Judy Lybke vor einem Gemälde „seines“ Künstlers Neo Rauch Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

In der DDR galten Kunstgalerien als Teufelszeug. Judy Lybke hat das nicht geschert. Aber auch seine Lektion in Sachen Kapitalismus hat er erfolgreich gelernt.

Natürlich schaute die Stasi regelmäßig vorbei. Galerien waren in der DDR schließlich nicht gern gesehen, weil der kapitalistische Kunstmarkt als bürgerliches Teufelszeug des Westens galt. Gerd Harry Lybke scherte sich nicht darum. Nachdem er eine Weile Kunstwerke seiner Freunde in seiner Wohnung ausgestellt hatte, eröffnete er 1983 an Körnerplatz 8 in Leipzig eine eigene Galerie: Eigen + Art.

Neo Rauch wurde zur Galionsfigur der Galerie

Gerd Harry, genannt Judy Lybke, war nicht nur einer der wenigen Galeristen in der DDR, sondern ihm gelang es auch, im vereinten Deutschland einer der namhaftesten Galeristen zu werden und sich bis heute so erfolgreich zu behaupten, dass die Eigen + Art nun sogar ihr vierzigjähriges Bestehen feiert. Judy Lybke hat mit einigen Künstlern, die er schon zu DDR-Zeiten vertrat, nach der Wende internationale Karriere gemacht. Der wichtigste war Neo Rauch, den er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig kennenlernte. Neo Rauch studierte, Judy Lybke, der eigentlich Maschinenmonteur gelernt hatte, war Aktmodell.

Pioniergeist und Risikobereitschaft

Lybke hielt als junger Kunstfan nicht nur dem Druck der Stasi stand, sondern war mit einem Gutmaß an Mut und Pioniergeist ausgestattet, um nach der Wende schnell im internationalen Betrieb Fuß zu fassen. 1990 eröffnete er eine temporäre Galerie in Tokio, ein Jahr später schlug er in Paris auf, danach in Berlin, in New York und in London und war auf so ziemlich allen großen Messen in Frankfurt, Basel, Köln, New York vertreten. Danach kam man an dem Galeristen nicht mehr vorbei. Er wurde der wichtigste Händler für Kunst aus Ostdeutschland. Neben Neo Rauch sind auch die Brüder Carsten Nicolai und Olaf Nicolai bis heute im Programm.

In Leipzig ist Eigen + Art eine wichtige Säule des Kulturareals Baumwollspinnerei

Die Berliner Dependance in der Auguststraße 26 ist inzwischen der zentrale Standort für die internationale Kundschaft. Aber die Seele der Galerie Eigen + Art ist in Leipzig zu Hause. 2005 zog sie auf das Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei in Plagwitz. Dort, wo in DDR-Zeiten Tausende von Arbeitern in der Textilindustrie tätig waren, ließen sich in den frühen 2000er Jahren Künstler und Kulturunternehmer nieder und ist inzwischen ein wichtiger Kulturstandort entstanden mit Galerien, Ateliers und Museum. Lybkes Ausstellungsräume sind riesig – umfassen fast 500 Quadratmeter.

Die Geschichte geht weiter

An seinen Anfängen im wiedervereinigten Deutschland hätten nicht einmal die Kunsthändler aus dem Westen „das mit dem Kapitalismus“ so richtig für bare Münze genommen, hat Lybke einmal gesagt. Kein Zweifel, er hat seine Lektion in westlichem Kapitalismus bestens gelernt und hat als Galerist in der DDR und in der BRD Geschichte geschrieben – und die, sagt Lybke, sei noch lange nicht zu Ende.

40 Jahre Eigen + Art: Informationen unter www.eigen-art.com