Bernhard Kempa im Dress von Frisch Auf Göppingen: Foto: Baumann

Bernhard Kempa feiert an diesem Donnerstag seinen 95. Geburtstag. Die Handball-Legende von Frisch Auf Göppingen erfand einen Geniestreich, der um die Welt ging und seinen Namen trägt.

Bad Boll - An diesem Donnerstag wird das Telefon im schmucken Eigenheim in Bad Boll nicht stillstehen. Bernhard Kempa feiert seinen 95. Geburtstag. „Im kleinen Kreis mit der Familie“, wie der Jubilar erklärt. Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen, doch kurz vor seinem Ehrentag sitzt die lebende Handball-Legende im Wohnzimmer und genießt nach dem Mittagschläfchen eine Tasse Kaffee mit ein paar Süßigkeiten. Er trägt einen blauen Pullover mit der Aufschrift Kempa. Die Handballkollektion eines Sportartikelherstellers trägt seinen Namen.

Das zeigt seinen Stellenwert in der Welt des Sports. Bernhard Kempa gewann mit Frisch Auf Göppingen als Spieler und Trainer zahlreiche nationale Titel und den Europapokal. Er wurde mit Deutschland zweimal Weltmeister im Feldhandball. Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, doch diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner Zeit geschaffen worden. „Er ist ein Idol für Generationen“, würdigt Bob Hanning, der Leistungssportchef des Deutschen Handballbundes (DHB), den Jubilar. Ehrungen wurden ihm dennoch zahlreich zuteil: Kempa bekam das Bundesverdienstkreuz, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, zweimal das Silberne Lorbeerblatt, 2011 wurde er in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen.

Sein Trick ging um die Welt

Zwar sammelte das sportliche Multitalent, das nach dem Krieg fast Fußballer bei 1860 München geworden wäre, im Senioren-Tennis ebenfalls zahlreiche EM- und WM-Titel, doch berühmt machte ihn der Handball. Speziell der Geniestreich, der um die Welt ging – der von ihm erfundene Kempa-Trick: Ein Anspieler hebt den Ball über die Abwehr, sein Mitspieler springt möglichst hoch in den Wurfkreis, fängt den Ball noch im Flug und wirft ihn, bevor er mit den Beinen wieder am Boden aufkommt, aufs Tor. Premiere feierte das handballerische Kabinettstückchen am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz in der Karlsruher Schwarzwaldhalle. „Mit dem Kempa-Trick hat sich Bernhard Kempa unsterblich gemacht. Sein Name ist in unseren Hallen noch immer bekannt“, sagt der neue DHB-Präsident Andreas Michelmann. „Der deutsche Handball verdankt dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa unglaublich viel.“

Noch heute klatschen und jubeln die Zuschauer, wenn die Mannschaften Tore per Kempa-Trick erzielen. Und den Jubilar freut es ganz besonders, dass auch sein Verein Frisch Auf Göppingen dieses technisch anspruchsvolle Element für Handball-Ästheten bei den Bundesligaspielen wieder verstärkt im Repertoire hat. Spielmacher Michael Kraus auf Linksaußen Marcel Schiller oder Rechtsaußen Anton Halen – Tor. Schon ein paarmal in dieser Saison klappte dieses Zusammenspiel.

Die Leichtigkeit des Spiels kommt Kempa heute zu kurz

„Mir gefällt diese Leichtigkeit, diese Lust am Spiel“, sagt Kempa. Sie kommt ihm im kampfbetonten Hochgeschwindigkeitshandball der heutigen Zeit zu kurz. „Die ruppigen Aktionen erinnern mich an Rugby. Ich mache oft die Augen zu, wie rücksichtslos gegen sich selbst sich die Spieler in die Abwehr stürzen“, kritisiert er. In der vergangenen Saison machte er sich davon noch selbst in der Göppinger EWS-Arena ein Bild davon. Inzwischen schaut Monsieur Handball die Spiele lieber vom Wohnzimmersofa aus im Fernsehen an.

Seiner Freude über Tore nach einem Kempa-Trick tut das keinen Abbruch.