Der Sachverständige Jerzy Montag Foto: dpa

Der NSU-Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags hat Berichte über den V-Mann namens Corelli im Juli 2017 angefordert – jedoch bis heute nicht erhalten. Jetzt macht der NSU-Ausschuss Druck.

Stuttgart - Im NSU-Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags regt sich Unmut über den Bundestag. Grund sind zwei nicht-öffentliche Berichte des Sachverständigen Jerzy Montag zum V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz namens Corelli. Der Stuttgarter Ausschuss habe sie im Juli 2017 beim Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags angefordert und warte seitdem auf die Herausgabe, sagte Ausschusschef Wolfgang Drexler am Freitag in Stuttgart. Er macht Druck, weil der NSU-Ausschuss in diesem Jahr seinen Abschlussbericht vorlegen soll.

Nach Drexlers Worten erhofft sich das Landtagsgremium Erkenntnisse zur Rolle von Corelli in baden-württembergischen Gruppen des Ku-Klux-Klans und dessen Verhältnis zum ehemaligen Chef des Klans in Schwäbisch Hall sowie auch zu weiteren Rechtsextremen im Südwesten. Daraus könnten sich weitere Ermittlungsansätze für den Ausschuss ergeben. Corelli war Mitglied im Ku-Klux-Klan in Raum Schwäbisch Hall. Es besteht etwa die Frage, warum das Bundesamt seine Topquelle in den rassistischen Geheimbund einschleuste, obwohl das Landesamt für Verfassungsschutz dem Klan zunächst keine große Bedeutung beimaß.

Corelli spionierte seit Anfang der 1990er Jahre in der rechtsextremen Szene für die Geheimdienste. Er starb im April 2014 im Alter von 39 Jahren in einer Wohnung im nordrhein-westfälischen Paderborn - nach offiziellen Angaben an einem Zuckerschock infolge einer nicht behandelten Diabetes. Der NSU-Untersuchungsausschuss in Stuttgart durchleuchtet die Bezüge des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) nach Baden-Württemberg. Den Rechtsterroristen werden zehn Morde zwischen 2000 und 2007 zugeschrieben, darunter an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn.