Rosario Guerra hat als Foto: Leonie Schüler

Der Tänzer Rosario Guerra ist seit fünf Jahren Mitglied in der Gauthier Dance Company im Theaterhaus auf dem Pragsattel.

Feuerbach - Viele träumen vom Strandurlaub, bei dem die Liege nur verlassen wird, um das Buffet zu plündern. Für Rosario Guerra wäre dies ein Albtraum. „Ich muss mich bewegen“, sagt der 25-Jährige. Egal auf welche Weise, Hauptsache der Körper rastet nicht. Ohne zu tanzen hält er es während der langen Sommerpause höchstens drei Wochen aus.

Rosario Guerra ist seit fünf Jahren Mitglied der Gauthier Dance Company. Das Tanzensemble des Theaterhauses ist 2007 von dem Kanadier Eric Gauthier gegründet worden. Von anfangs acht Tänzern ist es inzwischen auf 14 herangewachsen. Sie bringen zwischen zwei und drei neue Kreationen pro Spielzeit auf die Bühne. „Wir sind nur drei oder vier Monate in Stuttgart, den Rest touren wir durch die ganze Welt“, sagt Rosario Guerra, der in Neapel geboren ist.

In Neapel geboren

Nicht nur wegen der vielen Zeit, die die Tänzer gemeinsam verbringen, sei das Ensemble wie eine kleine Familie. „Manchmal streiten wir uns auch wie Bruder und Schwester, aber auf einem professionellen Niveau.“ Während der Probenphasen trainieren die Tänzer an fünf Tagen pro Woche sieben Stunden lang, samstags vier Stunden. „Das Training ist schmerzhaft, aber es ist ein guter Schmerz. Ich liebe es“, sagt Guerra. Auch im echten Leben fühle er sich dadurch gestärkt. Ein zusätzliches Muskelaufbautraining bräuchten die Tänzer nicht, die kämen ganz von selbst.

Neben dem Körper ist beim Training und auf der Bühne auch der Kopf der Tänzer stark gefordert. Ihm falle es leicht, sich die Schritte zu merken, „ich bin damit aufgewachsen“. Um sich die Choreografie zu merken, folgt er dem Rat seiner Tanzlehrerin aus Kindertagen. Sie hatte ihm beigebracht: „Setze dich hin, schaue zu und lerne. Sauge die Schritte wie ein Schwamm auf.“ Erst anschließend versucht Guerra, die Bewegungen selbst auszuführen. Sprich: „Erst bringt man die Choreografie in den Kopf, dann in den Körper.“ Und wenn eine Bewegung partout nicht gelingen will? „Dann wird daran gearbeitet. Am Ende gelingt es“, sagt der 25-Jährige. Geht nicht, gibt’s nicht. Manchmal helfe auch der Blick des Ballettmeisters von außen, der zum Beispiel anweist, den Arm mehr zu strecken, und schon funktioniert die Figur.

Kein Berufs fürs Leben

„Tanzen ist nicht nur Kunst, es ist auch Disziplin. Wir geben unseren Körper, unser Herz und unseren Schweiß“, sagt Guerra. Die Energie, die man auf der Bühne vor tausend Zuschauern erfahre, sei es das Wert. Für ihn selbst sind die Auftritte fast wie eine Sucht, „die Bühne ist eine Hälfte von mir“. Der Italiener weiß, dass er seinen Beruf rein körperlich nicht sein ganzes Leben lang wird ausüben können. „Ich wünschte, ich könnte für immer tanzen. Ich versuche, es jetzt zu genießen“, sagt Guerra.

Zum Tanz hat ihn sein Vater gebracht, der ihn an einer Tanzschule anmeldete. Der neunjährige Junge hatte zunächst keine Lust darauf, fand dann aber vom ersten Tag an Gefallen an der Bewegung und der konzentrierten Atmosphäre während des Trainings. Erst lernte er Ballett, die Grundlage eines jeden Tänzers, später Modern Dance. Mit 16 Jahren bekam er ein Stipendium für eine Tanzschule in Florenz. Sein erster Job war in Turin, anschließend ging es nach Stuttgart. Guerra fühlt sich rundum wohl in der Landeshauptstadt, vor kurzem hat er sich eine Wohnung hier gekauft. Ob er in Stuttgart bleiben kann oder sich eines Tages in einem anderen Ensemble weiterentwickeln möchte, lässt er sich offen. „Aber ich habe ja die Wohnung gekauft. Ach, ich glaube, ich bleibe hier“, sagt er.