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Gespendete Krippenfiguren, Geschenke nur noch für Festangestellte: Mit Verschwendung soll das Weihnachtsfest im Vatikan nichts mehr zu tun haben

Rom - Papst Franziskus ist für seine Appelle zur Sparsamkeit bekannt. „Es tut mir weh, wenn ich einen Geistlichen oder eine Nonne mit einem teuren Auto sehe. Das geht doch nicht!“ Sätze wie diese kennt man von ihm zur Genüge. „Einige glauben, dass Besitztum Freude macht“, sagte der Papst kürzlich. „Auch unter uns hier in der Kirche gibt es Geistliche, die das jeweils letzte Handymodell haben wollen oder ein schnelleres Moped – aber wir Geistlichen müssen uns in Armut üben.“ Der Argentinier meint es ganz ernst. Und knöpft sich nun auch Weihnachten vor.

Auch bei diesem Fest lässt sich sparen: Für die Dekoration will der Papst nicht mehr viel ausgeben. Die riesige Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz ist in diesem Jahr ein Geschenk – genauso wie die 35 Meter große Fichte aus Bayern. Im Jahr 2009 hatte der Bau der Krippe und der Figuren den Vatikan noch 500 000 Euro gekostet, im Jahr darauf sollen sich die Kosten auf 350 000 Euro belaufen haben. Das geht aus einem Schreiben des ehemaligen Generalsekretärs des Vatikanstaats, Erzbischof Carlo Maria Viganò, hervor, das 2012 veröffentlicht wurde.

Diese lukrativen Krippenaufträge gingen ohne öffentliche Ausschreibung meist an Freunde des früheren Staatssekretärs Kardinal Tarcisio Bertone. In diesem Jahr kommt die Krippe aus dem Trentino. „Sie ist aus ökologisch einwandfreiem Holz“, erklärt Michele Longo von der Dombauhütte Sankt Peter. Inhaltlich steht sie ganz im Geiste des außerordentlichen heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das Franziskus ausgerufen hat. „Die Figuren stellen arme Leute dar, es gibt Szenen, in denen Menschen sich gegenseitig helfen“, so Longo. „Eine Krippe der Nächstenliebe ist das – 20 Meter breit und zwölf Meter hoch“.

Weniger Geschenke, mehr Spenden für Obdachlose

Aus eigenen Mitteln bestreitet der Vatikan nach wie vor die Geschenke für seine Angestellten: eine Flasche Sekt und ein Panettone, der klassische italienische Weihnachtskuchen. In der Vergangenheit erhielten auch freie Mitarbeiter das Präsent. Heute wird es nur noch den Festangestellten überreicht. Das Geld, das auf diese Weise eingespart wird, soll den vielen Obdachlosen im winterlichen Rom zu Gute kommen. Zur Weihnachtszeit ist deshalb der Spendenverteiler des Papstes besonders häufig unterwegs: Spätabends – und mit einem Kleinwagen – fährt er durch die Straßen, um an die Bedürftigen Lebensmittel, dicke Decken oder auch einfach mal 50 Euro zu verteilen.

Während Papst Franziskus den Weihnachtsrummel im Kirchenstaat kritisiert, kann in Rom von einem solchen keine Rede sein. Normalerweise ist in ewigen Stadt in der Vorweihnachtszeit die Hölle los. Die Einkaufsstraßen platzen aus allen Nähten, die Blechlawine ist gewaltig und die öffentlichen Verkehrsmittel sind gerammelt voll. Nicht aber in diesen Tagen – und das, obwohl am 8. Dezember das heilige Jahr begonnen hat. Aber es bleiben nicht nur die Pilger aus, sondern, so klagen Roms Geschäftsleute, auch die Konsumenten. Hört man sich unter den Menschen in Rom um, heißt es immer wieder, dass man den Shoppingbummel drastisch reduziert habe. Der Grund, so sagen es die meisten: Angst vor einem Terroranschlag.

Papst kritisiert Weihnachtsrummel

„So kommt keine vorweihnachtliche Stimmung auf“, schimpft Marco Cenini, Eigentümer eines Lederwarengeschäfts an der spanischen Treppe. „So bleiben die Kunden aus.“

Weihnachtsstimmung durch Shopping? Genau das kritisiert Papst Franziskus – zumindest, wenn es um den vorweihnachtlichen Einkaufsrummel in seinem Zwergstaat geht. Zum Beispiel in der päpstlichen Apotheke und der Parfümerie – hier dürfen nicht nur Staatsbürger des Vatikan einkaufen, sondern jeder. Vor Weihnachten ist es hier immer rappelvoll, vieles ist dort 30 Prozent billiger. Kein Wunder: Im Kirchenstaat wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Auch in den anderen Läden im Papststaat, in denen jedoch nur Vatikanangestellte und Vatikanbürger billig einkaufen dürfen: im Supermarkt zum Beispiel oder in der Boutique für elegante Herrenmode. Geht es nach Franziskus, müssen diese Geschäfte geschlossen werden. Mit dem eigentlichen Auftrag der Kirche hätten sie nichts zu tun, erklärte er vor kurzem.

Unverändert – oder fast unverändert – bleibt eine Tradition: Wie in jedem Jahr erteilt der Papst auch an diesem 25. Dezember um zwölf Uhr allen Gläubigen den Segen „Urbi et orbi“, der Stadt und dem Erdkreis. Und wünscht danach „Frohe Weihnachten“. Allerdings nicht mehr wie seine Vorgänger in rund 60 Sprachen, sondern nur noch auf Italienisch. Dafür schickt er ein herzliches „Guten Appetit“ hinterher.