Ende Juli haben sich die Nachwuchs-Wengerter in Sachen Kellerwirtschaft schlau gemacht. Foto: Werner Kuhnle

In den Benninger Steillagen werden immer mehr Stückle aufgegeben. Um gegenzusteuern, haben gestandene Wengerter ein Projekt gestartet, bei dem Interessierte an das Thema herangeführt werden. Und die sind dabeigeblieben und wollen weitermachen

Benningen - Das Projekt „Wengerter auf Probe für ein Jahr“ läuft. Und zwar so gut, wie es sich die Macher um die beiden Benninger Martin Heim und Werner Widmaier vorher nie hätten träumen lassen. Schon alleine die Zahl der Anmeldungen – rund 20 Leute wollten mitmachen – hatte die Organisatoren Anfang des Jahres aus den Socken gehauen. Jetzt sind mehr als sieben Monate im Wengert rum und es ist klar: Alle sind dabei geblieben, sind weiterhin hoch motiviert und wollen im kommenden Jahr sogar weitermachen. Zusätzliche Anfragen gibt es auch schon, verrät Martin Heim. Die Idee, die hinter „Wengerter auf Probe“ steckt, ist recht einfach. Die Benninger Steillagen – so schön und wertvoll sie sind: Ihre Zukunft steht auf wackeligen Beinen. Denn es werden immer weniger Wengerter, die sich um die Kulturlandschaft am idyllischen Neckarufer kümmern wollen und können. „Früher waren es mehrere hundert Leute, die dort ihre Stückle bewirtschaftet haben, heute sind es vielleicht noch um die 20“, schätzt Werner Widmaier. Deshalb haben die beiden – unterstützt von der Gemeinde – das Projekt „Wengerter auf Probe für ein Jahr“ auf die Beine gestellt (wir berichten).

Die 20 freiwilligen Nachwuchs-Wengerter haben jeweils einen kleinen Weinberg für ein Jahr zur Verfügung gestellt bekommen, denn viele Stückle in den Benninger Weinbergen sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgegeben worden, längst nicht alle wurden von anderen übernommen. „Learning by doing“ heißt die Devise für die Wengerter auf Probe, einmal monatlich wollte man sich gemeinsam treffen und verschiedene Dinge besprechen.

Los ging es im Januar mit den Themen Anbauformen, Rebschnitt und Heften bei einem ersten Treffen in den Benninger Steillagen, im Februar war das Thema Trockenmauerbau dran, Anfang März ging es um Rebveredlung, Neuanlage, Düngung und Bodenbearbeitung.

Dann kam die Corona-Pandemie und die großen Treffen mussten ausfallen. In Kleingruppen ging es aber schließlich dennoch weiter, die Reben verlangten ja Aufmerksamkeit. „Wir waren zu zweit oder zu dritt im Wengert unterwegs und haben die ganzen Laubarbeiten gemacht und den Rebschutz erläutert“, berichtet Martin Heim. Seit Juni trifft man sich wieder in größeren Gruppen – mit größerem Abstand.

Ende Juli war dann schließlich das Thema Kellerwirtschaft an der Reihe – von der Traube bis zur Flasche. Während die einen Wengerter auf Probe ihre Trauben bei den Marbacher Weingärtnern abliefern werden, wollen es andere selbst versuchen mit dem Wein – entweder auf eigene Faust oder mit Hilfe befreundeter Weinmacher. „Einer will auch einen Traubenbrand herstellen“, so Martin Heim. Er findet alle Ideen gut und will die Wengerter auf Probe daher einfach machen lassen. Denn das, was sie mit ihrer Arbeit im Weinberg bewirken, erhalte die Kulturlandschaft. Und das ist ja der Sinn der Sache. „Die Weinberge werden erhalten, es wurden schon Trockenmauern wieder aufgebaut.“

Heim ist sich sicher, dass es zur Lese im Herbst ein Fest geben wird. „Die Reben sind gesund, es läuft alles super, die werden alle ordentliche Erträge haben – und das dann zu recht feiern.“ Er freut sich, denn das sei „ein bisschen wie früher, vor 30 Jahren, als noch viele ihren Wein selbst gemacht haben. Back to the roots.“