Das Abfischen mit dem Kescher erfordert hohe Konzentration. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Auf dem Max-Eyth-See war in den vergangenen Tagen ganz schön was los. Gleich mehrere Berufsfischer gingen mit Netzen und Keschern auf Karpfenjagd.

Stuttgart - Was machen die denn da? Am Donnerstag konnten Spaziergänger auf dem Max-Eyth-See mehrere Boote in Ufernähe beobachten. Damit unterwegs waren Berufsfischer, die gezielt mit ihren Keschern auf Karpfen- und Giebelfang gingen. Deren Bestand soll deutlich reduziert werden, um die Wasserqualität des Sees zu verbessern. Dies geht aus einem fischbiologischen Gutachten hervor.

Friedfische gefährden das Ökosystem

Karpfen und Giebel gehören zur Gattung der Friedfische. Weil diese in Bodennähe schwimmen, wühlen sie den Boden auf. Dadurch werden Nährstoffe freigesetzt, die in zu großer Menge dem Ökosystem des Sees schaden, wie Christian Schuller, Ökologe und Gutachter vom Büro clear waters, erklärt. Die Aktion der Fischer ist Teil einer Abfischung, die am Donnerstag und Freitag auf dem See stattfand. Um die Tiere zu erwischen, leiteten die Fischer kurzzeitig Strom ins Wasser, der die Fische betäubt. „Das ist die schonendste Art des Fischfangs“, betont Schuller. Die Fischer legten zudem großmaschige Netze aus. Die damit gefangenen Karpfen sollen im Neckar ein neues Zuhause finden, die Giebel jedoch würden für den Verzehr weiterverarbeitet, erläutert Schuller.

Hintergrund der gesamten Aktion ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die Stadt Stuttgart als Reaktion auf das wiederholte, massive Fischsterben in den vergangenen Jahren in Auftrag gegeben hatte. Das Gutachten belegt Störungen im Stoffhaushalt des Sees sowie einen Überschuss an Karpfen und Giebeln.

Der Württembergische Anglerverein, der die Fischereirechte am Max-Eyth-See besitzt, distanziert sich jedoch von den Ergebnissen des Gutachtens. Der Fischbestand habe in diesem Fall keine Auswirkung auf die Wasserqualität, meint der Vorsitzende Hans-Hermann Schock.

Weitere Fischsterben verhindern

Grund für die früheren Fischsterben seien wasserchemische Voraussetzungen. „Das Fischsterben kann daher auch nach Veränderung der Artenzusammensetzung erneut auftreten“, meint Schock. Er hält Belüftungen und einen Wasseraustausch für die bessere Lösung. Dennoch haben sich die Stadt Stuttgart und der Württembergische Anglerverein auch auf die Abfischung geeinigt.

In der Vergangenheit war der Max-Eyth-See gekippt. Dabei verendeten massenhaft Fische. Um einem weiteren Fischsterben entgegenzuwirken, hat die Stadt Stuttgart ein Maßnahmenpaket beschlossen. „Die Abfischaktion ist nur ein kleiner Teil von einem großem Maßnahmenpaket“, betont Anna-Lena Ernst vom Tiefbauamt in Stuttgart. Die Stadt plant zudem Belüftungen und möchte die überschüssigen Nährstoffe im See binden. Dadurch soll das natürliche Gleichgewicht im See wiederhergestellt werden.