Auf dem Krankenhausgelände soll unter anderem ein zweites Ärztehaus hochgezogen werden. Foto: Werner Kuhnle

Der Kliniken-Aufsichtsrat hat über die Entwicklung des Gesundheitscampus beraten. Geplant ist nun, neben einem zweiten Ärztehaus ein Pflegeheim mit Kurzzeitplätzen zu bauen. Flankierend sind zudem eine Psychosomatik und Wohnungen für Mitarbeiter denkbar.

Marbach - Seit sage und schreibe zwei Jahren wird nun um die Zukunft des Marbacher Gesundheitscampus gerungen, werden Vorschläge unterbreitet, diskutiert und oft wieder zurückgewiesen. Dieses Pingpong-Spiel, wie es Olaf Sporys am Freitagmittag in der Sitzung des Kliniken-Aufsichts nannte, dürfte nun ein Ende haben. Sporys, der in der Regionalen Klinik Holding GmbH die Weiterentwicklung des Gesundheitscampus in der Schillerstadt begleitet, legte ein Konzept vor, das das Gremium mit großer Mehrheit absegnete. Wichtig zudem, dass es sich um Vorstellungen handelt, die im Wesentlichen auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost mittragen konnte. „Das Ganze ist jetzt auf dem richtigen Weg“, konstatierte er. Überdies müsse man irgendwann auch den Schmetterball setzen und einen Punkt machen, griff er das Bild von Olaf Sporys auf.

Der Rathauschef machte allerdings klar, dass nun mit den Interessenten für das zweite Ärztehaus, das auf dem Gelände entstehen soll, alles unter Dach und Fach gebracht werden müsse. „Das muss vertraglich fixiert werden“, forderte Trost. In dem neuen Gebäude sollen eine Endoskopie und eine Dialyse angesiedelt sowie eine kardiologisch-ambulante Reha-Praxis eingerichtet werden, erklärte der Bürgermeister. „Das ist eine Bereicherung für die ganze Raumschaft Marbach und Bottwartal“, sagte er.

Während ein zweites Ärztehaus errichtet werden soll, muss sich die Stadt von den Plänen für eine Belegklinik endgültig verabschieden. Bei einem Ausbau mit weiteren Fachdisziplinen spiele das Sozialministerium nicht mit, betonte Sporys. Und eine kleine Belegklinik mit nur zehn Betten wie jetzt reiße ein tiefes Loch in die Kasse und sei nicht wirtschaftlich zu betreiben. Kommen soll allerdings als zweiter Baustein ein Pflegeheim mit betreuten Wohnungen, mobilem Dienst, Kurzzeit- und Tagespflege. Als Partner hat man hierfür die evangelische Heimstiftung gewonnen. „Deren Konzept hat uns überzeugt“, stellte Jan Trost fest.

Weiter ist vorgesehen, eine Psychosomatik in Marbach aufzubauen. Aber fix ist das noch nicht. Dafür müssten Minimum 30 Millionen Euro in die Hand genommen werden. „Da müssen wir erst sicher sein, dass sich die Kosten tragen“, betonte Olaf Sporys. Ziel sei nun, bis zum Herbst abzuklopfen, ob das Ganze machbar ist. „Es ist auch nicht so, dass es da keine Wettbewerber gibt“, stellte der Kliniken-Geschäftsführer Jörg Martin klar. Insofern müsse man eine Marktanalyse erstellen lassen.

Ebenfalls in der Schwebe hängt ein weiterer Mosaikstein: der Bau von Betriebswohnungen für Mitarbeiter. Der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner nannte das einen „extrem wichtigen Punkt“, der nicht „hinten runterfallen darf“. Denn es reiche nicht, die Leistung des Personals nur von Balkonen aus zu beklatschen wie jetzt aus Dankbarkeit für den Einsatz in der Corona-Krise. „Das ist schön, aber nicht genug“, meinte Trettner. Sein Marbacher Amtskollege erinnerte jedoch daran, dass der Campus nur über eine Straße erschlossen werde. Und diese müsse den Verkehr rund ums Gesundheitszentrum auch verkraften können. Ob Betriebswohnungen nun hochgezogen werden oder nicht, müssen die weitere Untersuchungen zeigen. Schon klar ist indes, dass ein städtebaulicher Vertrag mit einem verbindlichen Charakter abgeschlossen werden soll, um auf dieser Basis die Planungen forcieren und nach und nach umsetzen zu können.

Der weitere Zeitplan sieht vor, dass der Aufsichtsrat noch vor der Sommerpause den Baubeschluss für das Ärztehaus fasst. Die Bagger könnten dann schon 2021 anrücken, erklärte Jörg Martin am Rande der Sitzung. Ein Entwurf für den städtebaulichen Vertrag soll im Juni präsentiert werden. Im Gegenzug sollen zum 1. Juli die Innere und die Geriatrie in Marbach geschlossen werden. Im Herbst 2021 werde die Belegklinik folgen, sagte Martin.

Jan Trost zeigte sich zufrieden, dass nun endlich verbindliche Beschlüsse zur Zukunft des Standorts und zum weiteren Vorgehen vorliegen, was er auch auf den neuen Landrat Dietmar Allgaier zurückführt. Der Chef des Kreishauses lobte ebenfalls die Zusammenarbeit mit der Stadt und betonte, dass nach zwei Jahren des Verhandelns „alle Beteiligten Klarheit und Planungssicherheit“ brauchten.