Nur noch bis Ende Juni im Trikot des VfB Stuttgart, danach beim FC Bayern: Abwehrspieler Benjamin Pavard Foto: dpa

Benjamin Pavard wechselt im Sommer vom VfB Stuttgart zum FC Bayern. Das kann man bedauern, doch zeigt der Deal auch auf, wie der Club auch künftig in Personalfragen agieren muss. Ein Kommentar unseres Autors Dirk Preiß.

Stuttgart - 35 Millionen Euro, einzuzahlen auf das Konto des VfB Stuttgart, Mercedesstraße 109, in 70372 Stuttgart. Das hört sich so schlecht nicht an – und auch die Fans des Fußball-Bundesligisten aus Bad Cannstatt dürften zumindest zufrieden lächeln ob dieser zu erwartenden Zahlung. Zu ausgelassener Freude sieht wohl dennoch kaum ein Anhänger der Weiß-Roten einen Grund. Denn: Benjamin Pavard, der französische Weltmeister des VfB Stuttgart, wechselt ausgerechnet zum FC Bayern.

Eine Überraschung war die Bekanntgabe am Mittwoch nicht mehr. Der Deal geht im Sommer über die Bühne, was bedeutet, dass der VfB noch einige Monate lang den derzeit verletzten Abwehrspieler einsetzen darf. Muss man den Wechsel dennoch bedauern?

Die Guten sind nicht zu halten

Ja, auf der einen Seite. Belegt er schließlich ein weiteres Mal, an welcher Stelle in der Nahrungskette der Fußballbranche sich der VfB derzeit befindet. Die richtig Guten sind für den Club nicht zu halten. Ob sich das in absehbarer Zeit ändert – es ist ein ausgegebenes Ziel der Clubführung – werden die nächsten zwei, drei Jahre zeigen. Schon die kommende Rückrunde wird die Richtung vorgeben, ob der aktuelle sportliche Dämpfer den Zeitplan der Vereinsentwicklung nachhaltig ins Wanken bringt.

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Dies zu verhindern ist auch die Pflicht von Benjamin Pavard. Der 22-Jährige half mit beim Wiederaufstieg, spielte eine starke erste Bundesligasaison – doch auch der Weltmeister agierte im Anschluss an den Triumph in Russland in der Hinrunde der laufenden Spielzeit meist unter Form. Die Gedanken an seine Münchner Zukunft sollte er sich nun aufsparen bis Mitte Mai.

Wer geht noch einen solchen Weg?

Der positive Aspekt am Wechsel des Lockenkopfes aus Maubeuge sind eben diese 35 Millionen Euro, die der Rekordmeister im Sommer überweisen muss. Stehen Sie doch für ein Modell, das ebenfalls das des VfB sein muss. Talente aufstöbern, bestenfalls im Juniorenalter, günstig verpflichten, weiterentwickeln – und die Verträge so gestalten (und verlängern), dass die Spieler möglichst teuer weiterverkauft werden können, wenn sie irgendwann eben nicht mehr zu halten sind. In Nicolas Gonzalez, Pablo Maffeo und Borna Sosa hat der VfB auch aktuell Kandidaten für einen solchen Weg im Kader. Den Nachweis, dass es die Wertigkeit eines Benjamin Pavard erreichen kann, ist das Trio bislang aber schuldig geblieben.