Loverboys können Mädchen in die Prostitution zwingen. Foto: dpa/Andreas Arnold

Was als große Liebe begann, endet mitunter in der Zwangsprostitution. Damit Jugendliche im Kreis Esslingen davor geschützt sind, klärt die Beratungsstelle Rahab auf.

Viele denken bei Zwangsprostitution und Menschenhandel an Fälle aus dem Ausland. Doch auch hierzulande werden Mädchen und junge Frauen immer wieder Opfer von Gewalt. Der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen möchte Jugendliche für Warnsignale in Beziehungen sensibilisieren. Rahab, die Beratungsstelle des Kreisdiakonieverbands Esslingen für Menschen in der Prostitution, geht regelmäßig auch in Schulen. Jetzt waren die Mitarbeiterinnen in einer elften Klasse des Schulwerks Mitte in Nürtingen zu Gast.

 

Opfer suchen die Schuld bei sich selbst

Neele Petikis, Sozialarbeiterin bei Rahab, berichtete über ihre Arbeit und ging dabei auch auf das Thema Partnerschaftsgewalt ein. „Mir ist besonders wichtig, zu betonen, dass die Verantwortung für Gewalt in einer Beziehung nur die Gewaltausübenden tragen“, wird sie in einer Pressemitteilung zitiert. Oft passiere es, dass Opfer die Schuld bei sich suchten oder sich schämten. Das sei nicht richtig, warnte sie. Vor allem für junge Mädchen sei es wichtig, sich das bewusst zu machen.

Vorgegaukelte Liebe macht Mädchen gefügig

Die Sozialarbeiterin warnte auch vor der sogenannten Loverboy- Methode. Bei dieser Masche wird Mädchen und jungen Frauen die große Liebe vorgegaukelt, sie werden verführt und abhängig gemacht, um sie dann für die Prostitution gefügig zu machen. Loverboys sind praktisch überall aktiv, im Internet, in Clubs oder sogar in Schulen. Der Gemeinschaftskundelehrer Rüdiger Erbe betonte deshalb, wie wichtig Aufklärung ist. „Ich sehe mich als Pädagoge in der Pflicht, alle problematischen Themen der Gesellschaft aufzugreifen“, sagte er dem Pressebericht zufolge. Ähnlich äußerten sich demnach zwei seiner Schülerinnen: Es sollte in der Schule häufiger darüber diskutiert werden, damit sich im gesellschaftlichen Denken etwas ändere und Prostitution kritischer betrachtet werde.

Einblicke in die Realität von Gewalt und Prostitution

Der Besuch hat bei den Schülerinnen und Schülern offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Einblicke in die Realität von Gewalt, Zwang und Prostitution hätten zum Nachdenken angeregt. „Umso wichtiger ist es, diese Themen öfter im Unterricht zu behandeln, sodass junge Menschen auch für solche gesellschaftlichen Probleme sensibilisiert werden“, betonte die Sozialarbeiterin Neele Petikis.