Dieses derzeit leer stehende Gebäude im Fasanenhof soll zur neuen Heimat von Hunderten Polizisten werden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

300 Polizisten müssen ein Dienstgebäude an der Pragstraße verlassen, weil dort stinkende Dämpfe austreten. Der Großteil von ihnen soll in den Fasanenhof ziehen. Doch das dauert vielen zu lang.

Stuttgart - Im Eingangsbereich stapelt sich der Müll, an der Wand hängt noch ein Wegweiser des Energieversorgers EnBW. Das siebengeschossige Gebäude im Gewerbegebiet Fasanenhof liegt derzeit im Dornröschenschlaf. Das soll sich bald ändern. Rund 200 Polizisten sollen von der Pragstraße hinauf auf die Filder in den Eichwiesenring ziehen. Das ehemalige EnBW-Gebäude steht seit längerem leer. Jetzt hat das Land zugeschlagen. Denn in Stuttgart müssen Hunderte Polizeibeamte dringend anderswo untergebracht werden.

Grund ist wie berichtet die Luft in einem Teil des großen Polizeiareals an der Pragstraße. Eines der Gebäude dort fällt seit Jahren durch unangenehmen Gestank auf. Drei Gutachten hat es im Lauf der Zeit gegeben, zusätzlich im vergangenen Jahr eine Untersuchung durch das Landesgesundheitsamt. Laut Polizeisprecher Stefan Keilbach sind dabei verschiedene Stoffe und Belastungen der Luft festgestellt worden, allerdings keine Überschreitungen von Grenzwerten. Trotzdem sind verschiedene Räume bereits seit längerem geschlossen, Schwangere in andere Dienststellen verlegt worden. 60 der rund 300 Beamten aus dem Gebäude sind inzwischen umgezogen, der Rest soll möglichst bald folgen.

Umbau für mehrjährige Nutzung

Doch ganz so schnell wie erhofft wird das nicht gehen. Denn das Haus im Fasanenhof, das als neuer Sitz für die Einsatzhundertschaft und mehrere Kriminalinspektionen dienen soll, muss erst noch hergerichtet werden. Beim Amt Stuttgart des Landesbetriebs Vermögen und Bau rechnet man damit, dass der Umzug Mitte des Jahres erfolgen kann.

„Wir machen kein Provisorium daraus, sondern richten uns auf eine mehrjährige Verweildauer ein“, sagt dessen Leiter Roland Wenk. Dementsprechend müsse das Gebäude für eine polizeiliche Nutzung umgerüstet werden. Das bedeutet unter anderem: höhere Sicherheitsvorkehrungen, zusätzliche Duschen, besserer technischer Standard. Die Arbeiten laufen bereits, doch sie werden noch dauern. Das Amt veranschlagt dafür Kosten zwischen einer und 1,5 Millionen Euro.

Der Umbau muss auch deshalb gründlich erfolgen, weil sich für das Pragareal keine schnelle Lösung abzeichnet. Beim Land überlegt man, was mit dem betroffenen Gebäude dort passieren soll. Wahrscheinlich ist ein Abriss, doch dann stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, das gesamte Gebiet einzubeziehen. Schließlich ist das ehemalige Industrieareal ursprünglich nicht für die Bedürfnisse der Polizei errichtet worden. „Der betroffene Altbau liegt so zentral und strategisch im Gelände, dass man auch über eine große Lösung nachdenken muss“, sagt Wenk. Sprich: Abriss des gesamten Areals. Das würde aber hohe Kosten verursachen. Deshalb sollen jetzt Machbarkeitsstudien und Finanzierungsüberlegungen folgen.

Betroffene klagen über Zustände

Dass es bis zum Umzug für viele Polizisten noch Monate dauert, gefällt manchen Betroffenen überhaupt nicht. Mehrere anonyme Schreiben von Beamten an unsere Zeitung zeigen das. „Obwohl die Problematik bereits Mitte 2016 von der Hausspitze weitergegeben wurde, müssen wir uns auch 2018 noch immer in diesen belasteten Räumen aufhalten“, heißt es in einem davon. Gerade jetzt während der Heizperiode, aber auch im Hochsommer fingen die Stoffe in der Bausubstanz an zu gasen, „dann wird es richtig unangenehm“. Dass das nicht gesundheitsschädlich sein soll, könnten viele Kollegen nicht glauben, heißt es da. Zudem sei gar nicht überall gemessen worden.

Auch in einem anderen Brief ist die Rede von erheblichen gesundheitlichen Bedenken. Und es wird behauptet, es gebe durchaus gesundheitliche Auffälligkeiten bei Kollegen. Einer klage deshalb gegen das Land. Das allerdings können so weder das Innenministerium noch die Stuttgarter Polizei bestätigen. „Das Thema hat für einige Unruhe gesorgt, aber die Kollegen dort sind von Anfang an offen informiert worden. Von einer konkreten Klage ist uns nichts bekannt“, sagt Sprecher Stefan Keilbach. Alle Beteiligten betonen erneut, es gebe keine Erkenntnisse über eine Gefährdung. „Der Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter ist sehr wichtig“, so Keilbach.