Nora Imlau hat über ihr neues Buch "In guten Händen" gesprochen
Was passiert, wenn ein fundiertes Fachwissen mit viel Charme, Elan und Witz in alltagstaugliche Praxistipps umgewandelt wird, zeigte der Vortragsabend mit Nora Imlau im katholischen Gemeindezentrum St. Maria in Benningen am Mittwoch, 9. November. Dann nämlich verlassen rund 100 sehr zufriedene Besucherinnen und Besucher die Veranstaltung in der Gewissheit, einen gewinnbringenden Abend erlebt zu haben.
Auf Einladung des Vereins zur Förderung von Qualität und Bildung hat die Journalistin und Fachautorin erzieherischer Ratgeber über ihr Buch „In guten Händen“ gesprochen. Darin legt sie dar, wie Eltern für ihre Kinder starke Bindungsnetze knüpfen können.
Imlau räumte in ihrem Vortrag mit gängigen Klischees auf, etwa dem, dass sich früher die ganze 20-köpfige Großfamilie gemeinsam um den Nachwuchs kümmerte. „Die durchschnittliche Haushaltsgröße lag auch damals schon bei drei Personen“, so Imlau. Mithin nicht annähernd ausreichend, wenn man bedenkt, dass „schon ganz kleine Kinder fünf Bezugspersonen akzeptieren und differenzieren können“.
Dass laut neueren Forschungsergebnissen auch Väter wichtige Bezugspersonen sind, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben, zeigte sich an dem Abend aber auch ganz augenscheinlich: Der Saal war in deutlicher Mehrheit von Müttern besucht, während die Väter zuhause hoffentlich den Nachwuchs hüteten. Und das wird wahrscheinlich in jedem Haushalt nach jeweils eigenen Regeln geschehen sein. Auch das, so könnte man Imlaus Vortrag verstehen, ist von der Forschung gedeckt. „Es gibt nicht den einen richtigen Weg“, sagt sie, „aber viele gute Ansätze, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie erzeugen Bindungssicherheit.“
Wie wichtig es für Menschen ist, eine sichere, verlässliche Bindungsperson zu haben, belegte Imlau mit den Ergebnissen einer Studie aus der New Yorker Bronx. Die Forschenden wollten herausfinden, was den Unterschied ausmacht, warum manche Jugendliche den Absprung schafften aus dem Umfeld aus Drogen, Gewalt und Kriminalität. Sie fanden heraus: Wer sich ein eigenes Leben außerhalb aufbaute, der hatte mindestens eine sichere Bindungsperson. „Da gab es eine Lehrkraft, einen Trainer, einen Pfarrer, auf jeden Fall einen Menschen, der den Jugendlichen die Erfahrung ermöglichte: es gibt auch Verlässlichkeit und emotionale Sicherheit im Leben.“
Allein die von ihr gewählte Aufzählung legte offen, dass es eben nicht nur die Eltern sind, die als sichere Bindungspersonen herhalten müssen. Im Gegenteil kann es Eltern entlasten, wenn sie Menschen im Umfeld haben, die ihren Kindern ebenfalls eine emotionale Sicherheit bieten. Dieses Netz aufzubauen, mag einen Aufwand bedeuten, der sich aber lohnt. „Ganz viele Aspekte eines glücklichen Lebens haben mit Bindungserfahrungen zu tun“, erklärt Imlau, die aber auch weiß, „Bindungen determinieren nicht unser Schicksal, aber sie sind eben alles andere als egal!“
In der sich anschließenden Fragerunde haben viele Eltern die Chance genutzt, Tipps aus allererster Hand zu bekommen. Saskia Franz, die Leiterin des Kindergartens St. Franziskus im Kirchtal, hat ihrerseits die Gelegenheit ergriffen, die Fragerunde in eine live aufgenommene Podcastfolge „Gezwitscher aus dem Kindergarten“ umzuwandeln. Die neuen Folgen erscheinen jeweils montags überall dort, wo es kostenlose Podcasts gibt, etwa bei Apple Podcasts oder bei Spotify. Wer also wissen möchte, wie er die unbändige Energie von zwei Heranwachsenden bündeln kann, die sich nach der Schule daheim erstmal aneinander austoben müssen, oder warum es manchmal für den eigenen Energiehaushalt besser ist, Unerwünschtes dennoch zuzulassen, der klinkt sich am besten direkt dort ein.
Informationen zum Förderverein auch unter www.qualitaet-im-kirchtal.de.
Dominik Thewes
Bei uns daheim
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