Kein Problem mit der Pose: Tamara Röske ist die Kamera gewöhnt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Tamara Röske kommt aus dem Sommerrain, kam mit dem Down-Syndrom zur Welt und steht mitten im Leben. Am Samstag gibt die aus der Kino-Komödie „Fack ju Göhte 3“ bekannte 22-Jährige beim Fellbacher City-Run das Startsignal.

Fellbach - Mehr Symbolkraft geht fast nicht: Wenn am Samstag der zweite Fellbacher City-Run über die Bühne geht, stehen nicht nur die gut 30 Teilnehmer beim erstmals veranstalteten Inklusionslauf im Rampenlicht. Am Start wird auch Prominenz mit Handicap sein. Denn neben dem Behindertensportler Niko Kappel aus Schwäbisch Gmünd, seit seiner Kugelstoß-Goldmedaille in Rio nicht nur dem Sportpublikum ein Begriff, wird sich am Samstag auch Tamara Röske die Ehre geben – und neben dem Kinderlauf auch den Inklusionslauf starten. Dem Kino-Nachwuchs ist die 22-Jährige, die in Stuttgart-Sommerrain lebt und mit dem Down-Syndrom zur Welt kam, aus der Komödie „Fack ju Göhte 3“ bekannt – als der Film im Herbst 2017 in die Kinos kam, durfte Tamara Röske bei Autogrammstunden die Werbetrommel rühren. „Ich bin mit Elyas per Du“, sagt sie selbstbewusst über die Dreharbeiten – und erzählt, dass der von unzähligen Teenie-Herzen angehimmelte Hauptdarsteller M’Barek nicht nur cool, sondern vor allem lustig ist.

Aufnahmen für Bildbände über Menschen mit dem Down-Syndrom folgten

Vor der Kamera steht Tamara Röske allerdings schon viel länger. Im Alter von elf Jahren gab es bereits ein Fotoshooting für den guten Zweck, beteiligt waren bei dem Projekt der Fotografin Conny Wenk die damaligen VfB-Kicker Silvio Meissner und Jesper Grønkjær. Aufnahmen für Bildbände über Menschen mit dem Down-Syndrom folgten, in Berlin durfte sie bei einem Shooting die Mode von Hugo Boss und Victoria Beckham präsentieren. „Das war toll, die haben meine Augen krass geschminkt“, schwärmte sie nach den Aufnahmen. Der Sprung ins Filmgeschäft gelang Tamara mit einer – allerdings nur sehr kurzen – Rolle in der Fernsehreihe „Die Toten vom Bodensee“. In der Folge „Abgrundtief“ spielt das Mädchen aus dem Sommerrain eine Wasserleiche. Kurz vor der Meucheltat stand übrigens ein Filmkuss mit dem Schauspieler Michael Kranz im Drehbuch – worüber sich Mutter Antje fast mehr Sorgen machte als ihre Tochter.

Modeljobs und Filmrollen sind nur eine Nebenbeschäftigung

Was die junge Dame auszeichnet, ist ihre erfrischende Natürlichkeit vor der Kamera – und die Fähigkeit, Herzen zu öffnen. „Beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt lief sie bei einer Modeschau von Ex-GNTM-Juror Peyman Amin mit. Der stand am Ende des Catwalks, sie ging einfach hin und küsste ihn auf die Backe, der Saal tobte“, schmunzelt Mutter Antje.

Wer nun denkt, dass das Leben von Tamara Röske nur aus Roten Teppichen, Glitzer und Glamour besteht, liegt allerdings falsch. Modeljobs und Filmrollen sind nur eine Nebenbeschäftigung, unter der Woche arbeitet sie im Lager einer Firma aus Korntal-Münchingen und packt Bademode ein – und ist glücklich, dass ein Festvertrag die bisher befristete Anstellung ersetzt hat. Langweilig wird es der jungen Frau ohnehin nicht: „Montags spiele ich im Orchester, dienstags bin ich auf dem Trampolin in der Springbude, mittwochs schwimme ich, habe schon sieben Medaillen gewonnen, donnerstags habe ich Klarinetten-Unterricht“, hat sie mal einer Reporterin in den Block diktiert. Am Samstag nun steht der Auftritt beim City-Run in Fellbach an – und vielleicht läuft die 22-Jährige ja auch gleich noch eine Runde mit.