Für die neue Ausstellung „Heimspiel“ im Museum im Adler gibt es noch viel zu tun.
Benningen - Bis die neue Sonderausstellung „Heimspiel“ am Kirbesonntag, dem 4. November, im Museum im Adler eröffnet wird, gibt es noch viel zu tun. Christoph Schäfer und Alexander Fink vom Bauhof bringen die „Täfer“ genannten Bretter an den Wänden an, auf denen die Plakate, Tafeln und andere Exponate angebracht werden.
Von der Idee bis zur sinnigerweise „Anpfiff“ genannten Vernissage vergeht ein Jahr. „Viele Benninger haben zu mir gesagt: Machen Sie doch mal was über den Fußball“, berichtet Museumsleiterin Christina Vollmer. Weil das Heimatmuseum im Adler, das nächstes Jahr 30 Jahre alt wird, vorher das Vereinslokal der erfolgreichen 1960er-Meistermannschaft war, ließ sich die Museumsleiterin vom Fußballvirus anstecken.
„Die Idee ist größer und größer geworden.“ Vollmer hat sich mit den Meistern vom TSV 1899 Benningen unterhalten, die 1960 in die höchste Amateurliga aufgestiegen sind. Rudi Entenmann, der für den VfB Stuttgart bis 1969 in der Oberliga Süd und in der Bundesliga gespielt hat, steuerte viele Erinnerungen bei, zum Beispiel die schwarz-weiß gestreiften Trikots, die alles andere als atmungsaktiv waren.
Ein Höhepunkt und gleichzeitig der Abschluss des Begleitprogramms wird sicher das Fußballspiel der Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart gegen eine Bottwartal-Auswahl und das anschließende Podiumsgespräch „Das Phänomen Derby“ unter anderem mit Rudi Entenmann am 13. Juli 2019 sein. Das Zusammenstellen und Durchführen der 16 Programmpunkte ist ebenfalls viel Arbeit, die die 50-Prozent-Stelle der Museumsleiterin manchmal an ihre Grenzen bringt.
Jetzt in der Endphase vor dem „Anpfiff“ hat Christina Vollmer das Gefühl „im Adler zu wohnen“. Hier ist eine Vitrine zu bestücken, am Sonntag bringt jemand noch ein Trikot vorbei, die Entwürfe der Tafeln liegen noch beim Grafiker, und und und. Nette Ideen erfordern viel Tüftelei. „Direkt neben dem Fußballplatz standen drei Pappeln, die nicht gefällt werden durften. Ein Stamm ragte sogar aufs Feld, so dass die Seitenaus-Linie darum gezogen werden musste“, erzählt Vollmer eine Anekdote, die im Museum mit drei Pappelstämmen und einer weißen Linie nachgestellt wird.
Um sich dem Phänomen Fußball zu nähern, ist die Ausstellungsmacherin sogar ins Stadion zum Süd-Derby Stuttgart gegen München gegangen. Als empirische Kulturwissenschaftlerin hat Christina Vollmer nicht nur das Geschehen auf dem Platz, sondern auch die Stadionatmosphäre und das Verhalten der Fans aufgesogen. „Die Spannung infiziert, die Stimmung zieht einen mit.“ Wie viel mehr muss es da in Benningen abgegangen sein, als zu den Spielen 2000 bis 3000 Fans kamen und die Straßen gesperrt werden mussten, weil ohnehin kein Durchkommen mehr war? Im Flur des Museum wird die Umkleide des TSV als Stadiongang nachgebaut.
Für die Exponate hat Vollmer „an allen Ecken und Enden gewühlt und gegraben und die Benninger in die Keller und auf die Dachböden geschickt“. Von den Themen her war es schwierig, einiges wegzulassen, von den Ausstellungsstücken her hätte die Museumsleiterin gerne mehr gehabt. Ein Glücksfall war es dann, dass die Nichte des ehemaligen VfB-Profis Otto Baitinger in Marbach wohnt und eines Tages mit einem Koffer voller Erinnerungstücke im Museum im Adler stand.
Wertvolle Erinnerungen bietet auch das Fotoalbum von Rudi Entenmann, das samt der Trainingsjacke von 1960 sicher in der Vitrine verstaut bleiben muss. Fotos von den Reisen nach Indien und Ägypten, das Bild auf dem Ausstellungsplakat – im Original mit dem brasilianischen Weltmeister Pelé, und auch der Schock, als Rudi Entenmann als erster Fußballspieler von einer aus dem Publikum abgefeuerten Rakete am Auge getroffen wurde: All das ist in dem Fotobuch festgehalten.
Gespräche mit Zeitzeugen, Erinnerungsfilme und vieles mehr machen die Ausstellung sehenswert. Aber auch an den Spaß hat die Museumsleiterin gedacht: An der Theke im „Vereinsheim“ gibt es wie früher Wulle-Bier, einen Tischkicker und Tipp-Kick. Es gibt noch viel zu tun: Die Pokale müssen in die Vitrine, Wimpel aufgehängt und die Exponate der Dauerausstellung ausgelagert werden. „Hoffentlich wird alles fertig!“