Der Gastrosoph Bernd Heidelbauer und die Heimathafen-Betreiberin Maya Esch stecken die Köpfe zusammen. Foto: Oliver von Schaewen

Die Heimathafen-Inhaberin Maya Esch und der Gastrosoph Bernd Heidelbauer streben in Benningen eine Belebung der Ortsmitte im Sinne der Nachhaltigkeit an.

Benningen - Einen Stützpunkt haben Maya und Ralf Esch schon mitten in Benningen. Heimathafen heißt ihr Unverpacktladen, und dieser Name ist durchaus als Programm zu verstehen. Dem Paar geht es darum, andere Menschen mitzunehmen, die an einem nachhaltigen Lebensstil am eigenen Ort interessiert sind – egal, ob sie aus Benningen, Marbach oder der sonstigen näheren Umgebung kommen. Bei ihrem Vorhaben, viele Mitbürger zu erreichen, haben sie im direkten Nachbarn im Haus gegenüber, der Wirtslegende Bernd Heidelbauer, einen Mitstreiter gefunden. Beiden Seiten schwebt eine Synergie von Heimathafen-Laden und Heidelbauers Haus vor, um die Benninger Ortsmitte im Sinne der Nachhaltigkeit zu beleben.

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In Erscheinung getreten sind die Eschs, als sie im vorigen Jahr mit Hilfe des Benninger Bauhofs und des örtlichen Nabus einen essbaren Spielplatz konzipierten. Das ziemlich triste Gelände am Wasserhäusle in der Nähe des Radweges zwischen Marbach und Benningen wirkt seit einigen Wochen verändert. Denn mit den Eschs haben etwa 15 Bürger die Grasnarbe umgedreht, damit dort später unter anderem Tomaten, Paprika, Kräuter und Erdbeeren wachsen können. „Wir wollen in Zukunft die Vielfalt und Fülle der Natur hautnah im Jahreskreislauf erlebbar machen“, sagt Maya Esch, die den kommunalen Spielplatz als Aktionsraum für Familien ohne Garten oder für Kindergärten und Schulen nutzen will.

Kleine Taten fördern den Gemeinschaftssinn im Ort

Mit solchen zeitlich befristeten Projekten wollen die Eschs Leute um sich scharen, die ebenfalls ganz konkret etwas in einen nachhaltigen Lebensstil investieren und sich dabei durch Begegnungen bestärken wollen. „Wir möchten die Menschen zusammenbringen“, sagt die 40-jährige Mutter zweier Kinder im Alter von acht uns sechs Jahren. So können Interessierte in Einzelprojekten für den essbaren Spielplatz an einer Beeren-Naschecke oder an zwei Kompostbeeten, an einem Insektenhotel oder Fledermauskästen mitwirken. Überhaupt ist es Maya Esch wichtig, den Gemeinschaftsgedanken im Ort mit kleinen Taten voranzubringen – jede Begegnung, jede Projektteilnahme, jeder Kauf im Heimathafen und jede kleine finanzielle Unterstützung könnten Bausteine sein, den Ort nachhaltiger zu gestalten. Dazu könnte auch gehören, eines Tages das Haus von Bernd Heidelbauer im Einklang mit ihm zu einen Anlaufpunkt mitgestalten zu können.

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Wohlwollend blickt Bernd Heidelbauer auf solche ökologischen Aktivitäten, doch der 74-Jährige, der in Stuttgart in den 1970er-Jahren das erste Frühstückscafé eröffnete und mit seiner kommunikativen Art Menschen verschiedener Couleur Genuss und Lebensfreude ermöglichte, will den Kreis über ökologische Vorsätze hinaus einer breiteren Schicht öffnen. Dabei hält er eigenständig Ausschau nach Investoren. Mit seinem Haus verfolgt der Gastrosoph und Menschenfischer durchaus eigene Pläne, ihm komme es vor allem auf Begegnungen an, und dies verbinde ihn mit den Vorstellungen der Eschs.

Gemeinsames Ziel: Bürger zum Engagement für das Gemeinwohl führen

Als Ideen schweben Heidelbauer ein Seniorenstüble, Auktionen mit Edel-Trödel oder Weinproben und Kleinkunst wie auch ein Haus der Künste vor. „Vereine und Menschen sollen sich vorstellen dürfen und sich einbringen können.“ Im Ganzen eines solchen Hauses könnte das Heimathafen-Projekt mit seinem Publikum sicherlich andocken. „Wir sind beide Einzelkämpfer, aber uns verbindet als gemeinsames Ziel, dass wir Bürger ermutigen wollen, sich vor Ort nachhaltig für das Gemeinwohl einzusetzen“, sagt der erfahrene Wirt, der auch die Schiffslinie Neckar-Käpt’n gastronomisch berät. Gleichwohl will sich Bernd Heidelbauer zuerst mit Architekten über die Möglichkeiten seiner Immobilie verständigen, bevor er weitere Entscheidungen trifft.

Der Genossenschaftsgedanke steht Pate

Konkrete soziale Hilfe erfahrbar zu machen oder anderen anzubieten ist wiederum Maya Esch in ihrem Wirken wichtig. Und das könnte in einem gemeinsam konzipierten Zentrum in der Ortsmitte sichtbar werden. Esch möchte das Vertrauen in das Gute stärken und Nachhaltigkeit auf möglichst viele Lebensbereiche ausdehnen. Dabei hat sie Kleidung, Möbel, ein Mitbring-Café, in dem defekte Gegenstände repariert werden können, einen Gebrauchtwarenladen, Umweltbildung, Kultur und bezahlbaren Wohnraum im Sinn. Der Genossenschaftsgedanke lasse sich mit Menschen verwirklichen, die sich gemeinsam verantwortlich fühlten.

Das Haus der Nachhaltigkeit in Ulm dient als Vorbild

Als Vorbild dient Maya Esch das Haus der Nachhaltigkeit in Ulm, das sich bemüht, die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in der Region umzusetzen und den gesellschaftlichen Wandel aktiv und demokratisch mitzugestalten – unabhängig von Einkommen, Alter, Stellung oder Weltanschauung. Dies finden Maya Esch und Bernd Heidelbauer gerade auch im Hinblick auf die Landesgartenschau 2033 in Marbach und Benningen wichtig, und so hoffen sie, Mitstreiter aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen für ihre Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit zu finden.

Wie können Bürger das Heimathafen-Projekt unterstützen?

Beteiligung
Das Heimathafen-Projekt in Benningen lebt von der Beteiligung. Wer die Ziele unterstützen möchte, kann durch Einkäufe im Unverpacktladen, durch das Nutzen des Lieferservices und durch einen Besuch des Cafés konkret zum Gelingen beitragen. Es geht vor allem darum, ein nachhaltiges Leben ohne Plastik, Müll und Schadstoffe zu fördern. Auch wer finanziell einen Beitrag leisten möchte, unterstützt das Gesamtprojekt. Nähere Infos für eine bis 28. Februar befristete Aktion sind auf der Plattform „StartNext“ zu finden.

Patenschaften
Eine andere Art, das Heimathafen-Projekt zu unterstützen, besteht in der Mietpatenschaft. Damit leisten Paten einen finanziellen Beitrag, mit dem Anteile der Ladenmiete gesichert werden. Je weniger Fixkosten anfallen, desto mehr Überschüsse könne der Heimathafen-Laden für Umweltprojekte verwenden, erklärt Maya Esch. Langfristig könnten Patenschaften auch Arbeitsplätze für wirtschaftlich schwache Menschen sichern.