Pascal Fetzer (l.) mit seinem Schwager und Partner Markus Fetzer – und dem legendären Brot! Foto: factum//Granville

Pascal Fetzer setzt in der Corona-Krise auf seine Gäste und die Beschützerbrause. Nach dem Motto „Bezahl zwei, nimm eins“ rettet die Kundschaft das Restaurant Krone in Alt Hoheneck – und investiert damit für die eigene Zukunft.

Stuttgart - Märchen gehen bekanntlich gut aus, deshalb haben die Fetzers aus der Krone in Alt-Hoheneck während der Corona-Krise dieses Stilmittel gewählt. Über die ersten drei Kapitel haben sie einen Film gedreht, das fünfte steht nun an: das Happy End.

Herr Fetzer, haben Gastronomen in der Corona-Krise tatsächlich so viel Zeit, dass sie zwischendurch einfach mal einen Film drehen können?

Nein, definitiv nicht. Wir haben in den Pausen gedreht und nachts. Das war eine ziemlich intensive Aktion.

Und wie sind Sie da drauf gekommen?

Ich habe ja Dokumentarfilm-Regisseur studiert. Und als Corona alles lahm gelegt hat, habe ich einen Freund von früher, einen Kameramann getroffen, der hatte auch nichts zu tun. Zunächst wollten wir einen Film drehen, der unsere Arbeit zeigt. Dass wir tatsächlich alles selbst machen und mit regionalen Zutaten.

Und dann kam das Märchen?

Ja, das haben wir in fünf Tagen gedreht. Die Idee kam mir, als ein Gast, ein Immobilienmakler, ein netter dazu, zu mir gesagt hat: „Den Tisch, denn du jetzt nicht besetzt, den kannst du nie mehr zurückholen. Ich kann meine Wohnungen auch in drei Monaten verkaufen.“

Und was für Konsequenten haben Sie daraus gezogen?

Ich dachte, wir brauchen Geld, das dieses Loch stopft. Wir müssen den Leuten jetzt etwas verkaufen für die Zukunft, um damit ein Loch aus der Vergangenheit zu stopfen.

Klingt ganz praktisch.

Ja, ich habe einen alten Slogan einfach umgedreht: Nimm eins, bezahl zwei. Die Gäste bezahlen das Doppelte für einen Gegenwert, um sich das Bestehen ihres Lieblingslokals in der Zukunft zu sichern. Im Paket stecken Tasche, ein Goldfetzer Secco, die Beschützerbrause also, und unser legendäres Bauernbrot.

Das sie eigentlich nicht verkaufen?

Genau. Das gibt’s nur hier. Und in diesem speziellen Paket.

Aber letztlich ist das ja nur eine Spende Ihrer Gäste, oder?

Nein, wir wollten nicht betteln gehen, keine Almosen, sondern wir liefern einen speziellen Gegenwert. Natürlich kann man es auch Spende nennen.

Und warum brauchen Sie die? Haben Sie keine Rücklagen gebildet?

Nein. Als wir vor fünf Jahren angefangen haben, waren wir halt alle Anfänger. Mein Partner Markus, unser Koch und ich – alle drei sind wir im Prinzip Studienabbrecher. Da gibt’s eine lustige Anekdote.

Und die geht wie?

An unserem ersten Geburtstag war Vincent Klink zu Gast. Sein einziger Kritikpunkt: Leute, ihr seid viel zu billig! Wenn ihr alles selbst macht, mit regionalen Zutaten, dann kalkuliert ihr falsch. Inzwischen haben wir gelernt und wären so weit gewesen, dass wir nun Rücklagen bilden könnten. Dann kam Corona.

Ist Ihr Plan denn aufgegangen? Oder gibt’s noch viel Beschützerbrause?

Der Plan ist mehr als aufgegangen. Mich hat es fast umgehauen, so gut läuft das. Von den 600 Paketen sind über 400 verkauft. Ein paar haben wir noch. Aber wir haben begonnen auszuliefern. Das heißt, ich backe jetzt jeden Tag um die 30 Brote.