Alicia Amatriain und Friedemann Vogel bei der Aufführung von „Legende“ Foto: Stuttgarter Ballett

Am 6. Dezember werden das Stuttgarter Ballett und die Cranko-Schule für die guten Gaben zuständig sein. Dann schütten sie im Opernhaus bei der Benefizgala für die Aktion Weihnachten einen Sack voller Tanzüberraschungen aus. Mit dabei: Alicia Amatriain, eben zur Kammertänzerin gekürt.

Stuttgart - Für das Stuttgarter Ballettpublikum ist es eine außergewöhnliche Situation: Gleich mehrere Kammertänzer werden am Werk sein, wenn Stuttgarter Ballett und John-Cranko-Schule die schöne Tradition jung halten und auch dieses Jahr wieder für die Aktion Weihnachten unserer Zeitung tanzen. An diesem Dienstag beginnt der Kartenvorverkauf dafür.

Alicia Amatriain, Friedemann Vogel und Jason Reilly, drei der Starsolisten der Kompanie, tun das seit vielen Jahren, bei der Neuauflage der Gala am 6. Dezember im Opernhaus allerdings erstmals im Rang von Kammertänzern. Mit dem in Stuttgart äußerst selten verliehenen Titel haben die Staatstheater vor kurzem die drei Tänzerpersönlichkeiten für ihre enge Verbundenheit mit dem Stuttgarter Ballett ausgezeichnet – und für die beispielhaften Karrieren der drei, deren international gefeierte Kunst auch auf Stuttgart zurückstrahlt.

Während sich das Gala-Publikum am Vormittag des Nikolaustags auf ein abwechslungsreiches Programm freuen darf, ist Alicia Amatriain gerne dabei, um Gutes zu tun. Wie alle anderen Tänzer verzichtet die Spanierin zu Gunsten der Aktion Weihnachten auf ihre Gage. Und erinnert sich an das Glück, das ihr selbst als Cranko-Schülerin widerfahren ist. Ihr Diplom als Bühnentänzerin konnte Alicia Amatriain 1998 an der berühmten Stuttgarter Ballettschule nämlich nur machen, weil sie von Birgit Keil und deren frisch gegründeter Tanzstiftung unterstützt wurde – als überhaupt erste Stipendiatin. „Eine Ausbildung in einem Land wie Deutschland zu finanzieren war damals sehr teuer“, erinnert sich die Tänzerin. Als auch Alicia Amatriains älterer Bruder ein Studium aufnahm, konnte ihre Familie die Kosten nicht mehr allein stemmen.

Alicia Amatriain ist ein international gefragter Star

Auch dank dieser Förderung ist Alicia Amatriain heute einer der großen Stars des Stuttgarter Balletts. Ihr Markenzeichen ist eine extreme Beweglichkeit, die besonders zeitgenössische Choreografen schätzen und so die Spanierin zur begehrtesten Tänzerin der Kompanie machten. Auch international ist Alicia Amatriain gefragt. Mit Friedemann Vogel war sie im August zu Gast in Tokio und tanzte dort beim World Ballet Festival mit „Legende“ den Pas de deux John Crankos, der auch bei der Weihnachtsgala auf dem Programm stehen wird: eine mit akrobatischen Hebungen gespickte Begegnung, bei der das Vertrauen zweier Menschen ineinander in poetischen Balancen Ausdruck findet.

Am 6. Dezember wird Alicia Amatriain vielleicht nicht nur als Kammertänzerin auftreten, sondern zudem als frisch gekürte Faust-Preisträgerin. Der deutsche Theaterpreis wird am 14. November verliehen; und nachdem Alicia Amatriain zum zweiten Mal in Folge nominiert wurde, darf die Stuttgarter Ausnahmetänzerin vielleicht in diesem Jahr die Trophäe mit nach Hause nehmen.

Trotz dieser Aufmerksamkeit bleibt die Tänzerin, die im Alter von 14 Jahren aus ihrer Heimatstadt San Sebastián nach Stuttgart kam, bescheiden. „Beim Stuttgarter Ballett gibt es nicht den einen Star“, sagt sie, „hier ist die Kompanie der Star.“

Was das Stuttgarter Ballett zum Star macht, ist auch bei der Gala für die Aktion Weihnachten zu erleben: Hier gibt es ungewöhnliche Tänzer wie Elisa Badenes und Constantine Allen, die selbst Altbewährtes wie den „Grand Pas Classique“ neu entdecken lassen. Hier gibt es den Nachwuchs von der Cranko-Schule, der voll ansteckender Neugierde in die Welt des Tanzes aufbricht.

Brandneues Solo zu Chansons von Jacques Brel

Dazu hat das Stuttgarter Ballett das Glück, dass hier junge Choreografen mit fast unerschöpflichem Talent den Tanz immer wieder neu denken. Am 6. Dezember sind das: Katarzyna Kozielska, die ihrem jungen Tänzerkollegen Daniel Camargo das brandneue Solo „Firebreather“ zu Chansons von Jacques Brel auf den Leib choreografiert hat; erstmals zu sehen war es im Juni in Prag, als sich der ehemalige Stuttgarter Solist Filip Barankiewicz mit einer Gala als zukünftiger Ballettchef vorstellte. Dann ist da Fabio Adorisio, der für „in2“ zwei Tänzer mit intensiver Energie auf die minimalistischen Klavierklänge von Phil Glass antworten lässt. Und nicht zuletzt im Fokus steht Louis Stiens, der das Publikum der Aktion Weihnachten und seine beiden Kollegen Angelina Zuccarini und Robert Robinson mit einer Uraufführung beschenkt.

So bekommt man Karten für die Benefizgala

Stuttgarter Ballett und Cranko-Schule tanzen am 6. Dezember um 11 Uhr im Opernhaus für die Aktion Weihnachten. Karten für die Benefizgala gibt es zum Preis von 8 bis 57 Euro von diesem Dienstag an.

Der Vorverkauf im Shop in der Theaterpassage (Königstraße 1 D) beginnt um 10 Uhr. Telefonisch können Karten unter 07 11 / 20 20 90, online über www.staatstheater-stuttgart.de/karten/online-kaufen/ bestellt werden. (StN)