Der Auftritt des Daimler Sinfonieorchesters hat im November 2017 in der Göppinger Stadthalle die Besucher so begeistert, dass sie stehend applaudierten. Foto: Ali Malak/Veranstalter

Es kommen auch nicht eingefleischte Klassikfans: Die Benefizkonzertreihe von Okan Yavuz aus Göppingen kommt beim Publikum gut an – und hilft helfen.

Göppingen - Irgendwann wollte er es einfach nicht mehr hören. Die Nachrichten im Radio, die Okan Yavuz einst während seiner Autofahrten aus seiner Heimatstadt Göppingen zu seinem Studienort Augsburg hörte, klangen selten gut. Krieg, Terror, Naturkatastrophen – in welcher Welt sollten seine Kinder einmal aufwachsen, fragte sich der heute 41-jährige, dreifache Vater. Er wollte etwas tun, um die Erde ein kleines bisschen besser zu machen. „Ich dachte: fang doch vor der eigenen Haustüre an.“ Er organisierte ein Benefizkonzert mit dem Pianisten Alexander Maria Wagner. Es kamen rund 350 Gäste. Das war im Jahr 2013. Inzwischen ist daraus eine Konzertreihe unter dem Motto „Respekt und Frieden“ entstanden, die eine feste Größe im Göppinger Jahreskalender ist.

Es kommen auch nicht eingefleischte Klassikfans

Besonders freut den Organisator Yavuz, dass auch viele Menschen das Konzert besuchen, die eigentlich keine eingefleischten Klassikfans sind. „Ich möchte, dass alle gesellschaftlichen Gruppen kommen“, sagt er. Beim Konzert, in den Pausen, davor oder danach, könnten sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenem sozialem Status kennenlernen, die sich in ihrem Alltag kaum länger miteinander unterhalten würden. Dadurch könne Toleranz und Verständnis, so etwas wie ein „Wir-Gefühl“ geschaffen werden. Und damit werde wiederum einer pessimistischen Grundstimmung, die Yavuz ausgemacht hat, entgegengewirkt.

„Man hört so viele Negativ-Storys.“ Viele Menschen, die nicht zum Kern der regelmäßigen Klassikkonzertbesucher gehören, lädt Yavuz persönlich ein. Wichtig sei es ihm, das Benefizkonzert unabhängig und nicht als Vertreter einer Partei oder Organisation zu veranstalten.

Zum letzten Konzert kamen 700 Besucher

Den Gedanken, ein klassisches Konzert zu organisieren, habe er jahrelang mit sich herumgeschleppt, erinnert sich Yavuz an die Anfänge. „Was ist, wenn keiner kommt“, habe er sich gefragt. Doch irgendwann habe er sich schließlich doch getraut und verschiedene Leute angesprochen, berichtet er. Die Konzertorganisation stemmt Yavuz neben seinem Beruf als kaufmännischer Angestellter bei Mercedes und dem Familienleben in Göppingen: „Das ist mein Baby, ich bin Feuer und Flamme.“ Ihn beflügelten Momente wie jene, wenn ihm Eltern erzählten, dass ihre Kinder nach dem Konzertbesuch beispielsweise Klavier spielen lernen wollten.

Im vergangenen Jahr fand das fünfte Konzert unter dem Motto „Respekt und Frieden“ am 11. November in Göppingen mit dem Daimler Sinfonieorchester statt, das bereits 2016 beim Bürgerfest des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin gespielt hatte. Unter der Leitung des Dirigenten Matthias Baur wurden in Göppingen Stücke wie das „Scherzo“ aus der Großen C-Dur Sinfonie von Franz Schubert, ein Medley aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin oder die eigens für das Daimler-Orchester arrangierten Werke „Out of Africa“, „Viva la Vida“ und „El Dorado“ gespielt. Das Publikum füllt die Göppinger Stadthalle inzwischen. Diesmal kamen rund 700 Besucher.

Der Erlös geht unter anderem an den Göppinger Kinder-Hospizdienst

Der Erlös der Konzerte wird stets einem guten Zweck gespendet. Im vergangenen Jahr kamen 4500 Euro zusammen, davon erhielt der Malteser Kinder-Hospizdienst in Faurndau 1500 Euro, die Arche Intensiv-Betreuung für Kinder 1000 Euro, weitere 2000 Euro gingen an die Lernstiftung Hück des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG, Uwe Hück.

Derzeit arbeitet Yavuz an der sechsten Auflage seines Benefizkonzertes. „Nach dem Konzert ist vor dem Konzert.“ Welche Künstler dann auf der Bühne stehen werden, weiß Okan Yavuz jetzt noch nicht. Was bereits fest steht, ist jedoch der Termin: es wird der 20. Oktober sein.