Schwarzer Rauch über Khartoum. Im Sudan kam es in den vergangenen Tagen zu Gewalt und Kämpfen. Foto: AFP

Viele Menschen werden im Sudan zu Binnenflüchtlingen, andere gehen in die Nachbarländer. Die UN hat einen alarmierenden Bericht über die Lage veröffentlicht.

Im Sudan sind seit Ausbruch der Kämpfe Mitte April mindestens 334 000 Menschen zu Binnenflüchtlingen geworden. Das berichtete die UN-Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Der Großteil davon, rund 240 000 Menschen, sei in den Gebieten Süd- und Westdarfur vertrieben, wie ein IOM-Sprecher sagte. Schon vor dem Konflikt gab es im Sudan durch frühere Kämpfe 3,7 Millionen Vertriebene.

Die Zahl der Flüchtlinge, die Zuflucht in Nachbarländern suchen, hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) die 100 000 überschritten. Viele kämen im Tschad, im Südsudan und in Ägypten an. Darunter seien Sudanesen, aber auch Flüchtlinge aus anderen Ländern, die im Sudan Zuflucht gefunden hatten. Das UNHCR richtet sich bei seinen Planungen darauf ein, dass bei anhaltenden Kämpfen mehr als 800 000 Menschen fliehen könnten. „Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt“, schrieb UNHCR-Chef Filippo Grandi am Montag auf Twitter.

Der Sudan war schon vor der jüngsten Gewalt bereits massiv auf internationale humanitäre Hilfe angewiesen. Der UN-Spendenaufruf für 2023 im Umfang von 1,75 Milliarden US-Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) war aber bis Anfang Mai erst zu 14 Prozent gedeckt. Die UN-Organisationen brauchten dringend Geld, um Hilfe leisten zu können, sagte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA.

Container voll Hilfsmaterial

Sechs Container der WHO, die per Schiff in Port Sudan angekommen waren, wurden am Dienstag geleert und das Material in Lagerhäuser umgeräumt, wie ein WHO-Sprecher in Genf sagte. Die UN hätten vor dem Konflikt bereits viel Hilfsmaterial im Sudan gehabt und nicht alle Lager seien geplündert worden, sagte der OCHA-Sprecher. Das Material werde verteilt, sobald die Sicherheitslage dies zulasse.

In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern kämpft der De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte seit Mitte April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, der die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) anführt. Die beiden Generäle hatten die Führung Sudans durch gemeinsame Militärcoups übernommen.

Das Gesundheitsministerium meldete Ende vergangener Woche rund 530 Tote und gut 4600 Verletzte durch die Kämpfe. Im Chaos der Gefechte ist es für Behörden aber schwierig, einen Überblick zu behalten. Die gehen davon aus, dass die wahren Zahlen deutlich höher liegen.