Kabarettist Christoph Sonntag (links) mit dem Unternehmer Uli Endress, der die Idee hatte zu der Benefizshow für die gefährdete Kleinkunstbühne Rosenau im Stuttgarter Westen. Foto: Peter Petsch

„Der Zauber der Rosenau ist unersetzlich“, findet Magie-Weltmeister Topas, „er darf nicht aus Stuttgart verschwinden!“ Mit Kabarettist Christoph Sonntag ist er bei einer Benefizshow für die gefährdete Bühne ohne Gage aufgetreten. 11.000 Euro kamen zusammen.

Stuttgart - Was braucht der Mensch? „Von Maultaschen allein wird er nicht satt“, steht auf der Internetseite der Rosenau, die in einer 1894 erbauten Brauereigaststätte an der Rotebühlstraße – einer alten Tradition folgend – Kleinkunst und Kulinarik miteinander verknüpft. Längst galt die Rosenau als Institution in dieser Stadt, die den Erfolg vieler großer Künstler wie Eckhart Hirschhausen oder Michael Mittermeier geebnet hat, die Nachwuchskünstlern eine Chance gibt, sprich eine Bühne. Doch die Zukunft dieses Kleinkunstdomizils ist ungewiss.

Nur noch ein ausgedünnter Betrieb mit 80 Veranstaltungen im Jahr ist möglich, weil das Geld für mehr nicht mehr reicht. Die Stadt Stuttgart fördert die Rosenau mit jährlich 35.000 Euro, was die Unkosten selbst bei einer momentanen Auslastung von 85 Prozent bei weitem nicht deckt. Michael Drauz, der Vorsitzende des Vereins Rosenau Kultur, rechnet vor: „Um kostendeckend arbeiten zu können, müssten wir den Preis der Eintrittskarte um acht Euro erhöhen – die Nebenkosten für Bühnentechnik, Gema, Werbung, Personalkosten etc. sind so hoch.“

Groß ist seine Freunde, dass es nun einen ordentlichen Geldregen in die klamme Kasse gibt. Damit scheint die Finanzierung bis Ende dieses Jahres gesichert. Auf Initiative der CDU-Stadträte Uli Endress und Jürgen Sauer hat die sogenannte Babbelrunde, ein sozial äußerst aktiver Männerclub von Stuttgarter Unternehmern, ihr monatliches Treffen in die Rosenau verlegt. Der Kabarettist Christoph Sonntag und der Zauberkünstler bestritten das Bühnenprogramm – so gut, dass die 80 Gäste der Benefizshow tief in die Tasche griffen. Der Unternehmer Endress sponserte obendrein die Getränke des Abends. Stephan Hewel, der Gründer der Babbelrunde, ließ wie immer ein Sammelbehälter herumgehen. In den drei Jahren ihres Bestehens hat der Freundeskreis (dabei: Südwestbank-Chef Wolfgang Kuhn, Wasenwirt Michael Wilhelmer, Messechef Ulrich Krohmer, Inneneinrichter Henry Schweizer) 500.000 Euro für soziale Projekt gespendet. Bei der ersten Aktion für eine kulturelle Einrichtungen kamen nun 8000 Euro zusammen, was Hewel dann auf 11.000 Euro erhöhte. Der Vorsitzende der Babbelrunde rief unter lautem Beifall: „Die Rosenau darf nicht sterben!“

Topas: kulturelles Angebot „Visitenkarte einer Stadt“

Ganz unkompliziert wird bei den „Babblern“ gesammelt. Jeder wirft einfach Bares in den Behälter. Spendenbescheinigungen gibt es keine. Auf diesen bürokratischen Aufwand wird verzichtet, damit möglichst viel zusammenkommt. Der Erfolg der Benefiz-Show ist für CDU-Stadtrat Roland Sauer Ansporn, im nächsten Jahr mehr Geld im Gemeinderat für die Rosenau zu fordern. Michael Drauz, der seit zehn Jahren das Programm der Kleinkunstbühne organisiert, kann nicht verstehen, warum die Rosenau im Vergleich zu anderen Kultureinrichtungen der Stadt viel weniger bekommt. Bei der Benefizshow nannte er die Zahlen: „Das Laboratorium etwa bekommt 85.000 Euro im Jahr, das Merlin 192.000 Euro, das Renitenztheater 371 000 Euro – wir aber nur 35.000 Euro.“

Zauberkünstler Topas bezeichnet das kulturelle Angebot als „Visitenkarte einer Stadt“. Stuttgart dürfe nicht um die „Landesmeisterschaft im Verhindern von Kleinkunst“ buhlen, meint der 40-Jährige, der in der Rosenau mit seinen Comedynummern für großes Gelächter sorgte. Eine Solidaritätsbekundung kam von TV-Moderator und Komiker Eckart von Hirschhausen, der schon oft im Stuttgarter Westen aufgetreten ist: „Die Rosenau ist wichtig und toll, weil sie große Kleinkunst fördert und hervorbringt, bevor sie groß ist und weil jede Stadt der Republik sich nach solch einer Bühne die Finger lecken würde.“ Ohne das Vertrauen und die Möglichkeiten der Rosenau sei er heute nicht da, wo er ist, meint Hirschhausen. Lob gibt es auch vom Komiker Uli Keuler: „Man trifft auf ein bemerkenswertes breit gestreutes Publikum, weil das Ganze zu moderaten Preisen angeboten wird.“