Ein Polizeipferd in Harmonie mit einer Beamtin – sonst macht das Projekt aber gerne Probleme. Foto: APA

Der Aufbau einer berittenen Polizei stellt Österreich auf die Probe . Die Pferde mussten ein anspruchsvolles Bewerbungsverfahren überstehen, die Polizeikatze aus dem Pferdestall lief weg – und nun müssen sie zum Arbeitsplatz pendeln.

Stuttgart - Pferde, die in Österreich zur Polizei wollen, haben es nicht leicht. Sie müssen ein schwarzes oder braunes Fell haben, groß und kastrierte Warmblüter sein. Ein ausgeglichener Charakter steht im Anforderungskatalog, lernfähig und „verladefromm“ ebenso. Letzteres scheint besonders wichtig. Die Tiere haben in Wien, wo sie ab Mitte des Jahres ihren Testeinsatz starten sollen, nämlich gar kein Obdach. Sie müssen für jeden Einsatz vom 60 Kilometer entfernten Wiener Neustadt in die Hauptstadt pendeln, mindestens eine Stunde lang. Gut, dass auch „ausgeglichen“ im Anforderungskatalog steht. Damit sie beim ersten Stau im Berufsverkehr nicht den Pferdeanhänger kurz und klein schlagen. Pferde, die das schaffen, bleiben wohl auch cool, wenn ihnen bei Einsätzen auf Demos die Ohren zugeböllert werden.

Polizeipferde – das Lieblingsprojekt des FPÖ-Innenministers

Österreich hatte, anders als Deutschland, bisher keine berittene Polizei. Das mag überraschen, schließlich schleppen Pferde in Wien auch jetzt schon Touristen in Fiakern durch die Straßen der Altstadt. Dem ein oder anderen Pferdehaufen ausweichen zu müssen gehört in der österreichischen Hauptstadt dazu wie Sachertorte, Melange und Hoffen auf einen Sitzplatz im Café Hawelka. Dass Polizeipferde in Österreich für Recht und Ordnung sorgen sollen, haben sie Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) zu verdanken. Er hatte sein Lieblingsprojekt kurz nach seinem Amtsantritt Ende 2017 angekündigt.

Tiere, die der Polizei Probleme machen

Der Innenminister erhofft sich von den Pferden einen Imagegewinn für die Polizei. Auch lobte er die erhöhte Sitzposition wegen des guten Überblicks. Den Anforderungen zu Farbe, Größe und Charakter kam mit Ende der Ausschreibungsfrist Mitte des Vorjahres aber kaum ein Pferd nach, es gab nur vier Bewerbungen für bis zu zwölf Plätze. Ein Pferd war viel zu klein. In der Folge dehnte man die Ausschreibung auf das Ausland aus, um den Polizeistall vollzukriegen – in einem Land, in dem ein FPÖ-Politiker sogar vor Hunden mit Migrationshintergrund warnte. Das Pferdeprojekt verzögert und verteuert sich.

Das Leben als Tier im Polizeidienst scheint übrigens generell kein Ponyhof zu sein. Österreichs einzige Polizeikatze flüchtete, ganz unehrenhaft, im Januar vor ihrer Aufgabe: dem Mäusejagen im Stall der Polizeipferde.

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