Auch unter der Woche liegen in manchen Kirchen, wie hier in Gerlingen, die Gesangbücher bereit. Foto: factum/Bach

Das Dekanat im Strohgäu muss sich an einer neuen Beratung über Stellenkürzungen beteiligen. Wo allerdings gespart wird, ist erst noch zu diskutieren. Dennoch bekommt der evangelische Kirchenbezirk für 2017 mehr Geld.

Ditzingen - Die Situation ist auf den ersten Blick einigermaßen absurd: Jahr für Jahr verliert die evangelische Landeskirche Württemberg Mitglieder. 2015 waren das gut 30 000 Menschen – etwa 1,5 Prozent der Gläubigen. Im Kirchenbezirk Ditzingen war der Prozentwert sogar noch höher. Dennoch erhält der Bezirk für 2017 etwa drei Prozent mehr Kirchensteuern aus Stuttgart. Das hängt unter anderem mit dem Gesamtaufkommen zusammen – und das ist wegen der guten Beschäftigungslage hoch. Zum anderen hängt die gute Entwicklung mit dem festgeschriebenen Bedarf und einigen Sonderausschüttungen aus Rücklagen der Vorjahre zusammen.

Sonderzuteilung bis zu 35 000 Euro

Die Bezirkssynode, in der Vertreter aller 13 Kirchengemeinden des Dekanats Ditzingen sitzen, nahm die Entwicklung erfreut zur Kenntnis. Mit den Mehreinnahmen können die Kostensteigerungen aufgefangen werden. Dazu kommt eine Sonderausschüttung von knapp 230 000 Euro, sie wird nach der Gemeindegröße verteilt. So erhält die kleinste Gemeinde Kallenberg mit 382 Mitgliedern daraus 2730 Euro, die Petruskirchengemeinde in Gerlingen als größte Gemeinde im Bezirk (4992 Mitglieder) kann zusätzlich über 35 540 Euro verfügen. Der Bezirk hat knapp 32 300 Mitglieder. Im Jahr 2015 verlor der Bezirk 1,77 Prozent seiner Mitglieder, im Durchschnitt der Landeskirche waren es 1,45 Prozent. Die Hauptgründe sind Sterbefälle und Kirchenaustritte.

Ein weiteres großes Thema im Bezirk wird der neue „Pfarrplan“, wie der Oberkirchenrat seine Stellenverteilungskonzepte seit 2006 nennt. Der neu zu formulierende bezieht sich auf die Jahre 2018 bis 2024, der aktuelle läuft noch bis 2018, voraus gingen die Pfarrpläne 2011 und 2006. Jeder Plan wies gegenüber dem Vorgänger weniger Stellen aus – das hieß, die Dekanate und Gemeinden mussten mit weniger Pfarrern auskommen. Im Dekanat Ditzingen waren es jedes Mal etwa eine bis anderthalb Stellen weniger. Wobei die Entscheidung, wo gestrichen werden soll, den Gremien im Bezirk überlassen blieb – dabei wurde heftig darum gerungen, wo künftig eine viertel oder eine halbe Stelle gekappt werden soll.

Ausschuss eingesetzt

Wie anderswo setzte die Ditzinger Synode einen Ausschuss ein, der vom Frühjahr an tagt. Mitte März 2017 beschließt die Landessynode, wie viele Pfarrstellen jedem Bezirk von 2018 bis 2024 zustehen. Wie diese verteilt werden, wird vor Ort verhandelt. Es ist anzunehmen, dass dabei die kleinen Gemeinden in den Fokus rücken. Weniger oder um die 1000 Mitglieder haben in Gerlingen die Lukas- und Matthäusgemeinde, sowie die Gemeinde Kallenberg in Korntal-Münchingen und Schöckingen.

Bei der Diskussion machte Jochen Helsen aus Gerlingen bewusst, dass „wir als Pfarrer immer mehr Leute betreuen müssen, die nicht in der Kirche sind“. Ein anderer Synodaler meinte, es sei „ein billiger, ja ein feiger Weg“, nur den Verteilerschlüssel für die Pfarrstellen neu anzusetzen. Man solle überlegen, wie man „den Wasserkopf“ reduzieren, die Verwaltung „entrümpeln“ und damit mehr Seelsorge betreiben könne. Dafür gab es viel Beifall. Er sei sehr skeptisch angesichts der neuen Pfarrplan-Bemühungen, meinte der Pfarrer und Dekans-StellvertreterTraugott Plieninger aus Markgröningen. Er rate aber dennoch dazu, „nicht zu verzagen“.