Quasimodo-Darsteller David Jakobs wechselt vom „Glöckner“ zu „Les Misérables“. Foto: dpa

Als Glöckner ist David Jakobs so überragend, dass er rasch zum Star des Stuttgarter Musicals geworden ist. Im Mai wechselt der 34-Jährige zu „Les Misérables“ nach Tecklenburg.

Stuttgart - Es ist die wohl schwerste Rolle des deutschen Musicals. Der Darsteller muss sich gekrümmt bewegen wie ein verletztes Tier, das Gesicht verziehen, als sei es schief gewachsen, mit aufgeschnalltem Buckel an Glockenseilen hangeln und dabei auch noch großartig singen. Mit Höchstleistungen begeistert David Jakobs als Quasimodo seit vier Wochen in der Disney-Show „Der Glöckner von Notre Dame“ im Apollo-Theater. Obwohl er keinen Kostümwechsel hat, zieht er sich während der Vorstellung verschwitzt um. Seinem Körper verlangt der neue Held des SI-Centrums, der während seines Engagements in Musberg wohnt, im Weltmeisterdorf (dank Ringer Frank Stäbler), viel ab.

Schon als Kind spielte er in „Les Misérables“

Bevor Jakobs nach Stuttgart kam, hat er in dieser Rolle die Kritiker und das Publikum in München und in Berlin fulminant begeistert. Dass der 34-Jährige mal wieder aufrecht auf der Bühne spielen will, überrascht nicht. Nicht wenige Musicalfans, die Hymnen über ihn gelesen haben, werden trotzdem enttäuscht sein. Ende April spielt der Blondschopf zum vorerst letzten Mal den Quasimodo. Bei den Freilichtspielen in Tecklenburg wird der gebürtige Mönchengladbacher zum Enjolras in „Les Misérables“ (an der Seite des in Möhringen lebenden Musicalstars Kevin Tarte) – in jener Show, in der er vor 20 Jahren als Kind mitgewirkt hat.

„Ich komm’ wieder“, verspricht David Jakobs bei der Benefizparty La Fête Privée in der Liederhalle-Bar Note seinen neuen Stuttgarter Freunden. Im November feiert er sein Glöckner-Comeback auf den Fildern und wird den Quasimodo bis Februar spielen, bis zum Abschied der Show aus dem Apollo-Theater. Bis dahin werden ihn Cover-Darsteller vertreten.

Nach der Vorstellung ist Jakobs mit den Hauptdarsteller-Kollegen Felix Martin (Dompropst Frollo) und Maximilian Mann
(Hauptmann Phoebus) zum Feiern mit hiesigen Kulturschaffenden in die Stadtmitte zur Liederhalle gefahren. Die drei sind im Glück. „Jeden Abend haben wir Standing Ovations von einem sehr gemischten Publikum“, berichtet Martin, „und der Kartenverkauf läuft sehr gut.“

Die Spenden gehen an das Kinderhospiz

Wem es so blendend geht, muss an andere denken. Die Spenden des Abends (dabei: Renitenz-Intendant Sebastian Weingarten, Musiker Sir Waldo Weathers, MdB Stefan Kaufmann, Äffle-Autor Heiko Volz, DJ-Legende Uwe Sontheimer, Varieté-Chef Timo Steinhauer, Wirtin Laura Halding-Hoppenheit, Rennfahrer Laurents Hörr, Ex-Radprofi Thomas Wagner, Gastrosoph Bernd Heidelbauer, Bergesteigerin Heidi Sand, Cast-Academy-Chef Robin K. Bieber, Saxofonistin Moni Ramoni, MdL Brigitte Lösch, Künstler Rainer Simon) gehen an das Kinderhospiz Stuttgart. Gastgeberin Christina Lucia Semrau ist Botschafterin des neuen Hauses. Die Eventmanagerin feut sich, „ein Projekt gefunden zu haben, bei dem ich mit Herzblut dahinter stehe“. Ihr Vater starb, als sie 14 Jahre alt war, an Magenkrebs. „Ich hätte ihm eine Einrichtung wie das Hospiz gewünscht“, sagt die Mutter zweier Kinder, die sich mit ihrer guten Laune viele Freunde macht und über ein großes Netzwerk aus Kreativen verfügt.

David Jakobs fühlt sich wohl in dieser Runde. Um Ruhe zwischen seinen harten Auftritten als Glöckner zu finden, geht er viel spazieren in Stuttgart und besucht Cafés, etwa am Bopser, wo Kollege Felix Martin wohnt. So sehr lebt Jakobs in seiner Rolle, dass er sich beim Kochen ertappt, wie er mit entgleisten Gesichtszügen am Herd steht. Für einen Schauspieler sei es sehr reizvoll, sich in einen Hässlichen zu verwandeln, sagt er. Doch ist der Glöckner wirklich hässlich? Sein Herz und seine Menschlichkeit strahlen viel heller.