Vor den Flaggen der Türkei, Deutschland und Syrien präsentiert das Klavierduo Motus im Hospitalhof Werke von Brahms, Schubert und Yildirim. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das Deutsch-Türkische Forum hat bei einem Benefizkonzert im Hospitalhof etwa 14.000 Euro gesammelt als Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien.

Musik kann in der Tat nicht den Schmerz derer lindern, die bei der türkischen Erdbebenkatastrophe ihre Angehörigen und Freunde verloren haben. Aber gemeinsam Musik erleben ermöglicht Anteilnahme, schafft eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit – mit diesen Worten hat es Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann auf den Punkt gebracht, weshalb viele hundert Menschen am Freitagabend im Großen Saal des Hospitalhofs zusammenkamen. Dort gab es ein Benefizkonzert zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien. Dazu hatte das Deutsch-Türkische Forum in Stuttgart eingeladen, das evangelische Bildungszentrum hat dafür kostenlos den Raum überlassen.

Fast 14.000 Euro an Spendengelder

Und um Spenden ging es natürlich auch an diesem Abend: 8000 Euro seien schon vor der Veranstaltung zusammengekommen, so Kerim Arpad, Geschäftsführer des Deutsch-Türkischen Forums. Und weitere fast 6000 Euro waren es nach diesem Abend mit Klassik und Jazz. Es war ein hochkarätiges Programm mit jungen Musikerinnen und Musikern aus Stuttgart und der Region, viele mit türkischem Migrationshintergrund.

Etwa die Pianistin Elif Sahin, die unter anderem hier an der Musikhochschule Klavier lernte und inzwischen auch mit dem Ersten Preis der Hugo-Wolf-Akademie ausgezeichnet wurde. Sahin präsentierte zum Anlass dieses Abends die Uraufführung ihrer Komposition „Sei Hoffnung für die Mädchen Anatoliens“. Ein international besetzter Mädchenchor sang diese Zeilen immer wieder in betörendem Ton, eine Sprecherin trug dazu Passagen gegen Kriegsleid und für Chancengleichheit vor, die parallel dazu auch auf einer Videoleinwand zu lesen waren.

Minister Bayaz erinnert an seine Großeltern aus der Erdbebenregion

Auch Türkü Su Dilan Özkaya lernte hier Klavier an der Musikhochschule unter Peter Nagy. Mit Kompositionen von Brahms und Schubert bewegten sie sich in vertrauterem Gefilde, mit Melis Ertürk stellte sie sich zunächst als Klavierduo Motus vor. Anschließend begleitete sie die Violinistin Aylin Köybasi in dem Stück „Kaddisch“ von Maurice Ravel. Damit wird im Jüdischen ein Gebet für die Verstorbenen bezeichnet, entsprechend innig war der Vortrag.

Man mag sich da an die einleitenden Worte dieses Abends von Landesfinanzminister Danyal Bayaz (Grüne) erinnern, der die Fotografie des Vaters wieder in Erinnerung ruft, der mit leerem Gesicht die Hand seiner Tochter festhält, die neben ihm tot unter Trümmerbergen liegt. „Auch meine Großeltern kommen aus dieser Region“, stellte Bayaz fest und forderte vor allem viel mehr unbürokratische Hilfe: Vor Ort in der Erdbebenregion, aber auch hier für die Geflüchteten und jene, die Geflüchtete aufnehmen.

Nächstes Benefizkonzert am 12. März in den Wagenhallen

Hilfsappelle formulierte auch der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, jetzt als Kuratoriumsvorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums. Er weiß natürlich, wie viele Menschen türkischer Herkunft hier in Stuttgart leben, ob mit oder ohne deutschen Pass. Und er weiß auch um deren Engagement für die Landsleute. „Das Deutsch-Türkische Forum wird sich weiter für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien engagieren“, versprach Schuster. Denn auch wenn an diesem Freitagabend parallel ein Benefizkonzert für die syrischen Erdbebenopfer im Laboratorium stattgefunden hat, gehörten an diesem Abend im Hospitalhof die Gedanken sowie die Hilfsgelder auch jenen, die in Syrien davon betroffen sind.

Im Hospitalhof ging der Abend mit jazzigen Klängen zu Ende. Und mit Pop- und Rockmusik geht es weiter mit den Hilfsaktionen des Deutsch-Türkischen Forums für die Erdbebenopfer, und zwar am 12. März von 16 Uhr an in den Wagenhallen. Da treten die Bands Parallel, Engin, Limanja, Candost & friends sowie Mert Eylem auf. Dieses Konzert ist aber nicht als Party konzipiert, sondern soll Aufmerksamkeit schaffen, um Spenden zu generieren, um Hilfe zu aktivieren, vor Ort und hier in der Stadt.