Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker (vor der Türe) hat den Projufa-Treff besucht, den auch viele Migrantinnen wahrnehmen. Foto: Jens Noll

Jeden Dienstag tauschen sich junge Eltern und Fachberater beim Projufa-Treffen in Bernhausen aus. Das Angebot des Landkreises Esslingen kommt gut an.

Bernhausen - Ist die Helena schon da? Ja, die Helena ist da. Guten Morgen, guten Morgen, die Helena ist da.“ Mit Singen und rhythmischem Händeklatschen wird Helena begrüßt – und nach demselben Schema noch viele weitere Kleinkinder. Jeden Dienstagvormittag findet an der Aicher Straße in Bernhausen, in dem Stockwerk über der Stadtverwaltung, ein solches Begrüßungsritual statt. Es markiert den Beginn des „Projufa-Treffs“.

„Projufa“ steht als Abkürzung für „Proaktive Beratung und Hilfen für junge Familien und Alleinerziehende“. Hinter diesem Angebot, dessen Träger der Landkreis Esslingen ist, verbirgt sich eine ganze Palette an Hilfsleistungen für junge Eltern. „Wir verstehen uns als Experten in dieser Lebensphase“, sagt Eva Friedrichs, Koordinatorin von Projufa auf den Fildern.

Angebote sind kostenfrei

15 bis 25 Mütter – gelegentlich auch Väter – mit Kindern im Alter zwischen null und drei Jahren besuchen den wöchentlich stattfindenden Treff im Schnitt. Viele von ihnen kommen regelmäßig. Die Teilnahme erfolgt ohne Anmeldung und ist kostenfrei – bis auf einen Spendenbeitrag in Höhe von einem Euro pro Familie für das Frühstück.

„Jetzt können die Mamas frühstücken und die Kinder spielen“, sagt Petra Riedmüller nach dem letzten Begrüßungslied. Schnell löst sich der Sitzkreis auf. Riedmüller und Makbule Baskale sind die beiden Erzieherinnen, die den Treff begleiten. Sie kümmern sich um die Kinder, während ihre Mamas sich für eine Tasse Kaffee an den Tisch setzen. Brezeln, Brötchen, Wurst und Käse stehen ebenfalls bereit. Das Frühstück ist aber nur ein Aspekt des Treffens.

2007 hat das Projufa-Projekt im Landkreis Esslingen begonnen, eine niederschwellige und kostenfreie Beratung in gesundheitlichen, psychologischen und anderen Fragen, die junge Eltern haben. Projufa-Treffs gibt es in Esslingen, Nürtingen und Kirchheim. 2009 wurde das gemeinsame Frühstück in Bernhausen etabliert, bei dem sich Eltern untereinander austauschen oder gezielt in Einzelgesprächen bei der Fachberaterin Silke Wagner erkundigen können.

Wegen Brandschutzauflagen umgezogen

Zuerst war das „Fuzo“ an der Bernhausener Fußgängerzone der Treffpunkt. Weil das Angebot so gut ankam, sei der Raum schon bald zu klein gewesen, berichtet Wagner, die Leiterin des Treffs. Die Gruppe wich deshalb in die Begegnungsstätte im Bürgerzentrum aus. Im Juli 2012 musste sie aufgrund strengerer Brandschutzauflagen erneut umziehen: vom Bürgerzentrum ins Rathaus.

„Wir sind keine Krabbelgruppe, wo man nur spielt und singt“, lässt Eva Friedrichs wissen. Nicht die Kinder würden im Vordergrund stehen, sondern die Bedürfnisse der Eltern, ergänzt sie. „Die Beratung und Unterstützung ist gerade in Zeiten der Individualisierung wichtig“, so Friedrichs.

Durch einen Gutschein ist Daniela Fritz auf Projufa aufmerksam geworden. Damals war ihr Sohn Jannes ein halbes Jahr alt. Seit her sind die beiden regelmäßige Besucher des Treffs. Fritz schätzt die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Eltern und die Informationen, die bei gelegentlichen Vorträgen vermittelt werden, zum Beispiel über Kinderkrankheiten. „Man hat hier auch Kontakt mit Frauen aus unterschiedlichen Nationalitäten“, sagt sie. Im Frühjahr wird Jannes dem Treff entwachsen sein. Dann kommt er in den Kindergarten.

OB: „Endlich mal was los im Rathaus“

Dass man das eigene Kind mal für einen Moment aus den Augen lassen kann und in Ruhe mit anderen sprechen kann, findet Andrea Konnerth toll. Zudem könne man sich Zeit fürs Frühstücken lassen. „Man kann ganz langsam essen und muss nichts hinunterschlingen“, sagt Xianhua Cheng.

Am Dienstag hat Filderstadts Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker den Projufa-Treff besucht. „Endlich mal was los im Rathaus“, sagt sie, als sie die vielen Kinder und das im ganzen Raum verteilte Spielzeug sieht. Das Stadtoberhaupt dankt dem Projufa-Team für die Unterstützung. „Es ist eine tolle Sache, dass die Frauen dafür nicht bezahlen müssen“, meint sie.