitätsansprüche, sondern auch für Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit stehen.“ Kinzinger freut sich sehr über die Auszeichnung und darüber, dass sein Werdegang die Jury überzeugt hat. Wichtiger als Preise ist ihm aber eines: „Ich habe meine Berufung gefunden.“