Der Schauspieler August Diehl posiert am Donnerstag bei dem Photocall zum Film "Wer wenn nicht wir" (If not us, who). Foto: dapd

Neben einem reichen Filmprogramm hat die Berlinale einen wahren Partyreigen im Angebot.

Berlin - Das Thema Beziehungen hat am Mittwoch den Berlinale-Wettbewerb bestimmt. Der türkische Filmemacher Seyfi Teoman erzählt in „Our Grand Despair“ von zwei Freunden, die sich in dieselbe Frau verlieben. In „Rätselhafte Welt“ von Rodrigo Moreno geht es um ein Paar, das sich auf Probe trennt.

Auch die britischen Schauspieler Colin Firth und Helena Bonham Carter waren nach Berlin gekommen. Ihr für zwölf Oscars nominiertes Historiendrama „The King's Speech“ sollte am Abend in der Sparte Berlinale Special gezeigt werden.

Alternative Partnerschaften zwischen Männern

Der türkische Regisseur Teoman sagte am Mittwoch in Berlin, er wolle in seinem Film auch alternative Partnerschaften zwischen Männern erforschen. Die Freundschaft zwischen seinen Hauptfiguren grenze an eine Liebesbeziehung. Hauptdarsteller Fatih Al sagte, wenn zwei Männer auf der Leinwand zu sehen seien, komme sofort die Assoziation zur Homosexualität auf. Die Protagonisten verbinde jedoch eine ganz ungewohnte Art von Liebe.

 Im Film sind Ender und Cetin seit Schulzeiten beste Freunde und mit Ende 30 zusammengezogen. Als die Eltern eines Freundes bei einem Autounfall ums Leben kommen, müssen sie dessen Schwester Nihal aufnehmen. Die traumatisierte Studentin bringt die traute Zweisamkeit durcheinander - umso mehr, als sich beide Männer in Nihal verlieben.

In „Rätselhafte Welt“ trennt sich ein junges Paar auf Wunsch der Frau für eine Weile. Boris ist durch das plötzliche Alleinsein verunsichert, zieht durch die Stadt, trifft alte Bekannte, lernt andere Frauen kennen - und versucht, Ana zurückzugewinnen. Der Argentinier Moreno war bereits 2009 mit „Der Leibwächter“ im Wettbewerb vertreten gewesen.

Murnbergers neuer Film außer Konkurrenz

Außer Konkurrenz lief Wolfgang Murnbergers intelligente Komödie „Mein bester Feind“. Die Geschichte spielt im Jahr 1943. Polnische Partisanen schießen ein Flugzeug ab, es überleben zwei Menschen: ein KZ-Häftling (Moritz Bleibtreu) und ein SS-Hauptsturmführer (Georg Friedrich). Um zu überleben, tauschen sie die Rollen, die Verhältnisse kehren sich um, es kommt zu grotesken Szenen.

Eine Komödie über die NS-Zeit ist nach Ansicht von Murnberger („Der Knochenmann“) kein einfaches Unterfangen. Es sei sehr schwierig gewesen, die Balance zwischen Komödie und Tragödie zu halten, sagte der Österreicher bei der Vorstellung seines Films. Er habe um jedes Bild gekämpft, beispielsweise in welcher Entfernung man KZ-Häftlinge zeigen dürfe.

Kritiker sehen iranischen Film als Favoriten

Kritiker der Festivalzeitschrift „Screen“ sehen bisher den iranischen Film „Nader And Simin, A Separation“ von Asghar Farhadi im Bären-Rennen vorn. Auf große Zustimmung traf zudem das Endzeit-Kammerspiel „Das Turiner Pferd“ des ungarischen Regisseurs Béla Tarr. Auch für den Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe) befragte Filmjournalisten sehen die Produktion Farhadis derzeit als klaren Favoriten, gefolgt von dem „Turiner Pferd“.

Der Oscar-nominierte Firth spielt in seinem neuen Film „The King's Speech“ den 1936 gekrönten englischen König George VI., der enorm unter seinem Stottern leidet und für den jeder öffentliche Auftritt eine Qual ist. Mit Blick auf die Oscar-Verleihung am 27. Februar gab er sich noch zurückhaltend: Er sei seit zwei Monaten in der glücklichen Lage, erstmal all die Preise verarbeiten zu können, die er schon bekommen habe, sagte Firth im dapd-Interview. Gerade erst habe er bei den britischen Filmpreisen BAFTA gewonnen, das sei unglaublich für ihn gewesen. Er habe das Gefühl, sich nicht auf die Zukunft konzentrieren zu müssen. Natürlich wäre ein Oscar-Gewinn wunderbar, sagte der Schauspieler. „Aber im Moment ist das nur ein entfernter theoretischer Gedanke.“

Helena Bonham Carter mit zwei Filmen in Berlin

Bonham Carter war am Mittwoch in gleich zwei Filmen auf der Berlinale zu sehen. Am Abend sollte neben „The King's Speech“ (deutscher Kinostart am Donnerstag), in dem sie die spätere Queen Mum spielt, auch der Film „Toast“ im Berlinale Special gezeigt werden. 

„Toast“ von SJ Clarkson erzählt die Geschichte eines heranwachsenden Jungen, der zum Gourmet wird. Als die Mutter stirbt, heiratet der Vater die Haushälterin (Bonham Carter), die mit dem Jungen um die Herrschaft in der Küche kämpft. Bei der Pressekonferenz zu dem Film sagte Bonham Carter: „Ich bin eine fast zwanghafte Käuferin von Kochbüchern, komme aber wegen der Kinder kaum dazu zu kochen“. Sie wisse nicht, wann, denn sie müsse Geschichten erzählen und die Kinder baden. Da bleibe keine Zeit.

Am Donnerstag treten der deutsche Film „Wer wenn nicht wir“ von Andres Veiel, die koreanische Produktion „Kommt Regen, kommt Sonnenschein“ von Lee Yoon-ki und „Odem“ des israelischen Regisseurs Jonathan Sagall ins Bären-Rennen ein. Die Preise werden am Samstagabend verliehen.