Berlins neue Polizeipräsidentin Barbara Slowik Foto: dpa

Ihr neuer Job sei keine One-Woman-Show, sagt die neue Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Sie will die Berliner Polizei reformieren.

Berlin - Es ist gerade zwei Wochen her, da hat ein Foto aus dem Bundesinnenministerium für einige Debatten gesorgt – gezeigt wurde eine ausgesprochen homogene Führungsriege: sieben Männer, keine Frau. Auch ein Gruppenfoto der Innenministerkonferenz erinnerte vor einiger Zeit sehr an das vergangene Jahrhundert. In Reih und Glied posierten da die 16 männlichen Länderchefs auf einer geschwungenen Treppe. „Die öffentliche Sicherheit in Deutschland ist sehr männlich geprägt“, sagt Barbara Slowik – und als sie diesen Satz am Dienstag im Roten Rathaus in Berlins Mitte ausspricht, da ist man in dieser gesellschaftlichen Frage gerade schon einen Schritt weiter gekommen: Die 52-jährige Juristin hat soeben ihren Amtseid geleistet und ist die erste Berliner Polizeipräsidentin der Geschichte.

Vor allem aber ist Slowik Sicherheitsexpertin, sie arbeitet seit 16 Jahren im Bundesinnenministerium – und hat Erfahrung mit allen drei Schwerpunkten, die Berlins Innensenator Andreas Geisel bei der Vorstellung für ihre Auswahl nennt: Kenntnisse zum Thema Terrorismusbekämpfung, gute Vernetzung, Ahnung von Personalführung und -entwicklung und Wissen über die Digitalisierung einer Behörde.

Slowiks Lebenslauf liest sich da wie eine Idealbesetzung: Nach dem Jurastudium in Freiburg kam die gebürtige Berlinerin zurück an die Spree, arbeitete erst beim Innensenator und dann 16 Jahre im Innenministerium des Bundes – Fachgebiete dort: Personalgewinnung und Betreuung, später Referatsleiterin beim Thema Terrorismusbekämpfung mit Schwerpunkt Deradikalisierung von Muslimen, Mitarbeit im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum, dann IT-Steuerung. Einziges Manko: die Frau war nie bei der Polizei.

Deutschlands größte Polizeibehörde vor Umstrukturierung

Sie sagt dazu nur: „Sicherheit ist keine One-Woman-Show.“ Die Ausschreibung für den Stellvertreterposten ist so verfasst, dass der Bewerber aus dem Polizeidienst kommen muss. Die Aufgaben, die auf Slowik und ihr Team warten, sind groß – und dabei ist der als erstes Großereignis dräuende 1. Mai mit zu erwartenden Krawallen eher ein Kleinkaliber.

Im Januar hatte der Innensenator den Polizeipräsidenten Klaus Kandt entlassen – die Zahl der schlechten Nachrichten hatte einfach nicht aufgehört. Zu bewältigen ist nun neben alten Skandalen vor allem ein riesiger Umbruch in der Behörde – in den nächsten fünf Jahren gehen 40 Prozent der Vollzugsbeamten in Rente, dazu ist die Polizei im klammen Berlin lange kaputtgespart worden. Nun müssen die Abgänge kompensiert und gleichzeitig muss aufgestockt werden, weil die Stadt enorm wächst. Gleichzeitig tut sich die Polizei immer schwerer damit, überhaupt genügend Bewerber zu finden. Derzeit wird die Besoldung verbessert, es werden marode Gebäude saniert und die Ausrüstung wird modernisiert. Das dauert. Und es prägt das Image einer überlasteten Polizei, das auf Bewerber nicht anziehend wirkt – und das Slowik ändern will.

Skandal um Polizeiakademie

Unter den Altlasten war der Skandal mit der höchsten Aufmerksamkeit jener um die Polizeiakademie – unabhängig davon, dass die wilden Geschichten über Disziplinlosigkeit, mangelnde Deutschkenntnisse und die angebliche Unterwanderungsbemühungen arabischer krimineller Clans sich bisher nicht erhärten ließen. Das wird noch untersucht, aber schon jetzt beschäftigt man sich mit der tieferen Ursache der Gerüchte – der Unzufriedenheit in der Akademie nach einer Hauruck-Umstrukturierung: „Wir bilden drei mal so viel Leute aus wie vorher, mit derselben Zahl an Lehrkräften“, sagt Geisel. Dies habe zu Verwerfungen geführt. Auch hier steht eine Neubesetzung des Chefpostens an. Immer noch schwelt auch die Affäre um marode Schießstände, auf denen Polizisten erkrankten, weil sie Schadstoffen ausgesetzt waren. Hier wird gegen Slowiks Amtsvorgänger und dessen Stellvertreterin ermittelt. Die Schießanlagen werden saniert, eine Kommission ermittelt, wie Beamte entschädigt werden können.

Bei so viel Programm kommt Slowik übrigens nicht von selbst darauf zu sprechen, dass sie nun als erste Frau an der Behördenspitze steht. Wer sie fragt, dem sagt sie, dass ihr der Umstand viel bedeutet. Man merkt, da ist jemand auch ein bisschen stolz – und pragmatisch: „Wie überall“, sagt Slowik, „auch hier macht es ein gesunder Mix.“