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Was der in der Schweiz geborene Sohn einer Holländerin, Bernd Kohlhepp, von Dialekt hält.

Tübingen - Der bei Tübingen lebende Kabarettist Bernd Kohlhepp ist fleißig: Eine CD mit Schiller-Balladen auf Schwäbisch hat er 2009 aufgenommen, in Nashville ein Album mit Country-Musikern, mit der SWR-Big-Band ein weiteres mit Swingaufnahmen.

Alle Achtung, Herr Kohlhepp, veröffentlichen Sie jedes Jahr so viel?

An einigen Sachen habe ich schon länger gearbeitet. Bei der Big-Band-CD hatte ich mit Klaus Peter Schöpfer einen ambitionierten Mitstreiter. Wir haben in seinem Studio angefangen, später kamen andere Arrangements der SWR-Big-Band dazu. Das kann man nicht immer in Geld messen, eher sind es Notwendigkeiten, um weiterzukommen. Der Spaß am Risiko, an der Veränderung steht bei mir an erster Stelle. Denn trotz aller Änderungen bleibt man sich immer noch ähnlich genug.

Dennoch will das alles finanziert sein.

Das ist wahr. Aber ich bin kein kühler Rechner, der gleich die Gegenfinanzierung aufmacht. Bei der Reise nach Nashville bin ich in Vorleistung gegangen. Das war für mich ein persönlicher Meilenstein wie die Schiller-CD. Bei dieser hatte ich Glück. Ich habe einen Verlag gefunden, und diese Aufnahme hat sich am besten verkauft. Eine goldene Nase verdient man damit zwar nicht, aber die Produktionskosten sind wieder drin.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der SWR-Big-Band?

Das Orchester hatte bereits im Jahre 2004 einige Arrangements von Welthits aufgenommen, und ich sollte mir etwas dazu einfallen lassen. Das war eine tolle Aufgabe, denn mit Swing konnte ich bis dahin nichts anfangen. Ursprünglich dachte ich dabei nur an eine Überraschung für meine Mutter, die 2011 70 wird. Doch die drei Aufnahmen kamen bei der Big Band und beim SWR so gut an, dass sie weitere Studiotage reserviert haben. Da habe ich viel Glück gehabt, eine BigBand-Produktion hätte ich aus eigener Kasse nie stemmen können.

Es wird aber wohl nur selten die Gelegenheit geben, mit der Big Band live aufzutreten.

Auch da war viel Glück im Spiel. Wir hatten im Mai einen gemeinsamen Auftritt bei den Reutlinger Heimattagen. Das lief überraschend gut. Ich weiß, musikalisch gesehen ist die Big Band ein Tsunami, und ich bin da eine kleine Insel. Aber das hat seinen ganz eigenen Charme entwickelt. Wir hatten noch drei weitere Folgeauftritte im Land, und es gibt Anfragen für den Sommer.

Kommen wir auf Schiller zu sprechen: Haben Sie die Balladen verändert?

Überhaupt nicht, das war das oberste Gebot: Schwäbeln ja, aber das Pathos und der Ernst müssen erhalten bleiben. Es sollte nicht allzu drollig wirken, wobei sich dies natürlich nicht ganz vermeiden lässt.

Schiller wird ja auch nachgesagt, dass er ziemlich heftig Dialekt gesprochen hat.

Ja, und wie es heißt, ist er damit bei seinen Freunden auch nicht gut angekommen. Ich habe mir während der Aufnahmen immer wieder überlegt, wie das geklungen haben mag, das Näselnde und die hohe Stimme zugleich, wobei ich nie angestrebt habe, Schiller-Imitator zu werden. Ich wollte das halt mal machen. Der Vorteil war, dass ich dazu niemand fragen musste nach Rechten oder anderen Mitwirkenden. Nur Schiller habe ich quasi gefragt, und der hat zugestimmt.

Wenn dann aber auf einmal vom "Fürscht" oder vom "Meischter" die Rede ist, ist die dramatische Wirkung der Texte schnell dahin.

Ja, aber ich lese die Balladen auch gelegentlich auf Hochdeutsch und kommentiere dies dann. Auch da wird dann viel gelacht über das Pathos, der hohe Ton ist heute nicht mehr zeitgemäß, wir trauen ihm nicht mehr. Insofern passt das mit dem Schwäbischen sehr gut. Eigentlich dachte ich, dass diese Schiller-CD keinen Menschen interessiert. Aber nun haben doch einige ihren Spaß daran. Man kann die CD übrigens auch im Internet herunterladen.

Geboren sind Sie ja in der Schweiz. Machen Sie Ihre Programme auch in Schwyzerdütsch?

Mein Schwäbisch habe ich als Sohn einer Holländerin in Tübingen auf der Gasse gelernt, denn in Tübingen bin ich aufgewachsen. Ohne Schwäbisch ging damals nichts, auch nicht beim Straßenfußball. Schwyzerdütsch kann ich nicht. Ich probiere es immer wieder, aber es ist besser, ich lasse es, weil es nicht authentisch klingt. Entweder man kann es richtig, oder man soll es sein lassen. Was das Schwäbische betrifft, kann ich auf der Bühne einen Schalter umlegen. Als Dialekt kann ich noch eine bestimmte Form des Kurpfälzischen sprechen. Ich bin nicht multilingual, Schwäbisch ist meine Heimat.