Bei der Lukaskirche am Bergfriedhof wird ein neues Haus gebaut, das auch für Trauerfeiern genutzt werden soll. Foto: Benjamin Schieler

Das alte Lukas-Gemeindehaus ist verkauft worden. Der Neubau beim Bergfriedhof kostet 1,2 Millionen Euro. Baubeginn für das zweigeschossige Haus, das auch für Trauerfeiern benutzt werden soll, ist für den Sommer geplant.

S-Ost - Die evangelische Lukas- und Lutherhauskirchengemeinde verändert ihr Gesicht. Nach langer Hängepartie hat sich für das alte Gemeindehaus in der Schwarenbergstraße 117 ein Käufer gefunden. Der Investor kandidierte bei der Oberbürgermeisterwahl 2012 und setzt auf Altbewährtes. Das neue Gemeindehaus wird direkt an der Lukaskirche entstehen, was zu unerwarteten rechtlichen Schwierigkeiten führte.

Die Verhandlungen begannen vielversprechend und scheiterten doch. Im November 2011 sah es aus so, als würde die in Reutlingen ansässige Bruderhaus-Diakonie das alte Gemeindehaus übernehmen. Die Mieter der Wohnungen im oberen Stock des Gebäudes hatten bereits neue Domizile gefunden, als das Geschäft platzte, weil der Raumbedarf an Ort und Stelle nicht gedeckt werden konnte.

Sanieren statt abreißen und neu bauen

Nach mehr als eineinhalb Jahren Stillstand tut sich nun etwas in der Schwarenbergstraße. Der im Osten ansässige Jens Loewe, 1984 Mitgründer des Ateliers Bormann und Loewe für kinetische Objekte, Sonderkonstruktionen sowie Messe- und Ausstellungsbau und 2012 unabhängiger Kandidat bei der Stuttgarter OB-Wahl, hat mit seinem Konzept die Gemeinde überzeugt. Loewe will sanieren statt abreißen und neu bauen. Die Wohnungen bleiben erhalten, den früheren 400 Besucher fassenden Gemeindesaal will Loewe für kulturelle Veranstaltungen nützen und für Familienfeste zur Verfügung stellen. In der sogenannten Jugendetage erhält das im Nebengebäude untergebrachte Lukas-Tagheim zwei neue Gruppen. Die Kindertagesstätte kann damit künftig fünf Gruppen anbieten. „Das bedeutet für uns eine große Aufwertung“, sagt der Pfarrer Gerd Häußler. Noch wartet er jedoch auf die Betriebsgenehmigung.

Jens Loewe will noch in diesem Frühjahr Nägel mit Köpfen machen. Für ihn habe das Gebäude „eine gewisse Poesie“. Er halte den Konversionsgedanken für sehr wichtig. „Es werden in Stuttgart schon zu viele alte Gebäude abgerissen“, sagt er.

Barrierefreier Zugang zur Kirche

Einige 100 Meter weiter nördlich, direkt angeschlossen an die Lukaskirche, wird das neue Gemeindehaus entstehen. Der gleichnamige Platz soll dadurch belebt werden, der Kirche selbst wird ein barrierefreier Zugang ermöglicht, der bisher fehlte, was Häußler als großes Manko bezeichnet.

Beide Projekte, sowohl der Verkauf des alten als auch der Bau des neuen rund 1,2 Millionen Euro teuren Gemeindehauses, sind Teil einer Gebäudekonzeption, mit der sich die evangelische Kirche an Begebenheiten der Gegenwart anpasst und sich insgesamt verschlankt. Auf dem Weg zur neuen kompakten Heimat mussten einige Klippen umschifft werden, bis im Januar 2014 die Baugenehmigung erteilt war. Der Oberkirchenrat der Landeskirche hielt die ersten Pläne des Architekten Stefan Hallmaier für überambitioniert und verlangte eine Verkleinerung. Auch das Bestattungsgesetz des Landes bremste die Gemeinde aus.

Weil dieses für Gebäude, die keinen Friedhofszwecken dienen, einen Mindestabstand von zehn Metern zu Friedhöfen vorsieht, musste die Gemeinde gegenüber dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt schriftlich versichern, auf alle Zeit keine Einwände gegen Bestattungen einzulegen – dies, obwohl Häußler vor hat, das neue Gemeindehaus sehr wohl für Friedhofszwecke zu nutzen, etwa in Form von Trauerfeiern.

Respektvoller Umgang mit der denkmalgeschützten Kirche

Die Pläne Hallmaiers, der sich mit seinem Büro aus der Kniebisstraße auf Neubauten sozialer Einrichtungen spezialisiert hat, stießen bei der Vorstellung im Bezirksbeirat zunächst auf wenig Gegenliebe. Die Lokalpolitiker sprachen unter anderem von „einfallsloser Containerarchitektur“ und „einem reinen Zweckbau“. Häußler und Hallmaier betonten jedoch gemeinsam, man habe sich bewusst für einen zurückhaltenden Bau entschieden, um respektvoll mit der denkmalgeschützten Kirche umzugehen.

Im zweigeschossigen Haus wird es einen 95 Quadratmeter großen Saal geben, zudem entstehen ein kleiner Jugendbereich und ein Archivraum. Vier Bäume, die im Rahmen der Bauvorbereitungen vergangene Woche gefällt werden mussten, sollen durch zehn Neupflanzungen ausgeglichen werden. Der Baubeginn ist für den Sommer geplant. „Wir wollen zum evangelischen Kirchentag 2015 fertig sein“, sagt Stefan Hallmaier.