Jürgen Hörig, bekannt vom SWR-Fernsehen, ist auch als Sänger erfolgreich. Beim „Turmspringer“ in Fellbach trat er mit seinem Gitarristen Benny Eisel auf. Foto: Eva Herschmann

Der „Turmspringer“ des Kunstvereins Fellbach ist so vielfältig wie Knut Matzen, dem die Benefiz- und Gedenkveranstaltung gewidmet ist. Die inzwischen dritte Ausgabe wurde an einen neuen Standort verlegt – was sich gelohnt hat.

Das Fest hätte Knut Matzen gefallen: Es gab ausreichend Bier und Wein, leckere hausgemachte Maultaschen-Burger, viele gute Gespräche über Kunst und Kultur, Gott und die Welt, dazu ein Programm wie eine kunterbunte Wundertüte. Bei der dritten „Turmspringer“-Veranstaltung des Kunstvereins im Gedenken an den Ende 2021 im Alter von 80 Jahren verstorbenen langjährigen Vorsitzenden traten Künstler zugunsten bedürftiger Menschen und Vereine aus Fellbach auf – ganz im Sinne von Knut Matzen, der sich Zeit seines Lebens für seine Mitmenschen engagiert hat.

 

Knut Matzen, langjähriger FW/FD-Gemeinderat, war am Samstag immer dabei: In den Gesprächen, in Gedanken, aber auch in Bildern auf einem Monitor im Foyer im Haus in der Blumenstraße 47 in Schmiden. Knut Matzen mit einer Pfeife im Mund, zwischen Fahrrädern, die er für Geflüchtete repariert und fahrtauglich gemacht hat, oder im Kreis seiner Turnkameraden.

Matzen – immer für eine Überraschung gut

Ein Bild hat sich ganz besonders ins Stadtgedächtnis eingeprägt: Wie Knut Matzen in Badehose bei der Eröffnung des F3, des über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Fellbacher Badetempels, einen Handstand auf dem Drei-Meter-Sprungturm wagte und sich als erster in das Becken stürzte. Diese Aktion war typisch für Knut Matzen, der in der Stadt nicht nur wegen seiner Tätigkeit als Tierarzt bekannt wie ein bunter Hund war, sondern auch, weil er, siehe sein viel beachteter Auftritt zur Baderöffnung im Jahr 2013, immer für eine Überraschung gut war.

Livemusik, Kleinkunst, Performance, Lyrik, Essen und Trinken – und alles für den guten Zweck. In den ersten beiden Jahren war die Gedenk- und Benefizveranstaltung im Sommer auf dem vereinseigenen Kunststückle an der Esslinger Straße gefeiert worden. Für die dritte Auflage hat sich der Kunstverein im November bei Caroline Birkle in deren Digital Co-Working Space eingenistet.

Eine gute Entscheidung sei das gewesen, sagte Tina Matzen, die Tochter von Knut Matzen. Sie ist seit 2013 dessen Amtsnachfolgerin als Vorsitzende des Kunstvereins. Nicht nur, weil die Gastgeberin äußerst kooperativ und zuvorkommend sei. „Wir kollidieren bei dem Termin auch mit weniger Veranstaltungen. Wir kommen gern im nächsten Jahr wieder, wenn wir dürfen.“

Eine Veranstaltung mit gut 200 Besuchern, die bewirtet und unterhalten werden wollen, lässt sich nur mit viel Engagement und Unterstützung stemmen. An beidem hat es Knut Matzen nie gemangelt. Und das gilt auch für das Fest in seinem Gedenken. Joachim Kurrle von der Firma Mize hatte die Zelte für die Bewirtung im Außenbereich kostenlos gebracht und aufgestellt, Markus Sauber vom Soundland stellte Technik, Sound- und Lichtanlage zur Verfügung, die Stadtwerke waren mit Kabel und Strom zur Stelle. Von der katholischen Kirchengemeinde Oeffingen kamen Bierbänke, Grill und Gas, das Schmidener Gustav-Stresemann-Gymnasium hatte die Bühne geliehen, und die Künstlerinnen und Künstler spendeten ihre Gage für den guten Zweck.

Eine Performance muss ausfallen

Es gab zwei Änderungen im Programm. Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, die Schirmherrin der Turmspringer-Veranstaltung, musste krankheitsbedingt absagen, stattdessen übernahm Baubürgermeisterin Beatrice Soltys das Grußwort der Stadt. Auch die von Wolfgang Schmuck geplante Performance fiel kurzfristig aus.

Geboten war dennoch genug. Für das optische Highlight sorgte Birgit Welz. Sie schwebte in einem kunstvollen von Ina Reicherter-Kappler entworfenen Gewand durch den Saal, das Foyer und den Kunsthandwerkermarkt im ersten Stock und verteilte Schaumküsse – eine Werbung für „artsmeetfashion“, der Vernissage mit Catwalk der Jahresausstellung der Fellbacher Kunstschaffenden am Donnerstag, 21. November.

Im Saal spielte derweil die Musik. Die Paper Moon Swing Combo um den US-amerikanischen Trompeter Gene Clarke versetzte das Publikum in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrtausends. Sänger und SWR-Moderator Jürgen Hörig und sein Gitarrist Benny Eisel boten deutsche und englische Texte mit eingängiger Musik, The Mash Up Dudes um Sänger Markus Brendel mixten den Text von „Atemlos" zur Melodie von „Hotel California“, die Band So semmer halt rockte auf Schwäbisch. Lara Fee präsentierte Poetry Slam und Stefan Gerber eine Feuerspuckshow. Ja, Knut Matzen hätte das kunterbunte Kulturfest zweifelsohne gefallen.

Der Mann und eine Erinnerung an ihn

Der Namensgeber
 Knut Matzen war ein allseits beliebter Menschen- und Tierfreund und bekannt dafür, dass er nie ein Blatt vor den Mund nahm. 30 Jahre lang saß er als Gemeinderat für die Freien Wähler/Freien Demokraten im Stadtparlament, sein Engagement ging aber weit über das Politische hinaus. Matzen war fast 30 Jahre Vorsitzender des Kunstvereins Fellbach und engagierte sich sozial, etwa für Geflüchtete.

Die Veranstaltung
 Kurz nach dem Tod von Knut Matzen im Dezember 2021 kam die Idee auf, in seinem Gedenken eine jährliche Benefiz-Veranstaltung zu organisieren. In den vergangenen beiden Jahren gingen der Wanderpokal „Der Turmspringer“ und Spenden an den Freundeskreis Asyl und den Fellbacher Tafelladen, diesmal wurde für die Aktion 6666 der Fellbacher Zeitung und den Naturschutzbund gesammelt.