Hanna Schygulla mit ihrem Ehrenbären Foto: dpa

Schauspielerin Hanna Schygulla erhielt auf der Berlinale einen Ehrenbären für ihr Lebenswerk.

Berlin - Auf der Berlinale hat Regisseur Oskar Roehler am Donnerstag seinen mit Spannung erwarteten Film "Jud Süß - Film ohne Gewissen" vorgestellt. Der dritte deutsche Wettbewerbsbeitrag, in dem unter anderen Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu und Martina Gedeck zu sehen sind, wurde nach der Pressevorführung mit Buh-Rufen bedacht. Roehler verteidigte auf einer Pressekonferenz sein Werk gegen den Vorwurf der historischen Ungenauigkeit. Die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic hofft mit ihrem neuen Film "Na putu" auf den zweiten Berlinale-Bären.

Schauspielerin Hanna Schygulla erhielt einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die 66-Jährige ("Die Ehe der Maria Braun") wurde durch zahlreiche Auftritte in Filmen des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder berühmt. Zuletzt spielte sie in Fatih Akins "Auf der anderen Seite". Am Mittwochabend war Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ebenfalls mit einem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet worden.

Roehlers Werk erzählt die Geschichte des Schauspielers Ferdinand Marian (Moretti), der 1939 auf Drängen des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels (Bleibtreu) widerwillig die Hauptrolle im Propagandafilm "Jud Süß" von Regisseur Veit Harlan übernimmt. Zu spät begreift Marian, auf was er sich eingelassen hat. Der Film wird zwar ein europäischer Kinoerfolg, markiert jedoch den Beginn der persönlichen Tragödie des Stars, der zunehmend dem Alkohol verfällt. Um ihn unter Kontrolle zu bringen, lässt Goebbels schließlich Marians Frau Anna deportieren.

Roehler sagte: "Wir sind sehr präzise vorgegangen, haben aber auch einige Dinge offen gelassen." Er fügte hinzu: "Wir sind Cineasten und machen Spielfilme, keine Dokumentarfilme. Wir erzählen Emotionen, das ist unser Beruf." Hauptziel sei gewesen, "das Drama eines Menschen zu zeigen", sagte Roehler auf der völlig überfüllten Pressekonferenz. Um die dramatischen Konflikte der Hauptfigur deutlicher zu machen, habe man aber zum Beispiel Marians Ehefrau zu einer Halbjüdin gemacht. Der Regisseur saß 2002 in der Internationalen Jury der Berlinale und war bereits mit "Der alte Affe Angst" (2003) und "Elementarteilchen" (2006) im Wettbewerb vertreten.

Zbanic hatte 2006 den Goldenen Bären für ihr Spielfilmdebüt "Esmas Geheimnis - Grbavica" erhalten. In dem Drama "Na putu" verliert Fluglotse Amar (Leon Lucev) seinen Job, weil er bei der Arbeit Alkohol getrunken hat. Bald darauf nimmt er eine Stelle in einer muslimischen Gemeinde an und wendet sich dem Islam zu. Gleichzeitig entfernt er sich von seiner Freundin Luna (Zrinka Cvitesic), die ein Kind mit Amar haben möchte.

Zbanic sagte, sie habe Veränderungen aufzeigen wollen, die Individuen und Gesellschaften gleichermaßen erfassen können. "Wie lange kann man die Veränderung des anderen tolerieren und sich dabei selbst treu bleiben?" In Bosnien-Herzegowina wendeten sich viele Menschen der Religion zu. Sie habe sich gefragt, warum das so sei und mit dem Drehbuch mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben wollen.

Zudem bewarb sich am Donnerstag die argentinische Regisseurin Natalia Smirnoff mit ihrem Spielfilmdebüt "Rompecabezas" ("Puzzle") um die Bären. Im Mittelpunkt steht Maria, die zu ihrem 50. Geburtstag von ihrer Familie ein Puzzle geschenkt bekommt. Sie erweist sich als äußerst talentiert dafür und meldet sich auf die Anzeige des wohlhabenden Robertos, der einen Puzzle-Partner sucht. Ziel ist der Puzzle World Cup in Deutschland. Ihre neuen Aktivitäten werden zu einer Belastungsprobe für die Familie. Alle drei Filme laufen als Weltpremiere auf der Berlinale.