Die Station „Frieden“ auf dem Besinnungsweg Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Fürs Werk des international renommierten israelischen Künstlers Dani Karavan liegen die Gesamtkosten bei 138 000 Euro – Fellbacher Gemeinderat befindet an diesem Dienstag über den vom Förderverein erhofften Zuschuss von 60 000 Euro.

Fellbach - Wer Geist und Seele mal so richtig durchpusten möchte und sich zugleich religiös, philosophisch, künstlerisch inspirieren lassen möchte, ist auf dem Besinnungsweg nordöstlich von Oeffingen diesseits und jenseits der Kreisstraße nach Hegnach an der richtigen Stelle. Auch von weit her lassen sich immer wieder Interessenten zum Besinnungsweg Fellbach anlocken. Allerdings sind gewisse Anstrengungen vonnöten. Denn der Marsch über die Feldwege entlang der neun Stationen – insgesamt sollen es eines Tages mal zwölf sein – dauert bei den zahlreichen Führungen dreieinhalb Stunden und ist vier Kilometer lang – entschädigt aber durch den besinnlichen Gegenwert.

Das jüngste Kunstwerk hat die Akteure um den Vorsitzenden Paul Rothwein geschlaucht

Anstrengend ist auch die Arbeit für den Förderverein, der das Kunstprojekt unter freiem Himmel im Jahr 2000 ins Leben gerufen und seither mit viel Fleiß ausgebaut hat.

Das jüngste Kunstwerk hat die Akteure um den Vorsitzenden Paul Rothwein allerdings noch mehr geschlaucht als die vorherigen acht Projekte – vor allem finanziell. Ausgedacht und umgesetzt hat diese Groß-Skulptur der weltbekannte israelische Künstler Dani Karavan. Die drei Bestandteile sind gewichtige Werke – im übertragenen Sinne angesichts des Renommees des mittlerweile 87-jährigen Künstlers, aber auch de facto angesichts der 17,5 Tonnen schweren Sonnenuhr, der zwölf Meter langen und 7,5 Tonnen schweren Brücke des Friedens und schließlich dem mit zahlreichen Schwellen versehenen Schienenstrang als Symbol für Deportation und Flucht.

Dass Dani Karavan auch unter Vermittlung des Leiters der städtischen Galerie, Heribert Sautter, an Land gezogen werden konnte, sei ein Glücksfall für den Besinnungsweg, schwärmt Rothwein. Viele Kunstsachverständige hätten schon voller Verblüffung nachgefragt: „Wie habt ihr diese Sensation bloß hingekriegt? Das ist doch ein weltweit tätiger Bildhauer.“

Der Vorteil ist, dass ein solches Kunstwerk nicht so schnell vergänglich ist

Ein Künstler dieses Formats allerdings hat im Laufe des Reifungsprozesses so manche neue Idee und möchte die frisch entwickelte Variante natürlich auch umgesetzt wissen – was der Auftraggeber kaum verweigern kann, wenn er das Projekt mit dem Hochkaräter zu Ende bringen will. In diesem Fall sind die ansteigenden Kosten im Wunsch des hochbetagten Bildhauers begründet. Statt der anfangs vorgesehenen Ausführung durch Holzelemente griff er auf sogenannten Cortenstahl zurück – dabei handelt es sich um eine bei vielen Bildhauern beliebte, spezielle Stahlart, die nach einigen Wochen, in der sie der Witterung ausgesetzt ist, eine besondere Schutzschicht entwickelt; diese Patina schützt den Stahl vor der Durchrostung. Der Vorteil ist, dass ein solches Kunstwerk nicht so schnell vergänglich ist und somit dauerhaft wirkt. Ursprünglich, heißt es beim Besinnungsweg, sei beispielsweise „ein halb so langes Holzbrückle“ statt des realisierten zwölf Meter langen Stahlstegs vorgesehen gewesen.

All das mündet nun in jene Gesamtkosten von 138 000 Euro – womit der „Frieden“ nun ganz klar die kostspieligste Station des Oeffinger Besinnungswegs ist. Der Verein, berichtet der Vorsitzende Rothwein, hat aus Eigenmitteln 68 000 Euro finanziert. Rund 60 000 Euro haben Vereinsmitglieder über zinslose Darlehen zwischenfinanziert. Dies ist notwendig gewesen, da man Karavan ja nicht mit dem Hinweis vertrösten kann, er müsse halt noch ein oder zwei Jahre auf sein Geld warten.

Im Herbst nun hat der Förderverein bei der Stadt um einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 60 000 Euro gebeten. Rothwein versichert: „Wir sind weiterhin bescheiden.“ Und er nimmt möglichen Kritikern vorsorglich den Wind aus den Segeln: „Ich bin oberster Hüter unserer Finanzen, da geht kein Cent nebenraus!“

Das Gremium entscheidet gleich zu Anfang

Der Förderverein Besinnungsweg – zu dessen Vorstandsmitgliedern bekannte Namen wie die Ex-SPD-Stadträtin Ulrike Dreßler-Uetz und der frühere OB-Referent und Schwabenlandhallen-Direktor Karlheinz Hirsch als stellvertretende Vorsitzende sowie der frühere Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel und CDU-Stadtrat Herbert Aldinger als Beiräte gehören – geht denn auch mit vorsichtigem Optimismus in die Beratungen an diesem Dienstagabend im Gemeinderat. Das Gremium entscheidet gleich zu Anfang der um 17.30 Uhr im großen Ratssaal beginnenden Sitzung. Während CDU-Rat Rothwein als Vereinsvorsitzender befangen ist und nicht abstimmen kann, trifft dies nach Auskunft des städtischen Presseamts auf seinen Fraktionskollegen Aldinger nicht zu. Er sei kein gesetzlicher Vertreter und habe sich bei dem Thema Besinnungsweg und Dani Karavan „nicht massiv eingesetzt“.