Bei Houseparty können sich bis zu acht Personen per Videoanruf zu einer digitalen Party treffen. Foto: imago images/Hans Lucas

Die App Houseparty erfreut sich derzeit immer mehr an Beliebtheit – vor allem bei Jugendlichen. Aufgrund mangelnden Datenschutzes wird die Kritik an der App aber lauter.

Stuttgart - Viele, vor allem junge Leute, wollen sich trotz der Corona-Pandemie ihre geselligen Abende nicht verbieten lassen und treffen sich nun einfach online mit ihren Freunden. Dort spielen sie gemeinsam Partyspiele, hören zusammen Musik, oder quatschen mit Hilfe von nützlichen Apps in einer lustigen Runde über die vergangenen Tage. Eine App, die schon seit einigen Jahren auf dem Markt ist, gewinnt deshalb gerade immer mehr an Beliebtheit: die App Houseparty. Sowohl in den Download-Charts von Android als auch von IOS gehört Houseparty zu den mit am meisten heruntergeladenen Apps in den vergangenen Tagen. Und auch der Videokonferenzdienst Zoom, der häufig für berufliche Meetings genutzt wird, erhält aufgrund der Corona-Krise immer mehr Zulauf.

Houseparty trifft Nerv der Zeit

Mit den geselligen Optionen und integrierten Spielen trifft vor allem Houseparty den Nerv der Zeit: Bis zu acht Personen können sich per Videoanruf zu einer digitalen Party treffen, miteinander chatten, oder gemeinsame Party-Spiele wie „Wer bin ich“ spielen. Eine willkommene Abwechslung, in Zeiten, in denen der soziale Kontakt auf das Nötigste beschränkt werden soll. Das besondere an der App: wie auf einer realen Hausparty lassen sich ganz einfach auch neue Leute kennen lernen. Wie das geht? Sobald einer der eigenen Freunde ein Gespräch startet, wird dem User das anzeigt. So kann er dem virtuellen Raum, der dadurch entsteht, beitreten und hat die Möglichkeit neue Freunde kennen zu lernen. Wer das nicht möchte, kann seine Houseparty auch auf privat stellen. Dann können nur ausgewählte Freude an dem Gespräch teilnehmen. Auch wenn viele Jugendliche die Funktionen der App schätzen, werden vermehrt Stimmen laut, die App aus Datenschutzgründen nicht weiter zu benutzen.

Datenschutzexperten äußern Bedenken

Lädt man Houseparty auf sein Handy, wird schnell deutlich, dass die Anbieter viele Daten abfragen. Neben dem Zugriff auf die Kamera und auf das Mikrofon, die für den Videoanruf benötigt werden, verlangt die App auch Zugriff auf die Kontaktliste des Telefons und auf die Facebook-Freundesliste. Das Ziel: Kontakte ausfindig machen, mit denen man eine Houseparty feiern kann. IT-Sicherheitsexperte Mike Kuketz, der unter anderem für Baden-Württembergs Datenschutzbehörde tätig ist, bezeichnet die App in seinem Blog, auf dem sich der Experte mit IT-Sicherheit und Datenschutz befasst, als „eine Party ohne Datenschutz“. „Einfach unverantwortlich“ findet er die Einbindung von Facebook-Bausteinen in der App. In seinem Blogpost erklärt er weiter, dass sobald die App geöffnet werde, der „Zeitpunkt an Facebook mitsamt Modellinformationen über das verwendete Gerät, den Namen des Mobilfunkanbieters, die Google-Advertising-ID des Geräts sowie die anhand der IP-Adresse ermittelte Zeitzone“ übertragen werden. Laut der Recherche der IT-Seite heise online gab auch Zoom Daten von IOS-Usern an Facebook weiter – auch von Usern, die gar kein eigenes Facebook-Konto hatten. Der Videokonferenzdienst gab nun allerdings bekannt, dass die Weitergabe der Daten mit dem neuesten Update der App eingestellt wird.

„Das ist reine Datensammelei“

Auch, dass man nach der Anmeldung mit einer E-Mail-Adresse später auch noch die eigene Handynummer angeben muss, um laut den Machern von Houseparty „herausfinden zu können, ob es sich bei dem User um eine reale Person handelt“ kritisiert Kuketz. „Das ist reine Datensammelei“, so der Experte weiter. Das Technik-Magazin Androidpit zeigt ebenfalls Bedenken an der App. In einem Beitrag wird aufgezeigt, dass Houseparty, das zum amerikanischen Anbieter Life on Air gehört, die gesamten Video- und Tonaufnahmen der Teilnehmer speichert. Zudem gibt der User durch die Nutzungsbedingungen, welchen man bei der Installation der App zustimmen muss, dem Anbieter die Erlaubnis „den Inhalt aller Kommunikation, die über den Dienst geführt wird, einschließlich aller Ideen, Erfindungen, Konzepte, Techniken oder Know-how für die Entwicklung, Gestaltung und/oder Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen verwenden“ zu dürfen.

User sollten Vorsicht walten lassen

Die Passage scheint sehr schwammig formuliert zu sein, und das wohl mit Absicht. Die Experten von Androidpit sind sich in ihrem Beitrag aber sicher, dass Houseparty dank der Passage zum einen alle Gespräche aufzeichnen darf, aber auch den Inhalt für sich nutzen kann. Fällt einem der Houseparty-Gäste also die Jahrhundertidee während eines Online-Treffens ein, darf das Unternehmen die Idee wohl für sich beanspruchen. Auch auf der Online-Seite des Magazins GameStar wird empfohlen, dass die Nutzer Vorsicht walten lassen sollen, „was sie von sich über die App preisgeben“.