Der kranke Robin Schmetzer hofft, dass ihm eine mit Spenden finanzierte Therapie helfen kann. Der Verein Weissach Klimaschutz konkret, hier Silke Müller-Zimmermann an der Nähmaschine, näht und verkauft zu Robins Gunsten Taschen aus Kinofilm-Bannern. Foto: Stoppel

Der 18-jährige Robin Schmetzer aus Weissach im Tal ist schwer krank. Um ihm eine Stammzellentherapie zu ermöglichen, ist eine Hilfsaktion ins Rollen gebracht worden, die Anteilnahme ist groß.

Weissach im Tal - Robin Schmetzer braucht viele Unterstützer. Vor kurzem hat der 18-jährige Weissacher erfahren, dass er unter Spinocerebellärer Ataxie Typ 2 leidet. Bei dieser seltenen, genetisch bedingten und bislang nicht heilbaren Krankheit sterben die Nervenzellen im Kleinhirn und im Rückenmark ab. Das führt zu Koordinierungsstörungen bei Bewegungsabläufen, zu Schluckbeschwerden und Sehstörungen. „Irgendwann werde ich im Rollstuhl landen“, sagt der angehende Industriemechaniker, der erst nach einer zweijährigen Odyssee von Arzt zu Arzt erfahren hat, woran er erkrankt ist.

Eine niederschmetternde Diagnose für Robin und seine Familie, die nun verzweifelt nach Möglichkeiten sucht, um den Verlauf der Krankheit, die bei Patienten meist erst im Alter zwischen 30 und 40 Jahren ausbricht, zu verlangsamen. Bei ihrer Suche sind die Schmetzers im Internet auf eine Behandlung mit Stammzellen gestoßen, die eine Klinik in Thailand anbietet.

Mehr Lebenszeit für Robin

„Das ist derzeit der einzige Hoffnungsschimmer für uns“, sagt Robins Opa Michael Clauss. Die Behandlung sei teuer – rund 30 000 Euro müssten die Patienten für eine 25 Tage dauernde Therapie bezahlen, die Robin zwar nicht gesund machen, aber vielleicht den Verlauf der Krankheit verzögern könne. Ein Herzenswunsch von Robin und seiner Familie. Der Backnanger Verein Sternentraum 2000 hat sich eben die Erfüllung solcher Träume kranker Kinder und Jugendlicher zur Aufgabe gemacht und deshalb ein Spendenkonto für den 18-Jährigen eingerichtet. Das Motto: „Spendet Robin Lebenszeit.“

Auch viele andere setzen sich für den 18-Jährigen ein – seine Mitschüler an der Berufsschule etwa verkaufen Kuchen für Robin. „Die Anteilnahme ist sehr groß“, erzählt Sabrina Clauss-Schmetzer, die sagt, dass Robin – wenn alles rund laufe – bereits im August seine Reise antreten könne: „Die Unterlagen haben wir alle hingeschickt.“

Alle Taschen sind Unikate

Der Verein Weissach Klimaschutz konkret hat für Robins Sache sogar Helden wie Spider-Man eingespannt: einige Vereinsmitglieder nähen aus ausgemusterten Bannern, die zuvor im Kino Universum für Kassenschlager geworben haben, unterschiedlichste Taschenmodelle. Alles Unikate, die zugunsten von Robins Sache verkauft werden: Sport- und Laptoptaschen, Taschen, in denen Yogamatten, der Wochenmarkteinkauf oder sechs Flaschen Bier und eine Tüte Chips befördert werden können.

Auch Geld- und Kulturbeutel gehören zum Sortiment, mit dessen Verkauf nicht nur Robins Behandlung, sondern auch künftige Ausgaben mitfinanziert werden sollen. „Wir wohnen in einem alten Haus“, erzählt Sabrina Clauss-Schmetzer: „Robin verletzt sich dauernd beim Treppensteigen.“ Eher früher als später werde man das Gebäude wohl umbauen und mit einem Aufzug versehen müssen, sieht Michael Clauss voraus.

„Wir wollen Robin und seine Familie längerfristig unterstützen“, sagen dazu die Vereinsvorsitzenden von Weissach Klimaschutz konkret, Sabine Löchelt und Silke Müller-Zimmermann. Weitere Helfer, die mitnähen oder die etwa zehn auf 15 Meter großen, gestifteten Banner zuschneiden wollen, seien daher sehr willkommen.

Hoffnungsschimmer für Robin

Hilfe: Wer Robin Schmetzer helfen möchte, kann für ihn eine Spende auf das Konto des Backnanger Vereins Sternentraum 2000 überweisen oder eine Kinobanner-Tasche kaufen, den Verkaufserlös stiftet der Verein Weissach Klimaschutz konkret komplett für Robin. Die Taschen erhält man im Bazärle in Weissach-Cottenweiler, Schillerstraße 9, weitere Informationen findet man auf der Homepage.

Stammzellen: Embryonale Stammzellen können sich unbegrenzt vervielfältigen und alle Zelltypen des Körpers bilden. Gewonnen werden sie aus wenige Tage alten Embryonen, was ethisch umstritten ist, da diese dabei zerstört werden. In Deutschland erlaubt ist nur die Einfuhr und die Verwendung humaner embryonaler Stammzellen zu genehmigungspflichtigen Forschungszwecken. Adulte Stammzellen sind auch nach der Geburt im Körper und sorgen für die Erhaltung und Regeneration des Gewebes. Eine seit Jahren praktizierte Therapie mit adulten Stammzellen ist die Knochenmarkstransplantation bei Leukämiepatienten.

Therapie: Wissenschaftler schreiben Stammzellen einiges Potenzial bei der Heilung von Krankheiten zu, bei denen Zellen degenerieren oder absterben, etwa Parkinson oder Alzheimer. In Deutschland gibt es dazu teils klinische Studien. Patienten im Better Being Hospital in Bangkok werden laut dessen Internetseite bereits jetzt mit adulten Stammzellen therapiert, etwa bei Muskeldystrophie, ALS oder Spinocerebellärer Ataxie. Die Behandlungsmethode ist hierzulande umstritten. Ergänzt wird die Therapie durch Physio- und Ergotherapie, Akupunktur und eine Ernährungsberatung.