Norbert Branz erläutert die Baustelle an der Bernhäuser Richthofenstraße. Foto: Götz Schultheiss

Bei Hochwasser flutet der Katzenbach 190 Grundstücke von Anwohnern der Richthofenstraße. Die Stadt nimmt mit Baggern den Kampf gegen die Naturgewalt auf.

Bernhausen - Betonmauern, Bagger, Rammen, und gewaltige Erdbewegungen: Die einst idyllische Aue des Katzenbachs am nördlichen Ortseingang von Bernhausen hat sich in eine hektische Baustelle verwandelt. Der Urheber des Trubels, der Katzenbach, plätschert derweil ungerührt vor sich hin. Nach starken Regenfällen tritt er bisweilen über die Ufer. „Dann sind 190 Grundstücke an der Richthofen-straße von Hochwasser bedroht. In der Vergangenheit sind Anwohnern die Keller vollgelaufen“, sagt Filderstadts Tiefbauamtsleiter Norbert Branz.

An der Dohle staut sich das Wasser

Rund 200 Meter unterhalb der Baustelle, im Wohngebiet, verschwindet der Bach in einer Dohle und fließt unterirdisch durch Bernhausen, bis er am Ortsende in Richtung Neuhausen wieder ans Tageslicht tritt. „Nach sehr starkem Regen kann die Dohle das Wasser nicht mehr aufnehmen. Es staut sich zurück“, sagt Norbert Branz. Deshalb baut die Stadt ein Hochwasser-Rückhaltebecken (HRB). Es kostet rund drei Millionen Euro und fasst 35 000 Kubikmeter Wasser, das über ein Wehr kontrolliert wieder in den Bach geleitet wird, in der Menge, welche die Dohle fasst. „Alles wird automatisch gesteuert. Das System ist redundant, wenn es ausfällt springt sofort Ersatz ein“, sagt er.

Im Herbst ist das HRB fertig. „Dann hat die Aue wieder naturnahen Charakter“, sagt Norbert Branz. Der Damm zur Verlängerung der Richthofenstraße hin, die maximal 2,5 Meter höher gelegt wird, ist ein unauffälliger Erdwall. Dann durchfließt der Bach das Erdbecken. Nur die massiven Betonwände und ein Betriebshäuschen erinnern dann noch an den Eingriff.

Auch der Fleinsbach wird bald gezähmt

Ähnlich wie jetzt am Katzenbach wird es bald auch am Fleinsbach, jenseits der Landesstraße, die Echterdingen mit Bernhausen verbindet, zugehen. „Auch dort bauen wir ein HRB. Es hat ungefähr dasselbe Fassungsvermögen wie das HRB am Katzenbach und wird ebenfalls etwa drei Millionen Euro kosten“, sagt der Experte. Damit werde nicht nur der Süden Bernhausens, sondern auch Teile Sielmingens, vor Hochwasser geschützt: „Wenn alles klappt wie geplant, bauen wir 2018 und 2019.“ Damit der Hochwasserschutz klappt, bedarf es weiterer Bauten: „Wir bauen noch diverse Rechen ein, die Schwemmgut auffangen.“ Außerdem müssten in Sielmingen die Brücken an der Jakobstraße und an der Möhringer Straße neu gebaut werden: „Unter den bisherigen ist der Durchfluss zu schmal, das Hochwasser staut sich.“ Auch die beiden neuen Brücken sollten im selben Zeitraum wie das HRB gebaut werden.

Das Land fördert den Hochwasserschutz mit hohen Zuschüssen

„Bei den HRBs geht es um den Schutz vor dem sogenannten hundertjährigen Hochwasser, das statistisch zwar nur ein Mal in 100 Jahren, in der Realität aber wohl immer häufiger auftritt“, sagt Norbert Branz. Außerdem habe man noch den „Klimafaktor“ dazugerechnet. Eine Arbeitsgemeinschaft der Länder Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz habe ermittelt, dass im mittleren Neckarraum die Volumina des Niederschlags in den kommenden 15 bis 20 Jahren um 15 Prozent zunähmen. „Das haben wir alles bei der Planung der HRBs eingerechnet und sind deshalb dagegen gerüstet.“

Die HRBs werden vom Land mit 67,9 Prozent der Baukosten gefördert. Weitere Maßnahmen zum Hochwasserschutz, sagt Norbert Branz, werden derzeit im kommunalen Starkregenmanagement (siehe auch Text unten) entwickelt: „Das Land bezuschusst sie mit 70 Prozent.“

Im Gegensatz zu HRBs haben Regenüberlaufbecken und Regenrückhaltebecken andere Funktionen. Regenüberlaufbecken liegen am Rand des Siedlungsgebiets vor den Kläranlagen. „Bei Starkregen halten sie das Wasser mit dem ersten Schlammstoß zurück. Das Wasser wird dann kontrolliert an die Kläranlagen abgegeben, die sonst überlastet wären. Wasser , das von den Becken überläuft, geht direkt ins Fließgewässer“, sagt Branz. Regenrückhaltebecken, sagt er, „entlasten hydraulisch das Kanalsystem.“ Das Wasser wird kontrolliert an die Kanäle abgegeben, die es sonst auf einmal nicht fassen.