Die Waiblinger Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff wollen mit ihrem Verlag samt Galerie die Neugier auf Kunst wecken. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Galerie, Verlagsbüro, Werbeagentur – der Neue Kunstverlag in Waiblingen ist alles in einem. Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff haben sich damit einen Traum erfüllt und feiern das 20-jährige Bestehen mit einer besonderen Ausstellung.

Kunst macht Spaß – darüber sind sich Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff einig. Deshalb wünschen sich die Kommunikationsdesignerin und der Verleger, dass möglichst viele Menschen damit in Berührung kommen.

 

Doch nicht jeder traut sich in eine Galerie. Über die Schwelle des Neuen Kunstverlags am Hochwachtturm in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) tritt es sich da leichter. Viele kennen die Räume aus der Zeit, als der Weltladen hier fair gehandelten Kaffee und andere Produkte aus dem globalen Süden verkaufte.

Im Jahr 2019 zogen Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff aus Stuttgart raus und siedelten ihr Verlagsbüro mit Werbeagentur in der Altstadt an. Angesichts der großzügigen Schaufenster kam ihnen die Idee, ihren guten Draht zu Kunstschaffenden zu nutzen, deren Kreativität sie in Erzeugnissen vom kleinen Büchlein bis zum Hardcover-Wälzer im Schuber dokumentieren. Sie begannen, die freien Flächen im Zuge von Ausstellungen mit Gemälden und Skulpturen zu bestücken. „Wir wollen die Neugier auf Kunst wecken“, sagt Nadine Müller – auch bei Menschen, die bislang wenig Kontakt dazu hatten.

Wolfgang Ganter und Christoph Traub im Doppelpack

Wolfgang Ganters Arbeit von 2021 „Untitled (Lacunosus)“ zusammen mit Christoph Traubs Basaltskulptur „Schwung. Foto: Neuer Kunstverlag

Das klappt prima. Und so lag es nahe, dass der Neue Kunstverlag seinen 20. Geburtstag in diesem Jahr mit einer weiteren Sonderausstellung namens „Infinite Materia“ feiert. Dafür haben Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff zwei Künstler zusammengebracht, die bisher nie gemeinsame Sache gemacht haben: Christoph Traub und Wolfgang Ganter.

„Wir wollten eine besondere Ausstellung zum Jubiläum des Verlags machen“, sagt Hendrik Schulze Kalthoff. Die Kunst von Ganter und Traub sei eigentlich total unterschiedlich, „aber sie ergänzen sich sehr gut“. Der Bildhauer Christoph Traub arbeitet insbesondere mit Naturstein, während Wolfgang Ganter sich bei seiner Kunst die Reaktion chemischer Substanzen wie Kloreiniger oder Nagellackentferner oder den immensen Hunger von Bakterien zunutze macht. Beide verbinde die Auseinandersetzung mit Materialität, mit Prozessen der Transformation und dem Verhältnis von Form und Auflösung, sagt Nadine Müller.

Chemie, Bakterien und Naturstein

Wolfgang Ganters titellose Arbeit (links) zusammen mit Christoph Traubs Objekt „Flügel, gestutzt“ Foto: Neuer Kunstverlag

Die Kombination aus den Wandarbeiten von Wolfgang Ganter und Christoph Traubs Skulpturen am Boden sei spannend und funktioniere ausgesprochen gut, sagt Hendrik Schulze Kalthoff. Zu den Räumen passt das Konzept ebenfalls, denn der Platz an den Wänden ist begrenzt.

Im Verlagsbüro gestalten und veröffentlichen Nadine Müller und Hendrik Schulze Kalthoff Fachbücher aus den Bereichen Kunst, aber auch Sport sowie Kunstkataloge und Broschüren. Mittlerweile gibt es zu jeder Ausstellung einen Katalog. „Das ist bei uns Standard“, sagt Hendrik Schulze Kalthoff. Damit könne sich der Verlag positionieren und der Künstler, die Künstlerin sich präsentieren.

Als Nächstes also Christoph Traub und Wolfgang Ganter, deren Ausstellung „Infinite Materia“ am Freitag, 9. Mai, 18.30 Uhr, in der Galerie Am Hochwachtturm 2 eröffnet wird. Wer dabei sein will, sollte sich per E-Mail an info@neuerkunstverlag.de anmelden. Bei der Vernissage sind beide Künstler anwesend. Eines werde es auch dieses Mal sicher nicht geben, versichert Hendrik Schulze Kalthoff: eine hochtrabende Einführungsrede, die nur Insider verstehen – „genau das wollen wir nicht“.