Die Stadt ist bestrebt, die Zahngesundheit von Kindern zu verbessern. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Trotz etlicher Anstrengungen der Stadt haben viele Kinder in Kitas und Schulen immer noch schlechte Zähne. 20 Prozent haben sogar ein sehr schlechtes Gebiss.

Die Zahngesundheit bei Kindern in der Landeshauptstadt lässt weiterhin zu wünschen übrig. Zwar ist bei Untersuchungen der Anteil der sogenannten kariesfreien Gebisse bei den Sechs- bis Siebenjährigen von 59,1 Prozent im Jahr 2016 auf 62,3 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Allerdings ist der Weg immer noch weit bis zu einem Wert von 80 Prozent „naturgesunder“ Gebisse in dieser Altersgruppe. Dieses Ziel wird von der Bundeszahnärztekammer für das Jahr 2030 angestrebt.

 

Vor allem aber liegt der Anteil der Kinder mit starker Karies, deren Zähne sogar als „teilweise oder vollständig unterversorgt“ gelten, in Stuttgart „seit Jahren stabil bei über 20 Prozent“, heißt es in einem Bericht des städtischen Gesundheitsamtes an den Sozialausschuss des Gemeinderats. Die Fachleute im Sachgebiet Zahngesundheit haben sogar festgestellt, dass der lange positive Trend bei der Zahngesundheit von Kindern inzwischen stagniere oder „teilweise leicht rückläufig“ sei.

Im Rahmen des seit 2018 geltenden Konzepts zur zahnmedizinischen Prophylaxe werden in Kitas im Zwei-Jahres-Rhythmus Untersuchungen vorgenommen. In Einrichtungen mit einem hohen Behandlungsbedarf, wo der Anteil der sogenannten naturgesunden Gebisse unter 60 Prozent liegt, werden die Zähne der Kinder jährlich untersucht. In Grundschulen werden die Kinder der Klassen eins und vier in Augenschein genommen. An neun ausgewählten Grundschulen werden besondere Karies-Prophylaxe-Programme mit jährlichem Untersuchungsturnus umgesetzt.

Die Zahngesundheit von Schülern in Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) wird jedes Jahr unter die Lupe genommen. In den SBBZ mit dem Schwerpunkt Lernen nehmen alle Schüler an einem Karies-Prophylaxe-Programm teil. In den Werkrealschulen und in Gemeinschaftsschulen werden die Zähne der Sechstklässler untersucht. Die Untersuchungsergebnisse werden in allen Fällen den Eltern mitgeteilt.

Dieses Vorgehen gilt in der Verwaltung als Grund dafür, dass man bisher „im nationalen Vergleich gute Ergebnisse“ bei der Verbesserung der Zahngesundheit von Kindern erzielt habe. Gleichwohl ist man im Gesundheitsamt damit nicht zufrieden. So habe man im Schuljahr 2023/2024 zahnärztliche Untersuchungen in 244 von insgesamt 606 Kindertageseinrichtungen vorgenommen. Das Ergebnis: In immerhin 70 Kitas lag der Behandlungsbedarf von Kindern bei „über 20 Prozent“, so der Bericht. Und immer wieder treffe man dabei auch auf Kinder, „deren desolater Gebisszustand Hinweise auf eine dentale Vernachlässigung aufweist“. In Einzelfällen sei hier der Übergang „zu einer allgemeinen Kindeswohlgefährdung fließend“.

Dagegen zeigten die Kinder in Schulen, die an Karies-Prophylaxe-Programmen teilnehmen, teils erhebliche Fortschritte. „Der Anteil an Kindern mit unbehandelten Zahnschäden ist in vielen Schulen gesunken.“ Zur weiteren Verbesserung der Zahngesundheit wäre aus Sicht der Fachverwaltung deshalb eine Ausweitung der Untersuchungsprogramme sinnvoll auf eine größere Zahl von Kitas und Grundschulen, in denen der Anteil der Kinder mit kariösen Gebissen besonders hoch ist. Bekanntermaßen sind Kinder, deren Familien in schwierigen bis prekären Verhältnissen leben, besonders von Karies betroffen. Entzündliche Erkrankungen der Mundhöhle erhöhen bei den Kindern das Risiko von Folgeerkrankungen wie Diabetes. Warum an manchen Schulen die Zahngesundheit der Schüler nicht nur stagniert, sondern teils sogar sinkt, dafür hat die Stadt keine einfache Erklärung. Dies könne „verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel der Zuzug von Familien mit Kindern mit einem höheren Kariesrisiko“.